Culture | Salto Return

#121216

In Salto Return geht es nicht um langweilige Weihnachtsmärkte und noch langweiligere Ski-Saisonstarts. Da bin ich voll ANTI.
Panama
Foto: VBB

Aufschlag
Ich möchte heute das Bild eines sanften Putsches zeichnen, eines parteiinternen Putsches, der eigentlich gar kein Putsch ist, also eher ein Anti-Putsch ist und damit fast M5S-Qualitäten hat – das ist jene Bewegung, die angeblich für Anti-Kommunisten, Anti-Faschisten, Antimafiöse, Antineoliberale und Antikorrupte da ist, und die nun, unmittelbar vor der nächsten Wahl, zum gentilohnenden Matchball ausholt.
Der freundliche Kommunikationsexperte, der es gegen die lautstarken Antis Italiens aufnimmt ist Tennisspieler Gentilone, weiß wie kaum ein anderer Politiker was ein guter Return ist, wie und ob er Grillo und den Rest aber ausspielen kann, bleibt dahingestellt und hängt wohl in erster Linie von den Ministern ab, die mit ihm regieren wollen und "mitspielen".
Dabei stehen die einzig wahren Ministri für Rom (laut Tourplan) schon seit Monaten fest. Kein Scherz. Wer sie sehen möchte, plant ganz einfach eine private Anti-Marcia su Roma, direkt ins Monk nach Portonaccio, wo die Ministri am Donnerstag (15.) und am Freitag (16.) im Rahmen ihrer 10 Jahres-Tour die Bühne rocken. Wohl werden sie dann auch mit Estate Povera ihr melancholisches Anti-Winterlied anstimmen, welches alle Antis und Anti-Antis Italiens wieder zusammenbringt, und Italiens Politik vom Holzweg wieder zurück Richtung A1. 

Io / senza di voi / sono una strada di campagna. 

Ministri - Estate Povera / Quelle: Youtube

Gemischtes Doppel
Bananenrepublik nennt man abwertend Staaten, in denen Korruption und Bestechlichkeit vorherrschen. Im Kinderstück Oh, wie schön ist Panama – es wird noch am kommenden Wochenende im Studio am Stadttheater Bozen gespielt –, ist die Bananenrepublik ein Paradies, welches die Helden, ein kleiner Tiger (Alexa Brunner) und ein kleiner Bär (Daniele Fior), auf dem richtigen und  schnellsten Weg erreichen wollen. Das kluge Janosch-Stück, geschrieben Ende der 1970er Jahre, ist feines Theater für die Kleinen, kommt vielsprachig daher, spielt mit Worten, Tieren und Klischees und passt wunderbar in die Weihnachtszeit.
Wunderbar waren auch die vom Theaterkollektiv Von Pider zu Heiss zur Bühne gebrachten Bilder deiner großen Liebe, Textfragmente des früh verstorbenen Schriftstellers Wolfgang Herrndorf. Mit wenigen und gut arrangierten Bühnenelementen gelang es den Schauspielern Nora Pider und Jakob Oberschlick die verschiedenen Metaphern phantasiereich zu formen und die Innensicht von Isa (dem Müllmädchen aus dem Tschick-Roman Herrndorfs) darzustellen. Das Stück, nach der Regie von Anna Heiss und zur Musik von Julian Angerer, setzte bei der vorerst letzten Aufführung, auf die starken Dialoge des Autors und verwebte sie gekonnt mit den sanften Musikklängen. Das Ende blieb offen, wie im Original. Im Kleinkunsttheater Carambolage war es am Ende still und dunkel, für eine gefühlte halbe Stunde, dann folgte der Applaus.
Ein stilles Ende. Erschütternd. Passend.