Culture | Bibliophile Fragen

„Zurücklassen? Wohl keines.“

Isabel Folie war vor kurzem Teilnehmerin bei „Best of ZOOM-ED“ in der Carambolage. Und sie hat die "immer gleichen Fragen" von SALTO beantwortet.
Isabel Folie
Foto: Florian Dariz
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    „Es klopft bei Wanja in der Nacht" von Tilde Michels.
    Dieses Buch kannte ich als Kind Wort für Wort auswendig. Es muss mich tief berührt haben, wie ein frierender Hase um Unterschlupf bittet. Und dann ein Fuchs. Und dann ein Bär. Alle finden Schutz bei dem Menschen Wanja. Eine wunderbare Geschichte, die mir wohl mehr gegeben hat, als ich damals ahnte.

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Und wenn sie nicht gestorben ist ... dann fällt ihr immer noch nichts ein.
    In der Tat: Anscheinend hat sich kein letzter Satz so tief eingebrannt, dass ich ihn jetzt einfach so aus dem Ärmel schütteln könnte. Vielleicht kommen mir dafür morgen gleich mehrere in den Sinn.
     

    Lag es am Text? Oder lag's an mir?

  • Zoom: Ende März war Isabel Folie mit Nadia Rungger (Die Glühbirne), Matteo Jamunno und Lena Wild Gast in der Carambolage. Es moderierte Gianluca "Ioko" Iocolano. Foto: SAAV

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer... Auf welches - anscheinend gute - Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    Haruki Murakamis „Mister Aufziehvogel". Ein Jahr lang lag es auf meinem Nachtkästchen. Ein zäher Kampf, Seite für Seite. Ich mag Murakami eigentlich - aber mit diesem Buch wollte es einfach nicht fließen. Heute frage ich mich: Lag es am Text? Oder lag's an mir?

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Lieber Außerirdischer, du interessierst dich offensichtlich für Dinge, die weit weg von deiner Heimat von statten gehen - aber wir hier auf der Erde interessieren uns am Ende doch am meisten dafür, was der Nachbar so treibt. Und wenn dann auch noch merkwürdige Geräusche aus seinem Keller dringen, wirft man gerne einen genaueren Blick über den Gartenzaun.
     

    Im Urlaub allerdings siegt oft der Pragmatismus


    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Tipps von Familie und Freunden. Man kennt die Lesevorlieben der anderen - und weiß, welche Empfehlungen auch zum eigenen Geschmack passen. Solche Tipps treffen fast immer ins Schwarze.

    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Zurücklassen? Wohl keines. Jedes Buch verdient seinen Platz - selbst dann, wenn es nicht auf meiner Wellenlänge liegt.

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Eigentlich keines - ich lese einfach lieber auf Papier. Dort kann ich mit Post-its und Bleistift arbeiten und wichtige Stellen markieren. Ich mag es, Bücher griffbereit und mit Notizen versehen im Regal zu wissen und jederzeit darin blättern zu können. Im Urlaub allerdings siegt oft der Pragmatismus: Da darf der Reader mit - schon praktisch, wenn die ganze Bibliothek in die Strandtasche passt.

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Ich bin ein großer Fan der Lyrik von Sepp Mall. Besonders „Holz und Haut" hat mich tief beeindruckt. Absolut empfehlenswert!

  • Isabel Folie liest und schreibt für ihr Leben gerne. Sie arbeitet als Texterin in Wien und gewann 2021 die ZOOM-ED mit ihrer Sammlung lyrischer Kurzprosa. Momentan arbeitet sie an ihrem zweiten Gedichtband. 

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