Environment | Elektromobilität

Hat das Elektroauto Zukunft?

Elektroautos haben sich bisher nur zögerlich auf dem Automobilmarkt durchgesetzt. Nun aber scheint eine Wende bevorzustehen.
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Foto: Monika Psenner

Kurze Geschichte der Elektroautos

Elektroautos sind keine neue Erfindung. Die ersten Autos wurden nicht mit Diesel oder Benzin angetrieben, sondern waren Elektroautos. Erst die Einführung des Verbrennungsmotors Anfang des vergangenen Jahrhunderts markierte den Beginn des Zeitalters der mit Benzin- und Diesel betriebenen Autos. Diese waren nicht nur billiger in der Herstellung und einfacher in der Bedienung, sondern übertrafen Elektroautos bezüglich der Reichweite bei weitem. Billiges Rohöl aus dem Mittleren Osten begünstigte zusätzlich diese Entwicklung. Als Folge wurden Elektroautos vom Markt verdrängt.

Die Ölkrisen in den Jahren 1973/1974 und 1980 und der damit einhergehende starke Anstieg des Rohölpreises führten zu erneutem Interesse an Elektroautos, allerdings erreichte die Produktion nur geringe Stückzahlen. Erst um die Jahrtausendwende kam es zu einer Renaissance der Elektroautos. Die Gründe dafür sind vielschichtig. So haben einerseits die stark gestiegenen Treibstoffkosten, der technische Fortschritt in Bezug auf Verbesserung der Batterien und Vergrößerung der Reichweite von Elektrofahrzeugen das Interesse an Elektroautos geweckt. Andererseits haben auch staatliche Förderungen mit dem Zweck die CO2 Emissionen und andere Schadstoff-Emissionen zu verringern und nicht zuletzt mehr Umweltbewusstsein der Autofahrer zu mehr Akzeptanz von Elektroautos beigetragen. Die im folgenden Artikel verwendeten Daten und Fakten über Elektroautos beziehen sich sowohl auf reine Elektroautos (BEV) als auch auf Plug-in-Hybrid Autos (HPEV). (Eine  genaue Definition der beiden Autotypen befindet sich in den Anmerkungen am Ende des Artikels).

Der Toyota Prius wurde 1997 als erstes Hybrid Elektroauto in Serienproduktion hergestellt und mit einer Stückzahl von 18.000 im ersten Produktionsjahr auf den japanischen Markt gebracht. 2000 wurde das Modell auch weltweit verkauft. Die Forschung und Entwicklung zur Herstellung von Hybrid- und reinen Elektroautos wurde in den vergangenen Jahren stark intensiviert und zahlreiche Förderungen haben die Einführung von Elektroautos zur Massenproduktion vorangetrieben. Immer mehr Autohersteller bringen Serienmodelle auf den Markt und die Verkaufszahlen steigen weltweit kräftig an.

Wie viel Elektroautos gibt es weltweit und welche Länder sind führend?

Laut den letzten veröffentlichen Daten der Internationalen Energiebehörde belief sich die Anzahl der Elektroautos weltweit im Jahre 2015 auf 1.26 Millionen. Obwohl das weniger als 1% des gesamten weltweiten Autobestandes ausmacht, ist nach 2010 ein starker Anstieg von Elektroautos zu beobachten und dieser Trend wird sich laut Prognosen namhafter Institutionen in den kommenden Jahren weiter verstärken. Die USA weisen mit 30% den größten Anteil an Elektroauto auf, gefolgt von China (25%), Japan(10%), den Niederlanden (7%) und Norwegen (6%). Diese fünf Länder zusammen machen fast 80% der weltweiten Elektroautos aus.

Die Zahl von reinen Elektroautos (BEV) betrug 2015 weltweit circa 739.000, während Plug-in-Hybrid Autos (PHEV) circa 517.00 ausmachten. China ist die Nummer eins bei den reinen Elektroautos ist, die USA führen bei den Plug-in-Hybrid Autos.

Norwegen hat mit fast 25 % den höchsten Marktanteil an Elektroautos, gefolgt von den Niederlanden mit circa 10% und Schweden mit über 2.5%.

China hat sich zum weltweit führenden Markt für Elektromobilität entwickelt. Die Zahl der verkauften E-Autos ist stärker gestiegen als in allen anderen Ländern. Auch beim Ranking der wichtigsten Herstellerländer für Elektrofahrzeuge hat China Japan bereits überholt. Deutschland liegt auf Platz 3 vor den Vereinigten Staaten. Chinesische Autobauer haben zudem ehrgeizige Pläne für die Zukunft. Ab 2018 plant China eine Quote für Elektroautos einzuführen.

