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Tutto da capo!

Die Wartelisten für die Musikschulen sind überfüllt. Der Landesmusikschuldirektor spricht von einer "katastrophal hohen Zahl". Baldige Aussicht auf Besserung? Eher nicht.

Musikschulunterricht ist beliebt bei den Südtirolern. Im laufenden Schuljahr sind ganze 16.787 Personen in die deutschen und ladinischen Musikschulen des Landes eingeschrieben. Von A wie Akkordeon bis Z wie Zither stehen rund 30 Fächer zur Auswahl. Auch die Kosten für die angebotenen Kurse können sich sehen lassen. “Um die niedrigen Preise beneiden uns viele Nachbarn”, erklärt Landesmusikschuldirektor Josef Feichter: “Südtirol nimmt viel Geld dafür in die Hand.” Dennoch läuft nicht alles nach Plan. Am 1. März beginnen die Einschreibungen für das neue Schuljahr 2016/17. Und für viele wird es auch heuer wieder heißen: Bitte warten.


Auf dem Wartegleis

Denn die Wartelisten quellen über. Das belegt die Antwort der beiden zuständigen Landesräte Philipp Achammer und Christian Tommasini auf eine Landtagsanfrage von Andreas Pöder. Demnach befanden sich am Stichtag 1. Dezember 2015 insgesamt 3.729 Personen auf den Wartelisten der Musikschulen aller drei Sprachgruppen. 2.925 Personen waren es in den deutschsprachigen, 314 in den ladinischsprachigen und 490 in den italienischsprachigen Instituten. Ein Großteil der Wartenden ist zwischen sechs und zehn Jahre alt, rund zwei Drittel sind weiblich. Am meisten Eintragungen haben die Wartelisten für Gitarren-, Klavier- und Blockflöte-Unterricht, doch auch Schlagzeug, Steirische Harmonika, Violine und Klarinette sind begehrte Instrumente.

Josef Feichter: “Wir ringen um Antworten.” Foto: Facebook

“Das geht so nicht mehr weiter”, empört sich der Landtagsabgeordnete der Bürgerunion Pöder: “Viele Eltern sind stinksauer. Die Wartelisten für die Musikschulen werden immer länger und viele potentielle Musikschüler schauen durch die Finger.” Der aktuelle Landesmusikschuldirektor hat seinen Dienst zwar erst am 1. November 2015 angetreten. Doch das Problem ist auch Josef Feichter bekannt. “Aber”, bemerkt er, “wie das bei Statistiken so ist, kommt es darauf an, wie man sie liest”. Denn wie auch aus der beantworteten Anfrage hervorgeht: Ein Platz auf der Warteliste bedeutet nicht gleichzeitig, keinen Platz an einer Musikschule zu haben. “Viele Personen auf der Warteliste nützen entweder das bestehende Angebot nicht oder aber haben Fachwünsche, die wir derzeit nicht zu erfüllen imstande sind”, erklärt Feichter. Die Anzahl jener, die im Schuljahr 2015/2016 effektiv keinen Ausbildungsplatz an den deutschen und ladinischen Musikschulen haben, beläuft sich auf 1.507. “Das ist trotz allem eine katastrophal hohe Zahl”, bestätigt Feichter. Doch worauf ist sie zurückzuführen?


Zähe Marschmusik

Für Andreas Pöder unter anderem auch “auf die schlichte Tatsache, dass es zu wenige Musikschullehrer gibt”. Er fordert, “einfach mehr Personal” einzustellen. Aber so einfach ist das nicht, wie der Landesmusikschuldirektor  erläutert: “Wir sind besorgt und ringen um Antworten. Intern versuchen wir, das Angebot zu erweitern, sodass mehr Schüler aufgenommen werden können.” Allerdings liegt es nicht nur an ihm und seinen Mitarbeitern, Maßnahmen zu setzen. “Über das Personal entscheidet die Politik, die ja die Geldmittel zur Verfügung stellt”, so Feichter. Derzeit sei jedoch das Gegenteil der Fall, es würden nicht mehr Musiklehrer angestellt, sondern auch in diesem Bereich greife der “personelle Optimierungsgedanke”. Die Verhandlungen mit der Politik gestalten sich entsprechend schwierig, “aber ich werde mit Beharrlichkeit diese Schiene weiterfahren”, verspricht Feichter.

Im selben Atemzug versucht er jedoch, die Wogen zu glätten. “Historisch gesehen haben wir das Gröbste schon hinter uns. Es gab Zeiten, da hat es auf den Wartelisten noch schlimmer ausgesehen”, widerspricht er der Behauptung Pöders, die Listen würden immer länger werden. Auch die Neuerung, dass ab dem laufenden Schuljahr der Musikschulunterricht für den Wahlpflichtbereich an den Schulen angerechnet werden kann, habe zu keinerlei Anstieg auf den Wartelisten geführt. “Es ist eher umgekehrt”, sagt Feichter, “und seit Einführung der 5-Tage-Woche ist der Musikschulunterricht sowieso für viele ein gefühlter Stress”.