Environment | Zivilschutz

Jederzeit vor Ort

Was den Zivilschutz angeht, liegt Südtirol im nationalen Vergleich vorn. Warum das so ist, weiß Christoph Oberhollenzer, Direktor der Freiwilligen Feuerwehren.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Sie zählen fast 18.000 Mitglieder und führen an die 10.000 Einsätze im Jahr durch: Die Freiwilligen Feuerwehren sind ein tragender Pfeiler des Zivilschutzes in Südtirol. Ob es sich um Brände, Verkehrsunfälle,Unwetter oder Hochwasser handelt – die Feuerwehr ist meistens rechtzeitig vor Ort. Das ist allerdings nicht überall so. Warum wir uns eines besonders effizienten Zivilschutzes erfreuen dürfen, erklärt Christoph Oberhollenzer, der Direktor des Landesverbandes der Freiwilligen Feuerwehren, im Interview.

Im nationalen Vergleich nimmt der Katastrophenschutz in Südtirol eine Spitzenposition ein. Woran liegt das?
Das ist darauf zurückzuführen, dass es in jeder Ortschaft eine Freiwillige Feuerwehr gibt. So haben wir einen flächendeckenden Feuerwehrdienst. Die Feuerwehr ist ja ein wichtiger Teil des Zivil- und Katastrophenschutzes und das bedeutet für den Bürger, dass wenige Minuten nach Alarm eine erste Feuerwehr vor Ort sein kann – ob es um das Löschen eines Brandes oder um die Hilfeleistung bei einem Verkehrsunfall geht. Diese Tradition des freiwilligen Dienstes gibt es vor allem im deutschsprachigen Raum, in Deutschland und Österreich.

Was können sich andere Regionen bei uns abschauen?
In anderen Regionen Italiens gibt es die Freiwilligen Feuerwehren eben nicht (ausgenommen das Trentino und die Valle D’Aosta). Das heißt, hier gibt es nur die staatlichen Berufsfeuerwehren und das ermöglicht keinen flächendeckenden Dienst, das ist mit öffentlichen Mitteln nicht zu finanzieren. Deswegen ist es wichtig, dass die Bürger sich freiwillig mit einbringen, allerdings ist das nicht so leicht zu erreichen. Beispielsweise leisten Gewerkschaften Widerstand gegen das Entstehen einer Freiwilligen Feuerwehr, weil sie sagen, der Staat solle die Feuerwehrmänner zahlen und dadurch Arbeitsplätze schaffen.

Wendet man bei uns gewisse Strategien an, um die Bürger aktiv in den Katastrophenschutz mit einzubinden, oder geht das von selbst?
Bei uns haben die Freiwillige Feuerwehren eine lange Tradition, die ersten wurden schon vor rund 150 Jahren gegründet. Jede einzelne Feuerwehr sieht dann zu, einen konstanten Mannschaftsstand zu halten, man schickt dann wiederum die eigenen Kinder zur Feuerwehr oder versucht, Bekannte für den Dienst zu gewinnen. So gelingt es nach wie vor gut, den Mannschaftsstand zu halten; unsere Mitgliederzahlen bleiben seit Jahren auf konstant hohem Niveau.

Abgesehen vom Vorzeigecharakter Südtirols in Sachen Katastrophenschutz – sehen Sie in gewissen Bereichen doch noch Verbesserungsbedarf?
Wir versuchen unseren Standard – das ist ein sehr hoher Standard – zu halten. Dabei ist es eine Herausforderung, mit neuen Gefahren umzugehen: Es gibt ja immer wieder neue Technologien – beispielsweise neue Fahrzeugantriebe wie Gas- oder Elektromotoren, neue Bauweisen, Fotovoltaikanlagen usw. – und dadurch neue Gefahrenquellen und mit denen muss man fertig werden.

Kam es auch schon vor, dass sich andere Regionen in Katastrophenfällen an euch gewandt haben, um von euch Hilfe und Know-How zu erbitten?
Ja, auch das kam mehrmals vor. Zum Beispiel im Jahr 2000 in Aosta bei einem Hochwasserereignis oder 2009 in Aquila bei dem großen Erdbeben. Hier waren Feuerwehrleute aus Südtirol sogar vor Ort, auch Hilfeleistung außer Landes ist also möglich und haben unsere Feuerwehren schon bewältigt.

Wer die Freiwillige Feuerwehr näher kennenlernen will, kann sie vom 26. Bis 28. Februar an ihrem Stand im Rahmen der CivilProtect-Ausstellung auf der Messe Bozen besuchen. Außerdem findet am 7. Mai in Vilpian der Tag der Offenen Tür der Landesfeuerwehrschule statt; das wird vor allem auch für die jüngeren Feuerwehr-Begeisterten interessant.