Südtirolweiter Probealarm
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Die Todeszahlen sind hoch: Bei Erdstößen am vergangenen Wochenende in Afghanistan starben mehr als 2.000 Menschen, gestern am 11. Oktober hat ein Erdbeben der Stärke 6,3 erneut den Westen des Landes erschüttert. Rund 5.500 Kilometer weiter westlich erklärt Südtirols Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler an einem sonnigen Morgen in seinem Büro im Bozner Landhaus 6 den geplanten Probealarm des neuen nationalen Alarmsystems IT-alert. Er weiß, der Ernstfall kann jederzeit eintreten und mit dem Klimawandel werden Wetterextreme häufiger und intensiver. „Durch die Bodenversiegelung fallen die Folgen von Überschwemmungen noch drastischer aus, hier zahlen wir auch in Südtirol die Sünden der Vergangenheit“, so Schuler.
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Während der im Sommer vorgestellte Klimaplan der Landesregierung in einer Schublade zu verstauben droht, hat Landesrat Schuler in Sachen Zivilschutz freies Feld – keine Interessensgruppen, die sich gegen einen Bettenstopp wehren oder verärgerte Landwirte, die den Abschuss von Großraubtieren fordern. Es scheint beinahe so, als wäre es leichter, sich an den Klimawandel anzupassen, anstatt wirksame Politik zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt zu machen.
Nun also steht die nächste Maßnahme an, um die Südtiroler Bevölkerung samt anwesender Tourist*innen bestmöglich vor zivilschutzrelevanten Ereignissen zu schützen: Am morgigen Freitag, dem 13. Oktober, wird kurz nach 10 Uhr der Zivilschutz-Probealarm mit allen 570 Sirenen des Landes durchgeführt, um 12 Uhr erfolgt erstmals der Test des neuen gesamtstaatlichen Alarmsystems IT-alert. Der 13. Oktober ist kein zufällig gewähltes Datum, sondern der internationale Tag der Katastrophenvorbeugung.
Der auf- und abschwellende Sirenenton wird seit 2021 jedes Jahr getestet und dienst als Zivilschutzalarm. Neu ist dieses Mal die Nutzung von IT-alert. Das Alarmsystem habe im Vergleich zu einer App-basierten Version den Vorteil, dass die Warnung an alle empfangsbereiten Mobiltelefone versendet werden kann. „Warnapps müssen hingegen erst auf dem Handy installiert werden, um eine Warnung empfangen zu können“, erklärt Schuler.
Neues Alarmsystem„IT-alert ist ein vielversprechendes Modell, das uns in der Zukunft eine wichtige Hilfe sein wird, um die Menschen rechtzeitig über Gefahrensituationen zu informieren. Wir sind eine der ersten italienischen Regionen, die es testen. Die EU will die Warnung vor Gefahrensituationen über das neue Alarmsystem per Mobilfunk über eine Richtlinie europaweit einführen“, so Schuler. Der Testalarm diene nicht nur dazu, die neue Technologie zu erproben, sondern auch zur Sensibilisierung der Bürger*innen.
Als Warnung ertönt ein lauter Hinweiston, auf dem Bildschirm des Handys erscheint eine mehrsprachige Textnachricht. „Dadurch können wir die Menschen darüber informieren, um welche Gefahrensituation es sich handelt und welches Verhalten empfohlen wird“, sagt Schuler.
IT-alert gilt als das modernste Alarmierungssystem und befindet sich derzeit in der Testphase. Die Auslösung von IT-alert erfolgt zunächst nur zentral und ist auf bestimmte Ereignisse beschränkt, etwa ein Bruch eines großen Staudammes, eine durch Erdbeben ausgelöste Flutwelle, nukleare Unfälle oder Störfälle in Industrieanlagen. Betrifft die Gefahrensituation nur ein begrenztes Gebiet, soll die Meldung in Zukunft auch nur lokal versandt werden können.
Behörden, die Menschen im Katastrophenfall warnen wollen, brauchen außerdem keine persönlichen Daten von Handybesitzer*innen, keine Telefonnummer, keinen Standort. Die zuständigen Institutionen warnen anonym alle, die in diesem Moment in einem Gefahrenbereich sind. Auf www.it-alert.it kann ein Fragebogen ausgefüllt werden, um zur Verbesserung des Alarmsystems beizutragen.
Wer den Zivilschutzalarm hört, sollte Radio oder Fernseher einschalten, da dort das Bevölkerungsinformationssystem auf Sendung geht, allerdings nicht unmittelbar, sondern einige Minuten nach dem Verklingen des Sirenentons. Es wird daran erinnert, dass jeder Haushalt über ein batteriebetriebenes Radiogerät verfügen sollte, das auch bei Stromausfall funktioniert. Eine Laufschrift mit dem Hinweis, dass es sich um einen Probealarm handelt, wird in den über die von der Rundfunkanstalt Südtirol RAS, von Video Bolzano 33, Alto Adige TV und Peer.tv digital terrestrisch ausgestrahlten Fernsehsendern zu sehen sein. Zudem wird eine Push-Mitteilung über die Meteo-App verschickt.
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