Deutsche Autofirmen haben in Sachen Elektromobilität noch Einiges aufzuholen. Der Volkswagen-Konzern will mit einer Elektroauto-Offensive die Kehrtwende weg vom Diesel-Skandal schaffen. Wegen der schrittweisen Verschärfung der CO2-Gesetzgebung müssen sehr viele Technologien zur Abgasnachbehandlung eingebaut werden, um den Verbrennungsmotor gesetzeskompatibel zu halten. Diese sind kostspielig und gleichzeitig sinken die Batteriekosten für Elektroautos. VW will Weltmarktführer bei der Elektromobilität werden und ab 2025 als erster Autohersteller eine Million Elektroautos pro Jahr auf dem Weltmarkt verkaufen. Zudem arbeitet der Konzern an einem Schnelllade-Projekt für Elektrofahrzeuge.

Vorteile und Nachteile von Elektroautos & Zukunftsperspektiven

Im Vergleich zu den mit Benzin und Diesel betriebenen Autos zeichnen sich Elektroautos durch hohe Umweltfreundlichkeit aus, da sie geringere CO2-Emissionen und andere Schadstoffe freisetzen und weniger Lärm verursachen. Sie leisten so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und verbessern die Lebensqualität, insbesondere in Städten. Elektromotoren punkten mit einem hohen Wirkungsgrad, da sie die elektrische Energie fast vollständig in Bewegungsenergie umsetzen und somit den Energieverbrauch deutlich senken. Zudem haben sie geringere Betriebs- und Unterhaltskosten, sowie geringere Steuern und Versicherungsbeiträge als herkömmliche Pkws.

Elektroautos haben allerdings noch sehr viele Nachteile, die viele Autofahrer abschrecken ein Elektroauto zu kaufen. Es sind dies in erster Linie die hohen Anschaffungskosten, die geringe Reichweite, die unzureichende Ladegeschwindigkeit und die mangelnde Infrastruktur.

Als Folge intensiver Forschung haben sich die Batteriekosten in den vergangenen Jahren stark verringert und zugleich ist die Reichweite (gefahrene Kilometer mit einer vollgeladenen Batterie) stark gestiegen. Dieser Trend wird sich laut Prognosen auch in Zukunft fortsetzen. Im Frühjahr 2015 kündigte zum Beispiel Bosch, einer der führenden Batteriehersteller für Elektroautos, eine Batterie-Revolution für das Jahr 2020 an. Die neuen Batterien werden die doppelte Reichweite zum halben Preis liefern, ein wesentlich geringeres Gewicht und eine deutlich kürzere Ladezeit haben.

Beim Autosalon Paris im September 2016, einer der wichtigsten Automessen der Welt, war die zunehmende Bedeutung von Elektroautos nicht zu übersehen. Alle großen Autohersteller zeigten ihre neuen Elektroauto-Modelle. Auch wenn es noch einige Jahre dauern wird, bis diese Elektroautos in Serie produziert werden, so ist doch zu beachten, dass jeder große Autohersteller innerhalb der nächsten 4 Jahre mindestens ein neues Elektro-Modell auf den Markt bringen wird. Glaubt man den aktuellsten Prognosen der renommierten Plattform “Bloomberg New Energy Finance”, so werden im Laufe der 2020er Jahre die Anschaffungskosten von Elektroautos mit den Kosten von mit Benzin und Diesel betriebenen Autos gleichziehen.

Meistverkaufte Elektroautos weltweit

Das weltweit meistverkaufte Elektroauto ist der Nissan Leaf, gefolgt von Tesla Model S. Der BYD Qin, hergestellt vom Chinesischen Autohersteller BYD, rangiert bereits an sechster Stelle, noch vor dem BMW i3. Dieses Bild könnte sich allerdings in den kommenden Jahren verändern, da die Chinesischen Autobauer ganz stark auf Elektromobilität setzen.

 

Elektroautos: Beitrag zum Klimaschutz und zum Umweltschutz

In Hinblick auf die Klimaschutzvereinbarungen werden viele Länder Schritte unternehmen müssen, um auch im Transportsektor die CO2 Emissionen zu senken. Eine wichtige Maßnahme diesbezüglich ist Fahrzeuge mit geringem oder gar keinem CO2 Ausstoß zu fördern. Die Hersteller voll-elektrischer Autos werben vor allem mit dem Argument der Null CO2 Emissionen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der verwendete Strom aus erneuerbarer Energie stammt. Kritiker weisen in diesem Zusammenhang auch auf den hohen Energieverbrauch bei der Herstellung der Batterien und auf fehlende Kapazitäten von umweltfreundlichen Recyclingverfahren hin.

