Culture | Salto Afternoon

Venezianische Sieger*innen

In Venedig hat man genug Filme gesehen. Jedenfalls genug, um einigen Teilnehmer*innen des diesjährigen Wettbewerbs Preise zu verleihen. Auch der Südtirolerin Tizza Covi.
Venedig
Foto: Biennale

Rund zehn Tage lang wurden in Venedig wieder Filme (und einige Serien) aus aller Welt gezeigt. Das Programm gab sich vielfältig und so möchten es auch die Preise sein. Zumindest der wichtigste unter ihnen, der Goldene Löwe, gibt sich auffällig. Zwar handelt es sich mal wieder um einen amerikanischen Film, eine Tradition, die in Venedig auffällig oft gelebt wird, doch um einen Dokumentarfilm, was wiederum ungewöhnlich ist. „All The Beauty And The Bloodshed“ der US-Amerikanerin Laura Poitras erzählt vom Leben der Fotografin Nan Goldin. Der zweite Preis des Festivals ging an Alice Diop und ihren ersten Spielfilm „Saint Omer“, nachdem sie zunächst mit Dokumentarfilmen Prestige erlangte.

Ohne Publikum keine Filme, ohne Filme kein Festival. Das ist Segen und Fluch der Filmkunst.

Die Preise für das beste Schauspiel gingen an englischsprachige Künstler*innen, nämlich an Cate Blanchett für „Tár“ von Todd Field, und Colin Farrell für den neuen Film von „Brügge sehen und sterben“-Regisseur Martin McDonagh, dessen neues Werk den Namen „The Banshees Of Inisherin“ trägt, und auch noch den Preis für das Beste Drehbuch ergattern konnte. Wenig überraschend gewann der Italiener Luca Guadagnino den Regiepreis für seinen mit Spannung erwarteten Kannibalen-Streifen „Bones And All“, in dem in der Hauptrolle der Publikumsliebling Timothée Chalamet zu sehen ist. Es ist die wiederholte Zusammenarbeit der beiden, die vor einigen Jahren mit „Call Me By Your Name“ bereits große Erfolge feiern konnten. Für Guadagninos Film gewann der Sschauspieler Taylor Russell den „Premio Marcello Mastroianni“, ein Nachwuchspreis des Festivals.
 

Tizza Covi und Rainer Frimmel über VERA / Quelle: Fred Film Radio


Auch keine Überraschung war die Verleihung eines Spezialpreises an den zur Zeit noch immer inhaftierten iranischen Filmemacher Jafar Panahi. Es darf als politisches Statement gelesen werden, bei dem es um die grundsätzliche Haltung des Festivals geht, weniger um den tatsächlichen Film, der im Englischen den Titel „No Bears“ trägt. So viel zum Wettbewerb. In den anderen Programmen fallen vor allem Tizza Covi und Rainer Frimmel auf, die mit ihrem Film „Vera“, einem Porträt von Vera Gemma, sowohl den Preis für die Beste Regie im Programm „Orizzonti“, als auch den Preis für die beste Schauspielerin, verliehen an Vera Gemma selbst gewinnen konnten.
 

VERA (Orizzonti | Venezia 79) di Tizza Covi und Rainer Frimmel. Mit: Vera Gemma, Daniel De Palma, Sebastian Dascalu, Annamaria Ciancamerla, Walter Saabel 


Recht unaufgeregt geht das Festival also zu Ende. Recht rührend war die herzerwärmende Rezeption von Brandon Fraser, der in Darren Arronofskys Film „The Whale“ sein Comeback feiert. Das Klatsch-und Tratsch Drama, das Olivia Wildes „Don´t Worry Darling“ umgibt, darf hingegen getrost ignoriert werden.
In der Lagune wird es nun wieder ruhiger werden. Der Trubel verklingt und die Filme machen sich auf den Weg in die Säle dieser Welt. Dass wir sie alle sehen dürfen, und sehen sollten, denn letztlich ist das Publikum der Grund, warum es ein Festival gibt. Ohne Publikum keine Filme, ohne Filme kein Festival. Das ist Segen und Fluch der Filmkunst.

 

Ein Ausschnitt aus dem Siegerfilm "All the beauty and the bloodshed"