Society | Südtirols Jugend

Was nicht blüht, das körnert nicht

Am heutigen Freitag wird der Weltjugendtag gefeiert. Aus diesem Anlass hat das Astat die Zahlenwelt der jungen Leute analysiert.

Generation Y unter der Lupe. Das Landesstatistikamtes Astat hat die Zahlen aus drei Jahren über Südtirols Jugend untersucht: vom familiären Umfeld, der Bildung, der Erwerbstätigkeit, dem Konsumverhalten bis hin zur finanziellen Situation.

 

Die schrumpfende Generation

Zur Generation Y zählen Jugendliche, die zwischen 1980 und 2000 geborenen worden sind, das sind 119.970 junge Menschen. Ihr Anteil ist seit 1990 von einem Drittel (33,7%) auf ein Viertel (23%) geschrumpft. Die Tendenz sinkt mit der Geburtenrate.

 

Hotel Mama bleibt im Trend

Auch sie selbst, die schrumpfende junge Generation, läßt sich beim Gründen einer Familie immer mehr Zeit. Sogar beim Ausziehen aus dem Elternhaus: Von den Jugendliche zwischen 20 und 30 leben mit 25.356 (56%) mehr Männer als mit 19.992 (44%) junge Frauen noch bei ihren Eltern.

Geheiratet haben vor dem 35. Lebensjahr überhaupt nur 9,2 Prozent der Männer und 16,6 Prozent der Frauen geschlossen. Die Eheschließung hat jedoch keine Auswirkungen auf die Fortpflanzung. So kommen in Südtirol beinahe die Hälfte der Kinder (47,2) außerehelich zur Welt.

 

Gern unterwegs

Auch in Sachen Mobilität hat sich einiges getan. Die Abwanderungstendenz hat sich seit 2005 verdreifacht. Allein im Jahr 2015 sind über 1.000 Südtiroler ins Ausland gezogen. Im Gegenzug kamen ungefähr 1.450 junge Ausländer ins Land. Derzeit beträgt der Anteil der ausländischen Jugendlichen 11,9 Prozent.

 

Bildung im Anstieg

Erfreulich ist auch zu hören, dass das Bildungsniveau stetig ansteigt. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Abgänger einer 4- bis 5-jährigen Oberschule von 15,6 auf 20,5 Prozent und der Personen mit einem Universitätsabschluss von 6,4 auf 9 Prozent angewachsen.

Im vergangenen Schuljahr besuchten ungefähr 19.000 Schülerinnen und Schüler unter 20 eine Südtiroler Oberschule und 5.730 einen Vollzeitkurs an einer Berufsschule.

 

In Sachen Arbeit Topwerte

Der Auftrieb in der Bildung hat auch Auswirkungen auf die Arbeitssituation. Ungefähr 7.000 junge Menschen (ein Viertel) sind zurzeit auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Lehrlinge beläuft sich auf über 3.000. Einen Blick in die Arbeitswelt werfen konnten im Sommer 2015 über 5.000 Jugendliche. Knapp 150 Jugendliche unter 20 waren gegen Ende 2015 arbeitslos gemeldet. Die durchschnittliche Jugendarbeitslosenquote 2015 betrug 11,9 Prozent (Männer 9,9%, Frauen 15,2%). Gesamtstaatlich waren es 40,3 Prozent und auf europäischer Ebene 20,3 Prozent – Südtirol weist immer noch ein Topwert auf. Aktiv am Erwerbsleben teil nehmen insgesamt 60,1 Prozent. Dabei liegt die Quote der höher gebildeten Frauen mit 48 Prozent genau 16 Prozentpunkte unter jener der Männer mit 64 Prozent.

