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Arunda 105

Rechtsanwalt Peter Tappeiner bringt mit Illustrationen von Peppi Tischler „Geschichten aus dem Gerichtssaal“ auf Papier, die zum Schmunzeln und Nachdenken anregen.
Vorstellung Arunda
Foto: Vinschger Wind
  • Als Arunda 105 sind die „Geschichten aus dem Gerichtssaal“ mit Texten von Peter Tappeiner und mit Illustrationen von Peppi Tischler erschienen. Eine wunderbare Mischung, eine Symbiose. Tappeiner beschreibt seit 2007 unter der Rubrik „Aus dem Gerichtssaal“ in der Bezirkszeitung Vinschgerwind mit brillanter Feder juristische Südtiroler Realitäten. Mit Witz und leiser Bosheit, auch aus dem Bezirksgericht Schlanders. Peppi Tischler durchleuchtet mit seinen Zeichnungen schon seit Jahrzehnten die Südtiroler Gesellschaft. Gemeinsam haben Peter Tappeiner und Peppi Tischler nicht nur das Geburtsjahr 1942, sondern auch einen feinen Humor. In der Kombination überraschend.

    „Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen“

    Zwei  bemerkenswerte und so noch nie dagewesene Buchvorstellungen, eine im alten Gerichtsaal in der Schlandersburg und eine in der Burggräfler Meraner Kellerei in Marling, hat Franz Angerer als „anklagender Staatsanwalt“ scharf und kurzweilig moderiert. Exzellente Laudatoren waren der ehemalige Gerichtspräsident Heinz Zanon, der ehemalige Kammerabgeordnete und ehemalige ff-Chefredakteur Florian Kronbichler und in Marling der ehemalige Generalsekretär der Gemeinde Meran Toni Niederstätter. Und wenn sich – neben vielen anderen – vier Richter, mit Heinz Zanon, Margit Fliri und Albert Frötscher drei pensionierte und mit Stefan Tappeiner ein am Landesgericht Bozen aktiver, zur Buchvorstellung in einem Raum zusammengefunden haben, zeugt das von Wertschätzung für die Autoren und für das Buch. 

  • Hans Wielander zur Arunda 105:

    „Nach dem Sieg über Minotaurus, dem stierköpfigen Ungeheuer, wurde die griechische Königstochter Ariadne aus dem Labyrinth befreit. Um aus diesem Irrgarten wieder herauszufinden, gab sie ihrem Geliebten und Befreier Theseus einen Garnkneuel, dessen Anfang zum Ausgang der Höhle führte. 

    Gesetze und Bestimmungen unseres Alltages verknoten sich ebenfalls zu Irrgärten. Gesteigert durch rechthaberische Bosheit oder Besitzwut verirren sich unsere Mitbürger immer wieder in bürokratische und juristische Labyrinthe. Das ist die Welt des Rechtsanwaltes Dr. Peter Tappeiner, der nach Lösungen aus diesen oft selbstverschuldeten Widersprüchen sucht und den richtigen Faden findet. Der erfahrene Jurist erzählt seit Jahren im ‚Vinschger Wind‘ von diesen oft auch volkskundlich interessanten Prozessen. Wertvoll sind dabei auch die sprachlich klaren und knappen Darstellungen der Beispiele. Die Leser der Bezirkszeitung ‚Vinschger Wind‘ warten gespannt auf den jeweils nächsten Fall. 

    Auch der Humor des Zeichners Peppi Tischler hilft, sich aus dem juristischen Labyrinth zu befreien. Die kleinen und großen Probleme unserer Gesellschaft werden in Bildern vor uns ausgebreitet wie in Szenen eines Schauspiels, zeichnerisch vereinfacht, werden die meisten Fälle einem guten Ende zugeführt. Wichtig ist dabei die Empfehlung, die Dinge dieser Welt nicht zu ernst zu nehmen. Der gutmütige ‚Schnauzer‘ (der sich auch wöchentlich in der ‚Neuen Südtiroler Tageszeitung‘ meldet) befindet sich auf dem Weg nach Rom zur biblischen Fußwaschung. Dabei ist ihm der linke Fuß eingeschlafen!

    Peter Tappeiner ist Erklärer, Peppi Tischler ist Versöhner. Beide werden in diesem Buch als Regisseure des Schicksals unserer oft streitsüchtigen Gesellschaft gezeigt. In anregenden Fallbeispielen aus denen Advokaten hinein oder auch heraushelfen. Höhepunkte bilden immer wieder die Bilder aus Peppi Tischlers kleinem Welttheater.“

  • Das Landesgericht in Bozen: Rechtsanwalt Peter Tappeiner gibt in seinem Buch Einblick aus dem Arbeitsalltag.
  • Auszug aus der Arunda 105, Seite 78

    Wer von uns hat nicht schon einmal an den Suppenkaspar aus der Kindheit gedacht, wenn er den Bescheid einer Behörde oder einen Gesetzestext zu lesen bekam? Nicht selten zeichnet sich nämlich die Gesetzes- und Amtssprache durch eine möglichst unverständliche, ungenießbare und komplizierte Ausdrucksweise aus – etwa nach dem Motto: je höher die Stelzen, desto erhabener der Gang. 

    Müssten manche Bürokraten heute die Bibel übersetzen, dann würde es nicht heißen: „Gott schuf die Welt“, sondern: „Die Welt wurde seitens Gottes erschaffen.“ Tröstlich ist dabei, dass bereits die Römer unter der Last der Gesetze stöhnten, klagte doch der Geschichtsschreiber Tacitus: „Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.“ Deshalb mahnte schon viele Jahre vor ihm der Philosoph Seneca: „Leges breves esse oportet quod facilius teneantur“, nämlich dass Gesetze kurz sein sollen, damit sie leichter erfasst werden können. Auch der Kaiserin Maria Theresia war es ein Anliegen, dass ihre Gesetze und die behördlichen Erlasse von den Untertanen auch verstanden wurden. Sie machte nämlich in ihrem Kronland Ungarn einen interessanten Versuch: Alle Gesetze und Verordnungen mussten einem „buta ember“, wörtlich einem „dummen Mann“, in Wirklichkeit einem Mann mit durchschnittlicher Intelligenz vorgelesen werden. Wenn er den Text nicht oder nur ungenügend verstand, musste er umgeschrieben werden. 

    Die Verständlichkeit der Rechts- und Verwaltungssprache ist als ein demokratisches Grundrecht zu begreifen. Nicht von ungefähr heißt es in der Geschäftsordnung des deutschen Bundestages: „Gesetzesentwürfe müssen sprachlich richtig und möglichst für jedermann verständlich gefasst sein.“ Wie schaut es diesbezüglich in unserem „gelobten Land“ aus? Machen Sie bitte selbst einmal die Probe aufs Exempel! Als Einführungslektüre empfehle ich das Landesraumordnungsgesetz. Sollten Sie darauf wie der Suppen-Kaspar reagieren, dann schlage ich vor, dass Sie zum zivilen Ungehorsam greifen und jeden unverständlichen Bescheid mit der  Aufforderung zurückschicken, in einer allgemein zugänglichen Sprache angesprochen zu werden! 

    (Vinschgerwind 14/13 vom 11.07.2013)

  • Das Buch

    Arunda 105

    „Geschichten aus dem Gerichtssaal“

    Texte von Peter Tappeiner 

    Zeichnungen von Peppi Tischler

    Hardcover, 208 Seiten

    ISBN 9 788894564853

    Buchhandelspreis 29.80 Euro

    In den Buchhandlungen erhältlich, auch in der Arunda und beim Vinschgerwind.