Politics | Verkehr

Keine Renaturierung der Autobahn

Der Begehrensantrag der Süd-Tiroler Freiheit zur Überarbeitung des Mautsystems auf der Brennerautobahn traf auf wenig Begeisterung im Landtag. Bernhard Zimmerhofer fühlt sich nicht unterstützt und wirft den Grünen Unglaubwürdigkeit vor.
Esodo estivo
Foto: A22
  • Bernhard Zimmerhofer kann es nicht verstehen. Sein in den Landtag eingebrachter Begehrensantrag zum Rückbau der Mautstationen an der A22 Brennerautobahn und den Einsatz „zeitgemäßer“ Zahlensysteme fand kaum Unterstützung, weder von anderen Fraktionen der Opposition noch von der Landesregierung und wurde bei der Abstimmung abgelehnt.
    Andreas Leiter Reber von der Freien Fraktion sieht das Vorhaben kritisch. Er sei zwar auch dafür, ein zeitgemäßes System für die Maut zu finden, dass jedoch die Mautstationen in Südtirol abgerissen werden, hält er für unrealistisch. „Was ich aber nicht verstehen kann, ist, warum hier der Kulturgrund als Argument verwendet wird. Bei all dem Kulturgrund der in Südtirol tagtäglich flöten geht, die paar Mautstellen ins Feld zu führen, finde ich nicht ganz geschickt.“ 

     

    „Es macht keinen Sinn für Südtirol, ein eigenes Mautsystem einzuführen, das nicht mit dem Rest des Staates übereinstimmt.“

     

    Auch Paul Köllensperger vom Team K sieht ein Freeflow-System grundsätzlich positiv und nennt das konkrete Beispiel der „Pedemontana Lombarda“, die Italienweit einzige Autobahn mit einem solchen Mautsystem. Er hält jedoch fest, dass Fahrer, die diese Schnellstraße benutzen wollen, zuerst ihr Fahrzeugkennzeichen und Kreditkartendaten in das Sytsem eintragen müssen. Eher umständlich für Reisende, die die Autobahn nicht regelmäßig nutzen. „Trotzdem gibt es auf der Pedemontana natürlich noch die physischen Mautstationen. Einerseits, weil es viele Telepassnutzer in Italien gibt und andererseits weil auch Touristen diese Straße befahren“, erklärt der Gelbe. Sein Kritikpunkt lautet also: Die Mautportale abzubauen, sei, Stand heute, nicht möglich. Außerdem liege es im Ermessen der Autobahngesellschaft darüber zu entscheiden, wie die Tarife eingehoben werden.

  • Der Antrag

    Die weiß-rote Fraktion setzte sich in einem Begehrensantrag dafür ein, dass die Mautstationen an der Brennerautobahn abgebaut und durch ein digitales „Freeflow-System“ ohne physische Mautstationen ersetzt werden. Bei dieser Art der Maut werden Fahrzeuge bei der Auf- und Abfahrt der Autobahn automatisch erkannt – der Mautbetrag wird anschließend digital berechnet.
    Grund für den Antrag sah die Süd-Tiroler Freiheit in der aktuellen Situation an den Mautstellen, die von Staus und Chaos gekennzeichnet sei. Durch den Abbau könne zudem eine große Fläche an verbautem Kulturgrund renaturiert werden. 
    Zimmerhofer und Co forderten daher vom Landtag, dass dieser die Zuständigkeit zur Mauteinhebung in Südtirol einfordert, die Autobahn AG zum Rückbau der Mautstationen auf ein unbedingt notwendiges Ausmaß auffordert und ein neues System der Mauteinhebung einführt.

  • Stau an den Mautstationen: Zusammen mit dem Bodenverbrauch das große Problem, so die Süd-Tiroler Freiheit. Foto: Seehauserfoto
  • Madeleine Rohrer von der grünen Fraktion nutzte ihre Redezeit für eine kleine Anekdote. Vor etwa zehn Jahren lebte die Abgeordnete in Norwegen, wo auf den Autobahnen ein Freeflow-System Verwendung findet. „Ich habe damals all meine Daten eingetragen, Rechnung habe ich bis heute keine erhalten“, so Rohrer. Und auch die von Köllensperger genannte Pedemontana habe ihre Probleme. So sei es letzthin vorgekommen, dass Personen, die über die korrespondierende App bezahlen wollten, dies nicht konnten, da die App das für das Bezahlen notwendige Passwort nicht wiederherstellen konnte. Generell seien die Grünen jedoch immer positiv gegenüber Digitalisierung eingestellt und wünschten sich ohnehin ein einheitliches Mautsystem für ganz Europa
    Nach den Äußerungen der Opposition kam das Wort zur Landesregierung und zu Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. Auch dieser übte Kritik an dem Antrag und unterstrich, dass die Landesregierung nicht zustimmen werde. „Es macht keinen Sinn für Südtirol, ein eigenes Mautsystem einzuführen, das nicht mit dem Rest des Staates übereinstimmt“, so die Einschätzung des Landesrats.

  • Replik an die Kritik

    Die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll und Bernhard Zimmerhofer, nahmen in einem jeweiligen Redebeitrag Stellung zu den Kritiken der anderen Fraktionen. Zimmerhofer warf den Grünen dabei vor, dass sie unglaubwürdig seien, wenn sie nicht der Renaturierung der großen Flächen, die von den Mautstationen beansprucht werden, zustimmen. Von Paul Köllensperger habe er indes erwartet, dass dieser als „Technikfreak“ einem modernen System zustimmen würde. An Andreas Leiter Reber richtete er die Kritik, dass sehr wohl viel Naturgrund von den Mautstationen beansprucht werde. „Man muss sich allein die Station in Sterzing ansehen“, so Zimmerhofer. Und der Landesregierung fehlten einfach die Visionen
    Knoll wies darauf hin, dass das aktuelle Mautsystem der A22 fehleranfällig und eine Zumutung für die Mitarbeiter sei, die in den Sommermonaten bei brütender Hitze den Fahrern die Autobahnkarten händisch ins Auto reichen müssten.