"Es gibt kein Politik-Gen"
In Bozen werden bei einer außerordentlichen Landesfrauenversammlung die Kandidatinnen der SVP für den Landtagswahlkampf offiziell vorgestellt. Motto: „Frauen für Südtirol: stark.anders.gut“ Landesfrauenchefin Angelika Margesin über die schwierige Suche nach den Kandidatinnen und über Hoffnungen und Wünsche für die Landtagswahlen.
Frau Margesin, werden wir heute auch die Namen der drei Frauen, die noch auf ihrer Liste fehlen, erfahren?
Es sind einige Frauen im Gespräch, aber wir können und wollen noch keine Namen nennen. Sonst gibt es nur wieder einen Aufruhr. Die Namen werden am 29. Juli genannt und das obliegt dem Obmann und dem Spitzenkandidaten.
Die Frauen müssen ihre Kandidatur ja auch erst durchdenken und die Entscheidung abwägen. Da geht es um Geld, um die Familie, um Arbeit und um Logistik und Organisation. Das alles muss sehr kurzfristig geschehen, andere Kandidaten hatten mehr Zeit.
Genau aus diesem Grund hat Alexander Kritzinger, einer der möglichen Kandidaten des Wipptals, gerade das Handtuch geworfen. Glauben Sie nicht, dass auch den Frauen die Zeit davon läuft?
Deswegen wollen wir bereits jetzt unser Programm und unsere Kandidatinnen vorstellen, auch wenn wir noch nicht komplett sind. Wir wollen einfach mit allen Frauenorganisationen und -Ausschüssen einen gemeinsamen Wahlkampfauftakt starten, damit wir danach hinaus ins Land gehen können. Wir brauchen die Frauen vor Ort, die uns unterstützen.
Denn natürlich ist klar, die männlichen Fixstarter in der Partei hatten nicht nur länger Zeit, sich auf die Kandidatur einzustellen, sie sind insgesamt wesentlich besser integriert in der politischen Landschaft. Sie sitzen nicht nur in der Politik, sondern auch in den Verbänden – auch da sind Frauen viel weniger vertreten und deshalb sind sie in der Öffentlichkeit nicht so präsent.
Nun scheint es ja gar nicht so leicht überhaupt weibliche Kandidaten zu finden…
Die Politik ist nach wie vor sehr männerorientiert. Hier eine Veränderung herbeizuführen, ist ein langsamer Prozess, bei dem es vor allem auch um das Denken der Menschen geht. Und gerade deshalb gehören mehr Frauen in den Landtag – schließlich besteht ist unsere Gesellschaft ja auch zur Hälfte aus Frauen und Männern. Und die Frauen heute sind gut ausgebildet, verfügen über gute Netzwerke… Oft fehlt ihnen einfach das Zutrauen. Natürlich ist es tatsächlich so, dass Frauen nach wie vor einen schwierigeren Stand haben und ein dickeres Fell brauchen in der Politik. Aber es gibt kein Politik-Gen, über das Männer von Geburt an verfügen und das den Frauen fehlt.
Mit welchen Themen gehen Sie in den Wahlkampf?
Wir wollen eine Politik von Frauen für Frauen machen. Und da geht es natürlich um die klassischen Themen wie Frauen und Familie, Frauen und Arbeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Rentenabsicherung für Pflege- und Erziehungszeiten, Chancengleichheit, gleicher Lohn für gleiche Arbeit... Hinzu kommen dann auch noch die speziellen Themen der einzelnen Frauen, je nachdem welcher politischen Richtung sie sich zugehörig fühlen.
Sehen Sie durch den Zeitenwandel in der Politik bessere Chancen für die Frauen?
Es gibt in diesem Wahlkampf viele Veränderungen. Es gibt einen neuen Spitzenkandidaten, es gibt weniger Geld, wir werden wieder mehr unter den Menschen sein, wollen sie mehr mitreden lassen, wollen, dass sich die Menschen in die Politik einbringen.
