Society | Pflege

Ein Job, der Visionen braucht

Zu ihrem Internationalen Tag wird an die Bedeutung der Pflegenden erinnert – und daran, was es braucht, um den aktuellen und künftigen Herausforderungen zu begegnen.
Pflegerin
Foto: Matthew Waring on Unsplash

Der heutige 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflegenden. An jenem Tag im Jahr 1820 wurde Florence Nightingale geboren. Die Britin gilt als Pionierin der modernen Krankenpflege. An sie erinnert auch die Pflegedirektorin des Südtiroler Sanitätsbetriebs Marianne Siller in ihrer Botschaft zum 12. Mai:

“Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege im Südtiroler Sanitätsbetrieb stehen seit rund einem Jahr besonders im Fokus: Plötzlich wurde es auch Menschen, die sich guter Gesundheit erfreuen, bewusst, welch wichtiger Dienst in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen angeboten wird. Von Sachspenden bis hin zu ‘Klatschaktionen’ von den Balkonen war auf einmal jedem klar, dass ohne Pflege gerade in einer Pandemie gar nichts geht. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es Krankenpflege immer gab und braucht – bei schwerkranken Menschen zuhause, in Altersheimen, Notaufnahmen oder in Operationssälen. Diese stellt seit jeher den Patienten in den Mittelpunkt, sehr oft, ohne auf die Uhr zu schauen. Diese Berufsgruppe ist es, die nicht nur fachlich da ist für die Menschen, sondern auch beratend, tröstend oder aufmunternd eingreift.
Gerade weil das Klatschen verhallt ist, die Pandemie weiterhin ihren Tribut fordert und es im Moment wenig zu feiern gibt, bietet der Internationale Tag der Krankenpflege eine wertvolle Gelegenheit zum Innehalten, zur Anerkennung des unschätzbaren Wertes dieses Berufes.
Florence Nightingale nutzte vor rund 200 Jahren ihre Lampe, um jene Orte zu beleuchten, an denen kranke und bedürftige Menschen gepflegt werden. Das waren nie sorgenfreie, unbeschwerliche und leichte Orte. Trotzdem haben es die Angehörigen des Krankenpflegeberufes immer aufs Neue geschafft, sich einzubringen und weiterzuentwickeln.
Ich wünsche mir, dass das Jahr 2021 zu einem Jahr der Wende wird, in dem nicht nur Corona zurückgedrängt wird, sondern auch eine neue Vision entsteht, was systemrelevant und besonders Frauenarbeit bedeutet und wie die Gesundheitsversorgung und die Pflege der Zukunft aussehen können. Eine Vision, in der wir uns nicht darüber streiten müssen, ob z.B. eine Impfung nun wichtig ist oder nicht.”

 

Fokus Seniorenwohnheime

 

Ebenso wie Siller nimmt der Direktor des Verbandes der Seniorenwohnheime Oswald Mair den 12. Mai zum Anlass, Danke zu sagen – und nicht nur angesichts der Pandemie eine Aufwertung der Pflegeberufe zu fordern: “Unsere Pflegekräfte haben die Betreuung und Pflege für die Senioren und pflegebedürftigen Menschen mit Professionalität und Empathie aufrechterhalten und dabei Leistungen an den Tag gelegt, die für die meisten Personen in der Bevölkerung nicht vorstellbar sind. Dafür verdienen sie unser aller Anerkennung und Dank – und ein angemessenes Gehalt!”

Ein Versprechen gab Soziallandesrätin Waltraud Deeg am Dienstag ab: Im Sozialbereich, also in den Sozialdiensten und den Seniorenwohnheimen, soll es künftig eigene Bereichsverträge geben – abgekoppelt von jenen für die Bediensteten der Gemeinden, der Bezirksgemeinschaft und der Öffentlichen Betriebe für Pflege und Betreuung. “Dies ist ein erster Schritt, damit künftig über eine bessere Bezahlung der geleisteten Arbeit und über die Angleichung der Bezahlung in den Pflegeberufen diskutiert werden kann”, ist Deeg überzeugt. Dass Pflegeberufe aufgewertet und attraktiver werden müssen, ist unumgänglich. Denn es wird sie immer mehr brauchen. Beim Land rechnet man damit, dass 2030 der Bedarf an Pflegekräften um 15 bis 20 Prozent höher sein wird als 2020.
Aus der Betreuungs- und Pflegelandkarte, an der seit 2019 gearbeitet wird und die Landesrätin Deeg am Dienstag präsentierte, geht hervor, dass in den Seniorenwohnheimen im Raum Bozen bis zum Jahr 2030 rund 750 Betten mehr nötig sind als derzeit verfügbar, während es im Burggrafenamt hingegen einen Überschuss von rund 100 Betten geben könnte.