Um den weltweit immer strenger werdenden Umweltauflagen gerecht zu werden, müssen Autohersteller die Verbrauchs- und Emissionswerte ihrer Neuwagenflotten in den nächsten Jahren stark senken. Da die Schadstoffbelastung (Feinstaub, Stickoxid etc.) in vielen Städten zeitweise die Grenzwerte bei weitem überschreitet und die Gesundheit der Bewohner stark gefährdet, sehen sich die Behörden gezwungen Fahrverbote zu erlassen. Manche Großstädte stellen bereits Überlegungen an, Dieselfahrzeuge zu verbieten, wie das z. B. Paris, Madrid, Athen und Mexiko City angekündigt haben. Als Folge solcher Maßnahmen wird die Nachfrage nach Elektroautos steigen.

 

Weltweite Elektromobilität in den nächsten Jahrzehnten?

Laut der aktuellsten Prognose von BP (British Petroleum) wird die Anzahl der Elektroautos weltweit von circa 1.2 Millionen im Jahre 2015 auf über 26 Millionen im Jahre 2025 ansteigen und im Jahre 2035 bereits über 71 Millionen ausmachen. Diese Schätzung ist konservativ, andere Institutionen, wie zum Beispiel die Internationale Energiebehörde, kommt in ihren Berechnungen auf weit höhere Zahlen. Auch wenn die einzelnen Prognosen divergieren, der Trend ist bei allen Prognosen stark steigend und es ist evident, dass Elektroautos in Zukunft einen weit höheren Anteil am gesamten Autobestand ausmachen werden, als das jetzt der Fall ist.

Welche Herausforderungen müssen noch bewältigt werden?

Neben den hohen Anschaffungskosten und der geringen Reichweite, ist eine der größten Herausforderungen der Elektromobilität der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Auch diesbezüglich tut sich Einiges. So haben sich die Autohersteller Daimler, VW, BMW, AUDI, Porsche und der US-Autobauer Ford zusammengeschlossen, um für 2017 zunächst 400 Schnellladestationen entlang der großen Verkehrsachsen in Europa zu errichten. Bis 2020 sollen es dann schon tausende Stationen sein. Auch viele Städte sind dabei das Netz der Ladestationen stark auszubauen.

Ein Wermutstropfen für den Arbeitsmarkt sei hier erwähnt: Die Herstellung von Elektroautos ist weniger arbeitsintensiv als die Produktion herkömmlicher Pkws. Es wird deshalb mittel- und längerfristig in der Autobranche zu einem beachtlichen Abbau von Arbeitsplätzen kommen.

Nicht zuletzt hat auch die Entwicklung des Rohölpreises einen Einfluss auf das Wachstum der Elektromobilität, da der Benzin- und Dieselpreis in Konkurrenz mit den Verbrauchskosten von Elektroautos steht..

Schlussfolgerungen

Je schneller es gelingt die hohen Anschaffungskosten von Elektroautos zu senken, die Reichweite zu erhöhen und die noch unzureichende Infrastruktur auszubauen, umso schneller werden die Hürden für eine weite Verbreitung von Elektroautos fallen. Höhere staatliche Förderungen für die Forschung und Entwicklung einerseits und Verkaufsprämien andererseits können den Umstieg auf Elektroautos zusätzlich beschleunigen. Basierend auf den oben genannten Prognosen und in Anbetracht der positiven Trends bezüglich Kostensenkung, Erhöhung der Reichweite und Ausbau der Infrastruktur scheinen die Weichen für das Zeitalter der Elektromobilität gestellt zu sein.

