Society | Landtag

Ach, die Jugend...

Ulli Mair macht sich Sorgen um "politisch nicht korrekte Jugendliche": "Sie werden ignoriert." Das Freiheitliche Maßnahmenpaket wurde aber schließlich abgelehnt.

Wenn es im Landtag um die Jugend geht wird lieber über sie als mit ihr diskutiert. Geschehen am Donnerstag Vormittag. Gleich als erster stand ein Beschlussantrag der Freiheitlichen auf der Tagesordnung, in dem sie in einer zehn Punkte umfassenden Liste “Südtirol erneuern” und “Investitionen in Südtirols Jugend” fordern. “Südtirols Jugend wird auf politischer Ebene nicht angemessen vertreten, sondern spielt in der Südtiroler Politik schlichtweg keine Rolle. Entsprechend groß ist auch die Politikverdrossenheit.” So rechtfertigen Ulli Mair, Walter Blaas, Roland Tinkhauser, Tamara Oberhofer, Sigmar Stocker und Pius Leitner ihre Forderung nach einem Maßnahmenpaket. Ob sich die Freiheitlichen bei der Ausarbeitung Rat bei den Jugendlichen des Landes geholt haben, ist nicht bekannt. Ihre Forderungen: Gemeinsame Diskussion zur Zukunft Südtirols; Mitsprache bei der Integration; vergünstigte Jahresabos für das Verkehrssystem; leistbare Wohnmöglichkeiten; Förderung junger Start-Ups; moderner Spracherwerb; gezielte Berufsberatung; attraktive Studentenbüros; Job-Börsen; verbesserte Arbeitsbedingungen.

Der Freiheitliche Dekalog zur Förderung der Jugend.

So, wie Ulli Mair im Landtag auftrat, mochte man meinen, es steht gar nicht gut um die Südtiroler Jugend. “Es scheint zwei Kategorien von Jugendlichen zu geben”, legte sie ihre Bedenken dar: “Wer nicht zum Umkreis der Volkspartei gehört, hat weniger Chancen, wird ausgegrenzt und ignoriert. Das betrifft vor allem jene jungen Menschen, die nicht politisch korrekt, nicht ‘Mainstream’, nicht angepasst sein wollen beziehungsweise patriotische Jugendliche.” Doch damit nicht genug: Die Jugend sei im Landtag, vor allem durch die Mehrheitsparteien, kaum vertreten, weil sie von den jungen Menschen nicht gewählt würden. Doch damit nicht genug, auch in den Jugendzentren würden laut Mair so genannte “gute Jugendliche” herangezüchtet. “In den Jugendstrukturen werden Investitionen partei- und systemorientiert herangezogen”, so die Freiheitliche. Auch auf wirtschaftlicher Ebene sieht sie Handlungsbedarf. Denn “nicht politisch korrekte” Jugendliche täten sich gleichzeitig auch mit dem Einstieg in gewisse Berufe schwer.

Während Ulli Mair, erwartungsgemäß, aus den eigenen Reihen Zuspruch erfuhr, und auch auf italienischer Seite Alessandro Urzì und Elena Artioli den Antrag unterstützten, verwies Jugendlandesrat Philipp Achammer die Einbringer in die Schranken. “Ich verwehre mich gegen den Vorwurf, in den Jugendorganisationen würden nur Angepasste herangezogen und Andersdenkende ausgegrenzt werden.” Ob man sich da nicht vielleicht etwas zu sehr als Opfer darstelle, fragte er Richtung Freiheitliche. “Der Antrag tut so, als gäbe es derzeit keine Jugendpolitik”, stellte Achammer fest. Und das lässt er nicht auf sich sitzen: “Derzeit gibt es Diskussionsrunden unter Jugendlichen zur Integration, bei der Berufsberatung setzt man nicht auf eine ‘gezielte Beratung’ sondern auf eine bewusste Berufwahl”, begann der Landesrat seine Auflistung von dem, was bereits in Sachen Jugendliche am Laufen sei. “Auch die Job-Börse, die Begegnung mit Unternehmen und die Sommerpraktika sind einige der Punkte im Antrag, die bereits in Arbeit sind”, fuhr Martha Stocker fort. Am Ende lehnte der Landtag den Antrag der Freiheitlichen mit 15 Ja und 19 Nein ab.

Landesrat Achammer hat sich auf Nebenschauplätze begeben und ist der eigentlichen Diskussion ausgewichen. Die SVP hat weiterhin nur ein Gehör für parteipolitische, systemfreundliche und bequeme Jugendliche, alle anderen werden ignoriert und ausgegrenzt. Ich wünsche mir vom SVP-Obmann und vom Landeshauptmann endlich mehr Taten und weniger ‚Erneuerungs-Gequake‘. (Ulli Mair)

Aufmerksam verfolgte man bei der SVP-Jugendorganisation die Debatte im Landtag. “Viele der Vorschläge der Freiheitlichen werden von der Jungen Generation bereits umgesetzt”, erklärte JG-Vorsitzender René Tumler im Anschluss. So fänden bereits heute Runde Tische oder sonstige Treffen statt, bei welchen die Zukunft der Südtiroler Jugend diskutiert und Entscheidungen dazu getroffen würden. “Zum Beispiel wurde das Thema leistbares Wohnen mit der Möglichkeit des Bausparens von der JG initiiert”, zeigte Tumler auf. Und er will, da die JG öfters in den Reden der Freiheitlichen angesprochen wurde, einen weiteren Punkt geklärt wissen: “Die Junge Generation vertritt Südtirols Jugend innerhalb der SVP und grenzt dabei keine Jugendgruppe aus.” Politikverdrossenheit? “Davon kann nicht die Rede sein”, kontert Tumler, der trotz allem in einigen Vorschlägen der Freiheitlichen durchaus positive Ansätze erkennen kann. “Doch”, so der Jungpolitiker, “die Jugend lässt sich nicht bevormunden”. Er sei überzeugt, dass der Jugend mehr Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zugestanden werden müsse. Die Freiheitlichen, so Tumler, seien wohl einfach “nicht am Puls der Jugend”.

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Alfonse Zanardi Thu, 11/12/2015 - 16:58

Der ist gut: "Sprachen lernen leicht gemacht."
Anstatt in FB blöd über "die Walsch" herzuziehen einfach Augen und Ohren aufmachen und korrektes Italienisch UND Deutsch lernen.

Thu, 11/12/2015 - 16:58 Permalink