Lawine am Speikboden: Samuel ist eingeschlafen
Nach einer knappen Woche hat er den Kampf aufgegeben. Sein Atem steht still, erlegen den schweren Verletzungen ist der 14-jährige Sandner Bub, das erste, junge Lawinenopfer in Südtirol in diesem Winter. Bis zuletzt hieß es immer wieder, "es schaut sehr schlecht aus", die Verletzungen waren zu gravierend.
Markus Neumair ist als Bergretter seit 25 Jahren tätig. Bei der Bergung von Samuel war er selbst anwesend: "Samuel hatte eine Gesichtsmaske auf unter seinem Helm. Die hat ihm ermöglich, dass er auch unter dem Schnee noch geatmet hat. Doch wie lange, das können wir leider bei der Bergung nicht sagen. Auf jeden Fall war die Atemzeit zu kurz. Oder wir als Retter sind zu spät gekommen." Lawinenopfer sind durch die Unterkühlung "geschützt" erklärt Neumair, wenn eine Atemhöhle besteht, so können Menschen bei niedriger Körpertemperatur auch sehr lange überleben, "das Gehirn bleibt unbeschädigt, wenn die Atmung gewährleistet ist."
30 Minuten war der junge Schifahrer unter den Schneemassen begraben, acht Minuten dauerte die Wiederbelebung. "Recht viel schneller kann ein Einsatz fast nicht von statten gehen", erklärt Neumair. Alarmierung der Rettungskräfte, Anfliegen des Hubschraubers, die Hunde und Retter, die die vermisste Person suchen - Taktung bis ins Kleinste. Die ihre Grenzen hat.
Irreparable Hirnschäden, das war die Diagnose der Ärzte im Bozner Krankenhaus, berichtet der Bergretter. Sechs Tage lag Samuel im Koma, am Samstag, 11. Januar, wurden die Maschinen abgestellt. "Darüber waren wir informiert, wir sind ja aus derselben Gemeinde wie der Junge", so Neumair. Etwas ist dem Sportler, dem Bergretter und dem Vater von drei kleinen Kindern wichtig zu sagen: "Hier hat niemand schuld. Die Buben, nicht, die etwas ausprobiert haben, denn das haben wir alle schon getan. Auch nicht die Eltern, denen ja wichtig ist, dass die Kinder eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben."
Und eine Zahl gibt Neumair den Zweiflern mit auf den Weg: "Wir haben seit zehn Jahren im Gebiet Sand in Taufers, Mühlwald keinen Lawinentoten mehr. Die ganze Sensibilisierungsarbeit der letzten Jahre zeigt eindeutig Ergebnisse. Hören wir auf jemandem die Schuld zu geben, das Ganze ist schon tragisch genug. Unglücke passieren." Gestern, heute und morgen.
Bravo Markus!
Du hast die richtigen Worte gefunden. Stimme deinem Standpunkt absolut zu. Viel zu laut waren die Schreie bezüglich der Schuldfrage. Schuld dafür sicher auch die Darstellung durch den Journalissmus. Möge Samuel in Frieden ruhen.