Welches Ergebnis erhoffen sie sich für die Frauen bei den Wahlen im Herbst?
Wir hoffen natürlich auf ein gutes Ergebnis. Schließlich hat die bisherige, männerlastige Politik die Probleme auch nicht gelöst, wie man nicht zuletzt an der Wirtschaftskrise sieht. Vielleicht entsteht daraus ja ein Trend hin zu mehr Frauen in der Politik. Wir wünschen uns auf jeden Fall mehr Frauen im Landtag und auch mehr Frauen in der Landesregierung.
Mir würde es bedeutend besser
Mir würde es bedeutend besser gefallen, wenn es hieße, wir wollen eine Politik für Menschen machen", denn die aufgezählten "Frauenthemen" sind auch Männerthemen in einer Demokratie, zumindest, da fängst schon an. Diese Heimlichtuerei um die Kandidaten ist schafe und wurde schon bei den Themen zur Basiswahl diskutiert. Ich bin mir sicher, es gibt genügend niveauvolle Frauen, die aber nicht in diese Kreise kommen um überhaupt "wählbar" zu sein, das ist das Problem. Es gibt zwar kein Politiker-Gen, aber es gibt z.B. Politikwissenschaften, Soziologie und Volkswirtschaft u.v.m. Schon allein aus diesen drei Sparten könnte man ausreichend Professionisten der Politik heranbilden, denn wenn jeder die "gavetta" sozusagen im Amt macht, ist es für die Bevölkerung oft zu spät und an den Resultaten sieht man, dass wer am Werke war, kein Könner seines Fach's ist.
In reply to Mir würde es bedeutend besser by no name
....ist schade...,pardon
....ist schade...,pardon
In reply to Mir würde es bedeutend besser by no name
Und die sog. "Männerthemen"
sind doch längst auch "Frauenthemen" - oder nicht? Warum sollte z. B. Wirtschaft den Männern vorbehalten sein? Weiss Heid, was meinst du, im Sinne der "Frau als Bewahrerin" - wäre es z. B. denkbar, dass eine Wirtschaft, an deren Gestaltung Frauen maßgeblich beteiligt sind, eine sanftere, nachhaltigere wäre??
In reply to Mir würde es bedeutend besser by no name
ja, Silvia, da hast Du ganz
ja, Silvia, da hast Du ganz recht und ich möchte jetzt mal einen Appell an die, so wie Du ihn genannt hast, den echten Mann, oder so ähnlich, wahre oder echte Frau richten. Also nicht die, die meint sich das männliche Gehabe abschauen zu müssen oder gefällig zu sein, sondern an die, die diese alten weiblichen Werte und Weisen noch irgendwo in sich trägt, die versteht, im richtigen Moment das Richtige zu tun (dazu fällt mir gerade die Unverschämtheit der Platzordnung in Gorgias Witzseite ein) und erd- und naturverbunden handelt: ich glaube, das wurde uns direkt ausgetrieben und diese Austreibung hat mit den Hexenverbrennungen keineswegs aufgehört, wurde noch von der Kirche unterstützt: über Gott durften nur die in dramatischen Gewändern predigen, wenn sie auch nebenbei gar nicht so prüde waren...Die Frau, oder besser das Weib, warum das so dramatisch verpönt wurde, weiss ich auch nicht, ich glaube einfach aus Angst... denn in diesem Weiblichen steckt nun mal, Wissenschaft hin oder her, etwas enorm Kreatives. Ich meine, wenn Frauen im herkömmlichen Stil in das bestehende Systhem einsteigen, wird sich wenig ändern. Es braucht den von Dir zitierten Perpektivenwechsel.Um auf ein weibliches Wirtschaftsmodell hinzuweisen, erwähne ich nochmal die Laureatsarbeit von U.Pilser an der Uni Bozen: "Die ökofeministische Perspektive", in der Vorschläge für die Struktur einer lebenserhaltenden Wirtschaft gemacht werden, lebenserhaltend für alle nicht nur für Frauen!