Culture | Salto Afternoon

Irisches Klangfest

Schwungvoll und besinnlich. Die irische Band "Goitse" war im Rahmen der "Runkelsteiner Klangfeste" geladen. Gespielt wurde wetterbedingt im Waltherhaus.

Es war der heißeste Tag auf Erden gewesen, seit es Aufzeichnungen dazu gibt. Auch in Bozen war es heiß und die Wettervorhersagen verhießen nichts Gutes für den gestrigen Dienstagabend. Das Konzert des Quintetts Goitse, aus dem sogenannten „kreativen Schmelztiegel“ der Irish World Academy in Limerick, wurde von Schloss Runkelstein in die Heimstätte des Südtiroler Kulturinstituts (SKI) verlegt: ins Waltherhaus. Während im Sarntal eiergroße Hagelsteine niederprasselten, Runkelstein – am Eingang des Tales – ruhig im Dunkeln vor sich hin thronte, heizten die geladenen Musiker und die Musikerin von Goitse im klimatisierten Saal des Waltherhauses so richtig ein. Und den Saal auf. Seit Jahren viel unterwegs, wird das Ensemble aus Irland von der Kritik und vom Publikum gleichermaßen gefeiert.
 

Rudernd auf dem melancholischen Seelen-See der irischen Band an Bord. Von einem Ufer zum nächsten...


Den "Ton" der fesselnden Rhythmusgruppe gab Colm Phelan an. Er spielte nicht nur die irische Rahmentrommel Bodhrán, er moderierte auch mit feinem Witz und begleitete die Songauswahl mit Kommentaren und Anekdoten. Neben ihm agierte während der Bühnenshow Áine McGeeney. Und auch sie spielte zwei "Hauptrollen": die eine als Geigerin, die andere als Sängerin. Mit ihrer „Engelsstimme“ und den einfühlsamen Balladen unterbrach sie immer wieder die schwungvoll weitertreibenden, aber auch durchaus Moll-durchwachsenen Eigenkompositionen. Bis wieder Balladenzeit war und es ganz ruhig im Saal wurde. Feinfühlig ließ McGeeney vergessen, wie sie zuvor noch herumhüpfend und mit dem Geigenbogen am Instrument hin und her sauste.
Nach jedem besinnlichen Intermezzo legte Goitse schwungvoll nach, als hätte der Barmann oder die Barfrau an der Theke zur Freude aller noch einen ausgegeben. Das Bozner Publikum war sichtlich angetan und zollte vom ersten bis zum letzten Goitse-Song reichlich Applaus. Auch der herzbewegenden und mit Bravour vorgetragenen Alkoholsucht-Geschichte eines Liedes. 
 

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Tanzbares Sitzkonzert: Goitse im Waltherhaus / Foto: Salto.bz


Den Ruhepol der Band verkörperte der versierte Multiinstrumentalist Alan Reid auf seinem Banjo. Er spielte darauf nicht nur seltene und ungewöhnliche Melodien, sondern prägte durch das besondere Staccato das musikalische Gerüst der Combo. Conal O'Kane spielte hingegen die rhythmische Gitarre, heizte seine Kollegen immer wieder an und bildete mit Tadhg Ó Meachair (am anderen Ende der Bühnenaufstellung) eine der beiden Klammern, die Goitse zusammenhalten. Der (Kalender-)Mann am Klavier und am Akkordeon ist der jüngste Musiker der Band und gleichzeitig auch der bekannteste. Neben ausgedehnten Tourneen mit Goitse, ist er auf den verschiedensten Bühnen der Welt zu sehen. Außerdem arbeitet er regelmäßig mit legendären Musikern und Musikerinnen zusammen.
Der durch den Abend führende Colm Phelan legte kurz vor Ende des Konzertes ein beeindruckendes Solo auf seiner Trommel hin. Die Leute im Publikum konnten sich nach den rhythmischen Ergüssen des Schlagwerkes (sie enden mit einem Schlag der Trommel auf Phelans Kopf) kaum mehr auf ihren Sesseln halten, auf denen sie zuvor (im Walther`schen Sinn) noch saßen "wie Steine", klatschten, johlten "und dachten Bein mit Beine". 
 

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Mützen und Tonträger: Goitse am Merchandising-Tisch nach dem Konzert / Foto: Salto.bz


Goitse – der Bandname heißt übersetzt „Komm her!“ – hat diesen ohnehin heißen Sommerabend in Bozen noch heißer gemacht. Die angekündigte Abkühlung (in Form von Regen und Wind) kam in der Landeshauptstadt wenige Stunden nach dem Konzertende.