Environment | Wasserkraft

Mühlwald: Anzeige gegen SEL

Stellungnahme der SEL zum Vorfall am Mühlwalder Stausee. Die Bewirtschafter geben sich damit aber nicht zufrieden.

Zwei Tage nach der unfreiwilligen Entleerung des Mühlwalder Stausees folgt nun die offizielle Stellungnahme der SEL-Tochtergesellschaft SE Hydropower. Grund für den Vorfall sei eine Fehlfunktion am Regelungssystem gewesen, die durch den Schaden an einer Telekommunikationsleitung entstanden sei, heißt es darin. Eine Leitung, die nicht im Besitz der SE Hydropower stehe, wie das Energieunternehmen unterstreicht. Durch ein schnelles Eingreifen der Leitzentrale und des Bereitschaftsdiensts der SE Hydropower, die das Kraftwerk Mühlen in Taufers stoppten und die Anlage in Lappach neu starteten, sei es jedoch gelungen, den Normalpegel des Stausees in weniger als einer Stunde, also bis etwa 15 Uhr, wieder herzustellen.

Im gleichen Atemzug, in dem das Unternehmen den „Vorfall sehr bedauert“, werden jedoch auch seine Konsequenzen relativiert. So habe zu keiner Zeit Gefahr für Menschen oder Sachen bestanden, es sei zu keinen Umweltschäden im Mühlwalder Bach gekommen und auch der Fischbestand im Staubecken sei laut einem ersten Lokalaugenschein nicht vollständig zerstört, heißt es.

Auch darüber hinaus ist die SEL darum bemüht, ihrer „Entschlossenheit zur nachhaltigen Nutzung der Wasserkraft im Einklang mit dem Territorium“ Nachdruck zu verleihen: So würden die Kommunikationsleitungen zwischen Staubecken und Kraftwerksleitung künftig verdoppelt, im Frühjahr 2015 werde außerdem das angehäufte Feinmaterial im Staubecken entfernt. Auch würden für die Anlagen in Lappach und Mühlen in Taufers für den Zeitraum 2011 bis 2016 insgesamt 5 Millionen Euro an Umweltgeldern ausgezahlt.

Anzeige bei Forstbehörde

Wenig Wirkung zeigt die Stellungnahme bei einem der beiden Bewirtschafter des Stausees. Helmuth Rier widerspricht den Aussagen der SEL sowohl was die Dauer des Zwischenfalls als auch die Schäden angeht. So sei das Staubecken erst zwischen 15.30  und 15.45 Uhr wieder voll befüllt gewesen. Durch das Ausbleiben des Restwassers in dieser Zeit sei auch der Mühlwalder Bach auf einer Strecke von 300 bis 400 Metern in Mitleidenschaft gezogen worden. Was den Fischbestand betrifft, so hätten sich laut Rier rund ein Drittel der Fische im oberen Teil des Sees retten können. Bereits Dienstag Früh sei jedoch mit Genehmigung des Landes ein außerordentlicher Besatz vorgenommen worden. „Denn wir sind mitten in der Hochsaison, und können die Fischer nicht tagelang vertrösten“.

Seine Konsequenz aus dem Vorfall hat Rier bereits am Montag gezogen: Am Nachmittag hat er Anzeige bei der Forstbehörde erstattet; darüber hinaus stellt er Schadenersatzforderungen gegen die SE Hydropower in Aussicht. Keine Nachsicht also bei unverschuldeten technischen Problemen? „Ein Mal kann so etwas schon passieren“, meint Helmuth Rier. „Aber drei Mal in zwei Jahren ist eindeutig zu viel.“ Vor allem, wenn die Fische zusätzlich mehrmals am Tag unter dem Schwallbetrieb des Kraftwerks leiden. Die Folge eines zu schnellen Anfahrens der Turbinen, das ein sofortiges Erreichen der Höchstproduktion ermögliche – laut Rier für die Fischpopulation aber sehr schädlich sei. Zumindest für den Fischereibewirtschafter hat die viel gepriesene Heimholung der Wasserkraft mehr Schaden als Nutzen gebracht: „Unter Enel-Führung hatten wir all diese Probleme nicht“.