 

Geschlechtern verdienen auch jung ungleich

Leider wird der weibliche Teil der Bevölkerung nach wie vor oft benachteiligt, wenn es um Entlohnung geht. Schon ab 20 müssen weibliche Arbeitskräfte, besonders junge Mütter, oft zurückstecken und sich mit Teilzeitverträgen oder schlecht bezahlten Jobs abfinden. Dabei sind die durchschnittlichen Gehälter zu Beginn noch relativ ausgeglichen. Dem Tagesgehalt von 54 € der Männer stehen 51 € der Frauen gegenüber. Später wird jedoch der große Unterschied deutlich.
Bei der weiblichen Bevölkerung steigt der Durchschnitt nur merklich, während die männliche Bevölkerung ihr Einkommen nahezu verdoppeln kann. Bemerkbar macht sich dies auch bei den alleinlebenden Frauen. Fast genau ein Viertel der Singlefrauen (25,5%) und 41,2 Prozent der Haushalte mit Kindern und nicht erwerbstätiger Frau verdienen weniger als 60 Prozent des mittleren Äquivalenzeinkommens.

„Junge Familien brauchen gezielte Förderungen“, ist sich auch Familienlandesrätin Waltraud Deeg sicher. Bei den Jugendlichen unter 25 ist sogar von einer Armutsgefährdungsquote von über 20 Prozent die Rede.

 

Gesund, aber auch lustig

Der Gesundheitszustand der jungen Südtiroler Bevölkerung ist hingegen gut. 92,7 Prozent schätzen ihren Gesundheitszustand positiv ein. Allgemein sind 65,7 Prozent der jungen Generation trotz eventueller Schwierigkeiten sehr mit ihrem Leben zufrieden. 42,6 Prozent betreiben regelmäßig Sport, 23,8 Prozent gelegentlich, während ein Drittel sich nie sportlich betätigt. Der Body Mass Index liegt bei 22,9 Prozent, das ist über der Norm.

Fast jedeR Vierte der Generation Y raucht, 16,9 Prozent haben den Glimmstängel weggelegt. Und drei Viertel der jungen Menschen haben im Laufe des Jahres Alkohol konsumiert, männliche häufiger als weibliche. Ein Drittel hat das kritische Maß von fünf Gläsern bei einer einzigen Gelegenheit überschritten.

Im vergangenen Jahr wurden daher nicht zufällig 221 Führerscheine wegen Trunkenheit am Steuer entzogen. Aus den Daten lässt sich entnehmen, dass sich die jugendlichen Freizeitaktivitäten hauptsächlich um eine Tageszeit dreht, um den Abend.

80 Prozent der Jugendlichen und 65 Prozent der jungen Erwachsenen besuchten im Laufe des Jahres ein Kino oder ein Tanzlokal. Um die 50 Prozent waren bei einem Konzert oder einer Sportveranstaltung dabei, 45,4 Prozent in einem Museum und 42,9 Prozent im Theater.

 

Cyberkids informieren sich

Die Generation Y gilt auch als „Digital Natives“ oder „Cyberkids“, da sie als erste Generation mit Mobiltelefon, Internet und sozialen Netzwerken aufwuchs. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass nahezu jeder ein Mobiltelefon bzw. Smartphone besitzt, über zwei Drittel der jungen Leutchen sind täglich im Internet.

Ernüchternd sind die Zahlen zur Religion: Nur 10 Prozent der Jugendlichen und überhaupt nur 6,8 Prozent der jungen Erwachsenen gehen einmal pro Woche zur Kirche oder statten einer anderen Kultstätte einen Besuch ab.

Dafür gibt es nicht die häufig zitierte Politikmüdigkeit. Im Gegenteil: Für Politik und für das Tagesgeschehen in Südtirol herrscht sogar reges Interesse unter den jungen Menschen. So geben 43,6 Prozent an, regelmäßig über Politik zu reden. Von den 15- bis 25-Jährigen lesen zwei Drittel und von den 25- bis 34-Jährigen drei Viertel mindestens einmal wöchentlich eine Zeitung.

Trotz einiger Schönheitsfehler steuert man einer rosigen Zukunft entgegen.