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Michele De Luca Sat, 01/21/2017 - 01:59

Von Prognosen und Aussichten der EV habe ich schon lange gelesen und gehört. EV verkaufen sich bestens - auch wenn die Gesamtzahl klein ist und des öfteren nur Prozentsätze zitiert werden, die aber nicht ausschlaggebend sind.
Wenn man sieht, was verkauft wird, so sind Dieselautos - trotz des Dieselgate bzw. Dieselskandals - noch marktführend.
Man spricht immer von Ladestationen, aber wer wird eine Reise unternehmen, wenn man 40, 50 oder mehr als einer Stunde warten muss, um das EV zu laden. Otto-Normalverbraucher war und ist heute nicht bereit, 1 bis 3000 Euro mehr zu zahlen für ein Gasauto (in diesem Falle ein Erdgasauto). Glaubt man wirklich, dass man die Leute mit EV die zwei, dreimal so viel kosten wie herkömmliche zu überzeugen auf Elektromobilität zu wechseln?
Mag sein, dass sich die Batterieherstellung und -Qualität verbessert, aber - wenn ich mich nicht irre - kürzlich wurde die Reichweite einiger Modelle erweitert indem man... weitere Batterien eingebaut hat und die Autos noch schwerer geworden sind. Über plug-in-Autos, na ja, die Mehrpreise die man dafür verlangt sind auch ziemlich hoch.
Möchte gerne erfahren mit der Kälte dieser Wochen, wie sich die Reichweite der EV entwickelt hat. Die Proben, die in den letzten Jahren von Fachzeitschriften gemacht wurden, waren nicht besonders erfreulich mit einer Senkung von 30 bis 50% der Reichweite, dasselbe im Sommer wenn man mit der Klimaanlage fährt.
Man sieht es in der öffentlichen Mobilität. Elektrobusse sind sehr teuer sind (bis dreimal den Preis von herkömmlichen) und mir scheint, dass die Preise nicht kleiner geworden ist. Das ist ein weiteres Thema, wobei sich viele Opnv-Betriebe sich schönreden, aber de facto entweder hat man das nötige Kleingeld, sonst landet man zu billigsten Antriebsart (Diesel bzw. Hybrid-Diesel).
Wohlgemerkt, dass ich selber ein EV gerne fahren würde ist außer Frage. Ob und wann, dass ist ein anderes Thema. Im allgemeinen wird es sehr schwierig sein Otto-Normalverbraucher zu überzeugen. Ohne hohe Subventionen (z.B. wie in den Usa, Norwegen, Niederlanden, usw.) wird das nicht klappen. Man hat es auch in Deutschland gesehen. Trotz Einkaufsprämie sind EV Ladenhüter geblieben und bleiben es noch heute. Wenn man in Südtirol glaubt, mit einer Befreiung der Autosteuer das Interesse der EV zu erhöhen, wie ich letztens auf der Pressekonferenz zur Mobilität gehört habe, da kann man nur lachen, ganz einfach weil die Autos bereits 5 Jahre steuerfrei sind und danach eine 75%-reduzierte Steuer zahlen müssen. Und das hat bis heute fast nichts gebracht.

Sat, 01/21/2017 - 01:59 Permalink
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Luis Durni Sun, 01/22/2017 - 13:45

das titelbild zeigt es deutlich: elektrofahrzeuge mit einem dach brauchen einen kabel.
elektrozüge haben sowas, filobusse haben sowas, strassenbahnen haben sowas.
indoor gabelstapler, flurhebemittel und transtporter sind mit akku flexibler (gewicht vom akku wird als gegengewicht zur hebelast genutzt, langsame geschwindigkeiten, wenig witterungseinflüsse, kurze strecken, ladezeiten immer viel länger als arbeitszeiten, sauber, eigener (geeigneter) stromanschluss in der nähe, leise).
personenwagen mit einem akku wiegen ca. die hälfte mehr. der ganze oben genannte rest macht den pkw noch unflexibler.
südtirol könnte ein pilotprojekt starten: tunnelausbau und elektrifizierung der vinschgerbahn kosten sehr viel geld.
bauen wir einen akkuzug und lassen die akkus direkt beim reschensee aufladen!?!

Sun, 01/22/2017 - 13:45 Permalink
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gorgias Mon, 01/23/2017 - 15:53

Eine Maßnahme die Elektromobilität zu Fördern, das hier ausgelassen wurde ist die Treibstoffkosten zu Erhöhen. Dabei wäre es sinnvoll diese Erhöhung langfristig zu erhöhen, damit Unternehmen Investitionen besser planen können. So wäre es interessant den Treibstoffpreis in 10%-Schritten vom Ausgangspreis innerhalb 10 Jahre zu verdoppeln. Das würde sowohl den Ursacherprinzip entsprechen und Gesamtökonomisch vorteilhaft für Europa sein, denn dadurch würden die Außenhandelsbilanz verbessert.
Damit durch so eine Maßnahme innerhalt der EU kein verstärkter Tanktourismus, entsteht bzw. LKWs mit 1000l-Tank strategisch tanken, sollte dies über die EU koordiniert werden.

Mon, 01/23/2017 - 15:53 Permalink