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Teurer Waltherplatz

Salto.bz hat über eine Bozner Facebookgruppe berichtet. Jetzt fordert ein Bozner Fotograf 12.000 Euro für den Abdruck eines Bildschirmfotos.
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Foto: upi
Karl Stanzel muss zumindest ein Fotokünstler von Weltruhm sein.
Nur so ist die Forderung erklärbar, die der Bozner Fotograf gegenüber salto.bz erhebt.
Vor wenigen Tagen hat die Salto-Herausgebergenossenschaft Demos2.0 ein anwaltschaftliches Schreiben erreicht.
In dem Brief heißt es:
 
„Ho ricevuto incarico dal signor Karl Stanzel, fotografo professionista, di procedere giudizialmente nei Vostri confronti onde ottenere il risarcimento del danno conseguente l’illegittimo utilizzo da parte Vostra di materiale fotografico coperto da diritto d’autore, così come regolato dall’art. 90 della Legge 633/1941, quantificato sulla base delle Tabelle S.I.A.E. vigenti in complessivi €. 11.285,00.- iva compresa (giusta Note Pro Forma già inoltrateVi). 
Prima di dar corso agli atti desidero compiere un ultimo tentativo di pacifico componimento invitandoVi a rimettere, entro OTTO giorni dal ricevimento della presente, l’importo complessivo di €. 11.985,00.- per capitale e mie spese e competenze, con avvertimento che, in difetto, verrà adita l’Autorità Giudiziaria senza ulteriore avviso.“
 
Die Botschaft ist klar. Eine friedliche Einigung, die 12.000 Euro kostet oder es kommt zum Prozess.
Demnach muss die Salto-Redaktion wirklich eine abscheuliche und hinterlistige Tat begannen haben.


Das Screenshot

 
Die Forderung von Karl Stanzel bezieht sich auf einen Artikel, der fast drei Jahre alt ist.
Salto.bz hat am 26. Juli 2015 über die heftige Diskussion in den sozialen Medien um das Kaufhausprojekt von René Benko berichtet.
Unter anderem war auf Facebook eine Seite mit den Namen „comitato riqualificazione Bolzano" aufgetaucht. „Questa pagina vuole infatti essere il polo di raccolta segnalazioni, proposte, soluzioni ed idee per contrastare l'attuale situazione di degrado in cui la nostra città purtroppo si trova“, hieß es auf der inzwischen gelöschten Facebook-Plattform.
Salto.bz hatten den Artikel mit einem Screenshot illustriert, der diese Facebook-Seite zeigt.
 
Karl Stanzel schickt später eine Schreiben, wonach das von der Facebookgruppe benutzte Foto des Waltherplatzes von ihm stamme. Demnach habe Salto.bz das Foto widerrechtlich genutzt. Auch dann, wenn man nur ein Bildschirmfoto aus Facebook und kein Stanzel-Foto abgedruckt hat.
Seitdem lässt der Bozner Fotograf salto.bz periodisch Rechnungen zukommen. Mit einer interessanten Rechnungsmethode. 250 Euro pro Monat in der das Foto online ist. Demnach sollte salto im November 2016 1.275 Euro für dieses Foto zahlen. Am 8. Mai 2018 folgt dann eine weitere Rechnung. Für 17 Monate plus Mehrwertsteuer 5.185 Euro.
 
Dass daraus fünf Wochen später fast 12.000 Euro wurden, mag daran liegen, dass Stanzel die Geldeintreibung inzwischen einem Anwalt übergeben hat. Dazu kommt, dass Karl Stanzel zudem anderen Honorarforderungen gegen salto.bz erhoben hat. So hat salto.bz nach dem Verfassungsreferendum als Foto des Tages eines Fotomontage mit Matteo Renzi und dem Schnalstal abgedruckt.
Auch diese Montage stammt aus einer bekannten Bozner Satireseite auf Facebook. Karl Stanzel erklärt, dass das Foto von Unsere Frau in Schnals im Hintergrund von ihm stammt. Kostenpunkt diesmal 500 Euro.
Fotograf müsste man sein.