Politics | Rom

Nationalpark heimgeholt

Der Stilfserjoch Nationalpark wird künftig autonom von Südtirol, dem Trentino und der Lombardei verwaltet. Neu geregelt wurde auch die Finanzierung von Grenzgemeinden.

Beim Treffen der Landeshauptleute Arno Kompatscher und Ugo Rossi mit den zuständigen Ministerienvertretern in Rom konnten etliche Unterschriften unter lang anstehenden Verhandlungen gesetzt werden. So wird Südtirol seinen Flächenanteil am Nationalpark Stilfser Joch in Zukunft eigenständig verwalten, genauso wie das Trentino und die Lombardei. Mit dem Abkommen verbuche man aus autonomiepolitischer Sicht einen wichtigen Erfolg, betonte Kompatscher, weil "das Umweltministerium von seiner bisherigen zentralistischen Linie abweicht und den Ländern Südtirol und Trentino bzw. der Region Lombardei die Kompetenzen zur eigenständigen Führung des Nationalparks überträgt“. Bisher habe sich das Land an den Führungskosten beteiligt, aber selbst kaum über die Geschicke des Nationalparks entscheiden können.

Von der Gesamtfläche des Nationalparks Stilfserjoch von ca. 131.000 Hektar liegen 45 Prozent in der Region Lombardei, 41 Prozent in Südtirol und 14 Prozent im Trentino. Der Nationalpark Stilfserjoch wurde im Jahre 1935 unter dem faschistischen Regime ausgewiesen und von 1935 bis 1995 für 60 Jahre von der ehemaligen staatlichen Forst- und Domänenverwaltung ASFD („Azienda Statale Foreste Demaniali“) verwaltet.  Seit 1993 verwaltet das Konsortium Nationalpark Stilfserjoch den Park, mit einem Hauptsitz in Bormio und Außenämtern in Glurns sowie in Cogolo di Peio im Trentino. Dieses Konsortium wird nun aufgelöst und durch ein paritätisch besetztes Koordinierungs- und Lenkungskomitee ersetzt, das sich aus Vertretern Südtirols und des Trentino, der Region Lombardei, des Umweltministeriums sowie je einem Vertreter der Parkgemeinden in der Lombardei, Bozen und Trient zusammensetzt. Nun könne man gemeinsam mit den Gemeinden und Umweltorganisationen vor Ort eine eigene Strategie entwickeln, sagte Landeshauptmann Kompatscher.

Gelder an die Grenzgemeinden

Ebenfalls beschlossen wurde ein neuer Modus zur Finanzierung der an unsere Region angrenzenden Gemeinden, die bisher über den Fondo ODI/Brancher abgewickelt wurde. Der Fonds war dazu gedacht, das Wohlstandsgefälle zu den Nachbargemeinden in den Provinzen mit Normalstatut (Sondrio, Brescia, Verona, Vicenza, Belluno) auzugleichen. Die Zahlungen waren in den letzten Jahren jedoch ins Stocken geraten, weil Altlandeshauptmann Durnwalder sich geweigert hatte, die ganze Summe von 40 Millionen Euro pro Jahr für Projekte in den Grenzgemeinden freizugeben.

Nun wurden 48 Millionen Euro rückwirkend für die Jahre 2013 und 2014 für jene Grenzgemeinden veranschlagt, die an das Trentino (42) und Südtirol (6) unmittelbar angrenzen. Die einzelnen Projekte werden mit einer Höchstsumme von jeweils 500.000 Euro finanziert, in den Bereichen Infrastruktur, Bildung, Umwelt, Kultur, Wohnbau, Tourismus und Handel. In Zukunft sollen die Provinzen Trient und Bozen direkt für die Verwaltung der Gelder von insgesamt 80 Millionen Euro jährlich verantwortlich sein. Anstelle des Fondo ODI/Brancher tritt ein paritätisch besetztes Komitee, denen die Präsidenten der Region Lombardei und Venetien sowie die Vertreter der Provinzen Trentino, Südtirol, Sondrio und Belluno angehören.