Economy | Stiftung Sparkasse

„Klare Entscheidungen“

Der neue Präsident der Stiftung Sparkasse Konrad Bergmeister über seine Wahl, die Krise in der Bank, die anstehende Haftungsklage und seine Gegner in der Sparkasse.
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Foto: unibz

Der Friedensstifter Karl Franz Pichler hat sich durchgesetzt. Wie salto.bz exklusiv berichtet hat, spitzte sich seit Monaten in der Stiftung Sparkasse die Neuwahl des Verwaltungsrates zu. Vordergründig ging es um ein Stechen zwischen Reinhold Marsoner und Konrad Bergmeister um das Amt des Präsidenten. In Wirklichkeit kämpften beide Gruppen um jeden Platz im Verwaltungsrat. Vergangene Woche hat dann der scheidende Präsident Karl Franz Pichler ein Machtwort gesprochen und eine Kompromissvorschlag vorgelegt: Acht Kandidaten, mit Präsident und Vizepräsident. Ohne Gegenkandidaten.
Auf der Sitzung am Mittwoch Abend ging dieser Vorschlag dann mit absoluter Mehrheit durch. Konrad Bergmeister wurde von über 20 der 26 anwesenden Stiftungsräte zum neuen Präsidenten gewählt, Letizia Ragaglia zu seiner Stellvertreterin. Zudem wurden Luca Collareta (Meran), Thomas Demetz (St. Christina), Ingrid Hofer (Meran), Reinhold Marsoner (Eppan), Gunther Waibl (Bruneck) und Klaus Widmann (Bozen) in der Verwaltungsrat gewählt. Im Aufsichtsrat wurde Gerd Baumgartner bestätigt. Neu hingegen sind Renate Mattivi und Francesca Pasquali.
Unmittelbar nach seiner Wahl sprach salto.bz mit dem neuen Stiftungspräsidenten.

Salto.bz: Herr Bergmeister, Sie sind gerade eben zum neuen Präsidenten der Stiftung Sparkasse gekürt worden. Was reizt Sie an diesem Amt?

Konrad Bergmeister: Auf der einen Seite ist es die Verantwortung für das Land bzw. für die Menschen dieses Landes etwas zu tun. Ich habe persönlich in meiner Jugend und dann vor allem in den Entwicklungsjahren sehr viel öffentliche Hilfe erfahren, mit der ich dann überhaupt meinen Weg des Studiums machen durfte. Das betrachte ich immer noch als einen ganz wertvollen Beitrag für meine persönliche Entwicklung und ich möchte jetzt etwas zurückgeben. Auf der anderen Seite ist so, dass ich gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Verwaltungsrates ganz sicher strategische Überlegungen anstellen werde, wie wir auch kleine Investitionen tätigen können, um ganz gezielt die Jugend in diesem Land zu unterstützen.

„Ich habe persönlich in meiner Jugend sehr viel öffentliche Hilfe erfahren, mit der ich dann überhaupt meinen Weg des Studiums machen durfte. Das betrachte ich immer noch als einen ganz wertvollen Beitrag für meine persönliche Entwicklung und ich möchte jetzt etwas zurückgeben.“

Sie dürfen als Stiftungspräsident das ganze Jahr Nikolaus spielen?

Das möchte ich absolut nicht. Sondern primär sollte analysiert werden, was macht längerfristig Sinn. In welche Bereichen sollte man finanzielle Hilfen vergeben, damit sich dieses Land europäisch weiterentwickelt und die Jugend eine Chance hat. Zudem möchte ich nochmals reflektieren, wo man sozial und kulturell Hilfe leisten kann, damit bestimmte Programme und Projekte überhaupt realisiert werden können. Es soll absolut kein Gießkannenprinzip umgesetzt werden, sondern eine gezielte Förderung ausgewählter Projekte.

Die Südtiroler Sparkasse macht seit zwei Jahren die schwerste Krise ihrer Geschichte durch. Eine Krise, die längst auch an der Substanz der Stiftung zehrt?

Ehrlich gesagt muss ich mich in dieses Thema erst einarbeiten. Mein derzeitiger Informationsstand ist jener aus der Presse. Detaillierte Informationen habe ich aber noch nicht.

In der Stiftung stehen demnächst zwei richtungsweisende Entscheidungen an. Am 31. Mai fällt die Entscheidung über eine Haftungsklage gegen die ehemalige Bankenführung. Sie werden als Stiftungspräsident die Entscheidung auf der Gesellschafterversammlung öffentlich vertreten müssen.

Leider muss ich auch hier passen. Derzeit kenne ich weder die Faktenlage, noch die Rechtsgutachten, die angeblich vorliegen. Ich werde mir diese Gutachten, wie es meine Art ist, sehr gut anschauen und sie analysieren. Danach werden wir gemeinsam mit den anderen Verwaltungsräten eine Entscheidung treffen.

In den letzten Jahren war es so, dass der Schwanz mit dem Hund gewedelt hat. Das heißt: Die Bank hat mit der Stiftung geschafft und nicht umgekehrt. Wird das unter Konrad Bergmeister anders werden?

In allen Bereich, wo ich bisher gearbeitet habe, habe ich immer versucht klar die Richtung vorzugeben. Ich habe versucht alle Institutionen, denen ich vorstand, strategisch zu entwickeln. Und ich werde das auch in diesem Falle so handhaben. Klarerweise ist für mich aber auch das Team mit dem ich diesen Weg gehen will, sehr wichtig. Ich denke ich habe mir die notwendige Sensibilität bewahrt, diese Meinungen auch mitzunehmen. Aber am Ende treffe ich normalerweise klare Entscheidungen, die ich dann auch durchziehe.

„In allen Bereich, wo ich bisher gearbeitet habe, habe ich immer versucht klar die Richtung vorzugeben. Und ich werde das auch in diesem Falle so handhaben.“

Es hat in der Bank und in der Stiftung eine sehr mächtige Gruppe gegeben, die alles getan hat, damit Konrad Bergmeister nicht Stiftungspräsident wird. Glauben Sie, dass Sie diesen Riss jetzt kitten können?

Ich bin einer, der wenn es geht, alle auf dem Weg mitzunehmen versucht. Das möchte ich auch in der Stiftung tun. Alle Persönlichkeiten, jene die mich gewählt haben und auch jene, die mich nicht gewählt haben.

Bevor Sie am Mittwoch gewählt wurde, haben honorige Stiftungsräte wie Michl Ebner im Stiftungsrat nochmals die Frage nach Ihrer Unvereinbarkeit aufgeworfen. Der Hintergrund: Die Stiftung unterstützt die Universität, deren Präsident sie noch zwei Jahre lang sind?

Ich persönlich habe das rechtlich nicht überprüft. Man sagt mir aber, dass die Stiftung ein Rechtsgutachten eingeholt hat und meine Position und die meiner Stellvertreterin Letizia Ragaglia rechtlich in Ordnung sind. Tatsache ist, dass die Universitätsbibliothek in den vergangenen Jahren dankenswerter Weise von der Stiftung Sparkasse jährlich mit rund 160.000 Euro unterstützt wurde. Damit konnten wir ganz wichtige Entwicklungen für diese Bibliothek vorantreiben. Ich hoffe, dass das auch in der nächsten Zukunft so weitergeführt werden kann.