Pop-Punk mit Tiefgang
Pop-Punk‘s not dead. Wer nostalgisch an Zeiten zurückdenkt, als die Musik von Bands wie blink-182 und Green Day fester Bestandteil jeder Fete war, sollte sich das Konzert von Cemetery Drive und die EP Release Party diesen Samstag im Baila in Eppan nicht entgehen lassen.
Cemetery Drive, dass sind Simon Feichter, Dominik Mayr, Thiago Accarino, Patrick Guerra, Roman Giovanelli und Philipp Raich. Ihre EP Mixed Feelings erschien am 1. Dezember auf dem kalifornischen Label We are Triumphant. Ein großer Erfolg für die Bandmitglieder, die schon als Teenager in verschiedenen Punkbands angefangen haben Musik zu machen. Ihr Einsatz hat sich gelohnt, mittlerweile hat die Band auf Musikportalen wie Spotify über Zwanzigtausend monatliche Hörer. Salto.bz hat die fünf Musiker getroffen.
salto.bz.: Wie kam es zu dem Plattendeal mit dem in der Szene bekannten Label?
Simon: Wir haben uns diesmal beim Songs schreiben für die EP viel Zeit genommen und investiert, mit dem Ziel, zu einem größeren Label zu kommen. Auch um jemanden hinter uns zu haben, der uns pushed, damit wir mehr Präsenz bekommen. Ein Label ist wie eine Art Versicherung, weil dort auch ein gewisses Niveau vorhanden ist und die Leute wissen, das ist nicht irgendeine Band. Während wir im Studio in Capri waren, haben wir dann Kontakt zu „We are Triumphant“ aufgenommen. Die kommen in der Rangliste nach den großen Indie-Labels und Major-Labels als erstes. Wir haben ihnen eine Demoaufnahme, die wir bei mir zu Hause selber aufgenommen hatten, mit den vorläufigen Liedern geschickt. Es war ein bisschen Interesse da, aber nichts Konkretes. Dann haben wir nochmal einen Mix und einen Master geschickt, bis sie dann gefragt haben, ob wir einen Vertrag unterschreiben wollen.
Wie war das und wie funktioniert der Kontakt nach Übersee?
Simon: Zuerst glaubt man es gar nicht.
Patrick: Das lief alles über skype. Das Label ist übrigens auch ein Sprungbrett für Bands in unserem Genre gewesen, die jetzt auf riesen Labels und auf Platz Eins weltweit sind. Damit kann man als Band auch ein gewisses Curriculum vorweisen. Das ist auch die Idee des Labels. Die nehmen Bands mit einem gewissen Niveau, um dann mit ihnen daraufhin zu arbeiten, sie nochmal einen Sprung höher raus zu bringen.
Ihr zählt zum Genre Pop-Punk, welche Bands haben euch beeinflusst und geprägt?
Simon: blink-182, Green Day, Good Charlotte, Sum 41, aber auch Bands aus der Hardcore und Metal Scene.
Die erste Single der EP mit Video ist „What remains“. Warum habt ihr dieses Lied gewählt und wie war der Videodreh?
Simon: Das Video haben wir mit Heronfilm aus Bozen in Auer in einer Turnhalle gedreht und es war sehr zeitaufwendig und ein intensiver Tag, aber es ist ein lustiges Video geworden. Unser Hauptdarsteller ist Ale von der Südtiroler Band Dead Like Juliet. Wir haben das Lied ausgewählt, weil es vom Sound her, mit einem ruhigen und einem härteren Part, die gesamte EP gut repräsentiert. Es hat sich einfach richtig angefühlt, schon beim schreiben, diesen Song als erste Single rauszubringen.
Wer ist bei euch fürs Songwriting zuständig?
Simon: Ich habe schon immer seit ich Gitarre spiele Lieder geschrieben. In der Band ist es so, dass ich die Idee bringe und auch den Aufbau. Also die Gitarrenriffs, die Stimme und den Text. Dann arbeiten wir die Songs zusammen aus. Bei der aktuellen EP haben wir noch intensiver zusammen gearbeitet und geschaut, ob wir zum Beispiel noch einen Refrain einbauen sollen oder ob die Strophe zu lang oder zu kurz ist. Ob das Lied wirklich dem entspricht, auch was den Text angeht, was wir aussagen wollen. Fühlen die anderen auch so wie ich, wenn der Song so gemacht wird. Wir sind dadurch bei jedem Lied auf einen Punkt gekommen, der für jeden gepasst hat und wo es sich fertig angefühlt hat.
