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Zeitgnössisches und Altbewährtes

Voller Zuversicht geht das Südtiroler Kulturinstitut in die nächste Saison. Mit einer Holzschnitt-Schau im oberen Foyer und einer bühnengerechten Programmvorstellung.
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Foto: Salto.bz

Vorwärts nach irgendwo nennt sich das Motto des Südtiroler Kulturinstitutes (SKI) für die kommenden Monate. Bei der jüngsten Programmvorstellung auf der Theaterbühne des Walterhauses in Bozen wurden nicht nur Kaffee, Säfte und Brioche serviert, sondern zunächst einmal ein knackiger Imagefilm, der die Aufgaben des SKI kompakt zusammenfasste. Dann schritt der Vorsitzende des Südtiroler Kulturinstituts Hans-Christoph von Hohenbühel zum Mikro und berichtete über gebeutelte Spielzeiten der vergangenen beiden Jahre, und über Belastungen und Unsicherheiten im Theaterbetrieb. „Doch kein noch so kompliziertes Schachbrettmuster könne“, gab sich von Hohenbühel optimistisch und kämpferisch, „der Zuversicht Einhalt“ gebieten. Wie aber die Säle füllen, wenn „viele Leute bequem geworden sind“ und „50% Auslastung das neue AUSVERKAUFT sein soll“? Auf dem Weg nach irgendwo bietet jedenfalls ein „vielfältiges Angebot“ und punktet mit einer „spannenden Mischung“. So werden in der Spielzeit 2022/23 insgesamt 37 Theatergastspiele und Konzerte in ganz Südtirol geboten. Zudem 71 Aufführungen für Kinder und Jugendliche.


Nach von Hohenbühels Einführung führte SKI-Direktor Peter Silbernagl ein Theatergespräch mit Ulrich Khuon, dem früheren Vorsitzenden der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins. Zum Theater kam der 1951 in Stuttgart geborene Khuon über seine Tätigkeit als Theater- und Literaturkritiker in den 1970er Jahren. Gute Kultur- und Theaterarbeit gelänge durch „Austausch, Durchmischung und Öffnung“ betonte er gegenüber Silbernagl und lenkte eine wichtige Erkenntnis auf eine in seinen Augen zentrale Frage, wie sich nämlich gegenwärtig und zukünftig die „verschiedenen Kulturen gegeneinander begegnen und befruchten“ könnten.
Obwohl er „dramaturgisch und künstlerisch denke,“ sei er immer derjenige gewesen, der beständig daran gearbeitet habe „den Laden zusammenzuhalten“ und der „Verbindungen zwischen den verschiedenen Theaterhäusern und anderen Strukturen“ schaffte. Khuon erzählte auch zum Umgang des Theaters mit dem Neuen Rechtsextremismus, über flache, steile und schräge Hierarchien, und über die Auseinandersetzung der Theaterwelt im Rahmen der Gender- und MeToo-Debatten.


Vom Gast zu den Gastspielen. Zu sehen sein werden 2022/23 die Uraufführungen Heldenplätze von Calle Fuhr (Volkstheater Wien), Trutz von Christoph Hein (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) und Sensemann & Söhne von Jan Neumann (Deutsches Nationaltheater Weimar). Den Blick auf Themen der Gegenwart werfen die zeitgenössischen Stücke (R)Evolution von Yael Ronen und Dimitrij Schaad (Metropoltheater München), Heilig Abend von Daniel Kehlmann (Staatstheater Nürnberg) und Vögel von Wajdi Mouawad (Thalia Theater, Hamburg). Altbewährtes kommt natürlich auch nicht zu kurz. Auf dem Programm stehen: Thomas Manns Felix Krull in einer Bearbeitung des Münchner Volkstheaters, Thomas Bernhards Alte Meister in einer Inszenierung von Dusan David Parizek, sowie die preisgekrönte Inszenierung von Molieres Der Menschenfeind am Deutschen Theater Berlin und Hugo von Hofmannsthals Klassiker als Jedermann reloaded neu aufbereitet von Philipp Hochmair. Hochmair war mit dieser Show bereits 2018 zu Gast in Bozen, im Rahmen des zeitgenössischen Musik- Tanz- und Kulturfestivals transart.
 


Musik und Literatur paaren sich beim SKI-Theaterabend Goldberg-Variationen mit der Pianistin Ragna Schirmer (Puppentheater Halle), bei Arthur Schnitzlers Reigen mit der Musicbanda Franui, bei einer musikalischen Lesung mit Harald Martenstein und Georg Clementi oder bei dem Abend über Alma Rose mit Corinna Harfouch. Auf der Bühne stehen wieder viele namhafte Schauspielerinnen wie Regina Fritsch, Sven-Eric Bechtolf, Ernst Stötzner, Gerti Drassl, Chris Pichler, Ulrich Matthes und viele mehr.
 


Das Konzertprogramm in Bruneck und Bozen lädt zu einer Klangreise durch Europa ein: Ragnhild Hemsing spielt Musik aus ihrer Heimat Norwegen auf der Violine und der Handangerfiedel. Die Sopranistin Nuria Rial präsentiert gemeinsam mit dem Stuttgarter Kammerorchester barocke Klänge zum Advent. Der Trompeter Gabor Boldoczki und das Ensemble Gabetta Consort widmen sich der französischen Barockmusik. Das finnische Vokalensemble Rajaton präsentiert seinem Namen gemäß - „Rajaton" heißt auf Finnisch „grenzenlos" - Musik über alle Genregrenzen hinweg. Auch das Ensembles Desiderio und der Pianist Lukas Sternath haben für ihren Auftritt ein nicht alltägliches Kammermusikprogramm ausgewählt. Am Silvesterabend gibt es Gesangsperlen von Orlando di Lasso bis zum Pop mit den Singphonikern
Gemäß dem Schlagsatz Vorwärts nach irgendwo soll „modernes Theater und zeitgenössisches Kulturschaffen ein wichtiger kritischer Begleiter auf dem Weg nach diesem Irgendwo sein", merken die Kulturinstitutmacher*innen an.