Die EP heißt „Mixed Feelings“, übersetzt „gemischte Gefühle“. Klingt sehr persönlich, worum geht es in den Liedern und Texten?
Simon: Wir wollen Emotionen und Gefühlen durch den Sound und die Texte transportieren. Jeder Song hat seine eigene Emotion, die durch die Kombination aus Text und Musik dargestellt werden soll. Es ging bei der EP eben ganz viel darum, wie wir fühlen und wie wir dies in der Musik verarbeiten können. Der Name „Mixed Feelings“ ist mehrdeutig zu verstehen. Auf der einen Seite geht es um die verschiedenen Gefühle in jedem Song und auf der anderen Seite geht es auch um Gefühle wie Unsicherheit, die während dem Enstehungsprozess der EP bei den Bandmitgliedern da waren. Wir hatte sozusagen „gemischte Gefühle“ während der Arbeit an der Platte. Wir haben alle hart gearbeitet und unser Bestes gegeben, damit wir danach auch alle vom Ergebnis überzeugt und stolz sein können. Auch das Layout der EP spielt darauf an, in einem Zustand zu sein, indem man nicht weiß, wer man ist und sich Dinge eben schnell ändern können. Der Teenager auf dem Cover soll zeigen, auch wenn wir Erwachsene sind, fühlt es sich oft nicht so an. Dass niemand versteht, was der Sinn des Lebens ist und wir als Menschen das vielleicht auch niemals rausfinden werden. Es spiegelt auch den aktuellen Zeitgeist wieder. Trotz allem hat die EP aber eine positive Message. Dass nach dem ganzen Negativen, mit dem man kämpft, am Ende Dinge besser werden.
Was den Musikstil angeht seid ihr euren Wurzeln treu geblieben?
Simon: Ja wir sind uns ziemlich treu geblieben. Es ist poppig, aber es knallt auch. Der Sound ist einfach besser.
Patrick: Er ist reifer.
Simon: Reifer, intelligenter, gezielter, erwachsener und mit mehr Sinn.
Was sind eure weiteren Ziele?
Simon: Ein Ziel der Band ist schon, von dem leben zu können was man gerne tut. Also Musik zu machen und Songs zu schreiben. Musik als Handwerk sozusagen.
Patrick: Das man herum kommt und die Möglichkeit hat viel live zu spielen.
Wo würdet ihr euch gerne in fünf Jahre sehen?
Simon: Zu allererst würden wir uns freuen, wenn Leute mit uns interagieren und die gleiche Freude an unserer Musik finden wie wir. Dass sie die Konzepte begreifen und den Hintergrund, an dem wir lange gearbeitet haben. Dass sie sich mit unserer Musik identifizieren können. Wir hoffen, weiter Shows spielen zu können, auch vor einem größeren Publikum. Wir wollen eine gute Community und Fanbase aufbauen. Das ist der erste Schritt, dann wollen wir, dass das weiter wächst und wir weiterhin dran bleiben. Und das Endziel ist natürlich die „Warped Tour 2019" (eines der größten und bekanntesten Punkrock und Extremsport Festivals der USA, Anm. d. Red.).
Patrick: Wir würden schon gerne so ein richtiges "Airport-Life" erleben…
Simon: Ja auch international auftreten und größere Festivals spielen. Einfach die ganzen coolen Sachen, die man als Kind bei den Lieblingsbands auf YouTube gesehen hat und sich gedacht hat, das will ich auch. Wir hoffen auch, dass wir ein Album angehen können und weiter Musik schreiben können, was wir sowieso vorhaben, egal ob es gut ankommt oder nicht. Es reicht wenn man weiß, es gibt Leute die interessiert sind und sich jetzt schon darauf freuen.
Wie bekommt man das zeitlich eigentlich alles hin, wenn man nebenbei auch noch arbeiten muss?
Simon: Es ist schon schwierig und du musst dich zeitweise schon fast zwingen, aber am Ende ist es trotzdem das, was du gerne tust und dann findest du auch die Zeit. Mit so vielen Leuten zusammen zu arbeiten, die das auch in ihrer Freizeit machen und nicht davon leben können, aber trotzdem so viel Zeit und Geld investieren, ist auch nicht leicht. Es ist schon fast ein Wunder, dass es funktioniert und ist immer noch eine der coolsten Sachen. Es gibt einem Erfüllung und einen Sinn, was man ja in seinem Job oder Studium oft nicht findet.