Economy | Vaterschaft

Neue Zeiten für neue Väter

Der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf wächst vor allem bei der jungen Generation. Dennoch gibt es viele Hürden in Berufswelt und Gesellschaft.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Vaterschaft
Foto: Väter Aktiv

Die junge Generation geht mit einem neuen Selbstverständnis an Partnerschaft bzw. Familie und deren Vereinbarkeit mit dem Beruf heran. Für sie ist eine partnerschaftliche Aufteilung bzw. ein Rollentausch nicht nur Ziel, sondern immer öfter auch Realität.

 

Wandel in der Berufswelt

 

In Zeiten des Fachkräftemangels sind auch mehr Arbeitgeber bereit darauf flexibler zu reagieren, denn „Die Hälfte der Väter in Deutschland hat für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon einmal den Arbeitgeber gewechselt oder denkt darüber nach. Bei den Vätern unter 35 Jahren sind es sogar zwei Drittel. Diese hohe Wechselbereitschaft der Väter stellt vor dem Hintergrund fehlender Fachkräfte ein erhebliches Unternehmensrisiko dar.“ (Prognos Studie vom Dezember 2022). Investitionen in Vereinbarkeitsmaßnahmen im Betrieb speziell bei Vätern und pflegenden Angehörigen, bringen laut der Unternehmensberatung Roland Berger (Die neue Vereinbarkeit) eine Rendite von bis zu 40% durch geringere Fehlzeiten und schnelleren Wiedereinstieg. Außerdem weist die 361°Familienstudie von AT Kearney auf den Kompetenzgewinn bei Social Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Stressmanagement, Verantwortungsgefühl und Umgang mit disruptiven Erfahrungen hin. Das bestätigt auch Manager Roman Gaida aus eigener Erfahrung: „Wer schon einmal versucht hat, einem 4-Jährigen ein Stück Brokkoli schmackhaft zu machen, der weiß, welches Vertriebstalent dazu nötig ist. Darüber hinaus gibt es neben dem positiven Einfluss auf die Firmenkultur und der höheren Loyalität sowie Identifikation mit dem Unternehmen eine Vielzahl von weiteren positiven Auswirkungen."

 

Forderungen an Arbeitgeber:innen

 

Eine Schlüsselrolle nehmen dabei die Führungskräfte ein: „Es braucht eine Professionalisierung der Führung, damit die Mitarbeiter:innen nach Ergebnis und nicht nach Anwesenheit im Büro bewertet werden. Für traditionelle Unternehmer ist die Präsenz wichtiger als die Leistung. Damit finden sie nicht die besten Köpfe, nur gute Unternehmen ziehen Talente an. Väterzeiten wird in Unternehmen noch kaum thematisiert, da gibt es noch Luft nach oben! Das Thema Elternschaft ist noch immer ein Frauenthema! Väter werden zum Teil auch schief angeschaut und brauchen viel Mut, wenn sie in Väterzeit gehen. Wir Frauen müssen Väter es auch zutrauen.“, sagt Barbara Jäger vom Business Pool.

„In vielen Unternehmen trauen sich die Väter wahrscheinlich einfach gar nicht. Es reicht nicht, wenn Gesetzgeber und Unternehmen die Möglichkeit bieten. Es braucht Führungskräfte, die die Vereinbarkeit von Job und Familie zum Teil einer gesunden Unternehmenskulturmachen. Leider ist das noch keine Selbstverständlichkeit und übrigens gibt es auch noch in Familien Vorurteile gegenüber Männern, die sich um ihre Kinder kümmern wollen. Wäre es gesellschaftlich akzeptierter, würden es vermutlich viel mehr Männer machen. Ich arbeite die Elternzeit von Vätern und Müttern in den Karriere- und Entwicklungsplan mit ein, um von vornherein die Angst zu nehmen, dass es danach nicht weitergeht. Ein guter Mitarbeiter ist auch in zwei Jahren noch ein guter Mitarbeiter und dann nach einer Elternzeit auch viel motivierter. “ (Roman Gaida, Manager eines TOP 500 Unternehmens, der selbst in Elternzeitgegangen ist).

 

Erfahrungen von Vätern

 

„Nur wenn die Mitarbeiter:innen daheim alles im Griff haben, können sie motiviert und konzentriert bei der Arbeit sein. Väter nehmen in den letzten Jahren verstärkt ihre Rolle wahr und entlasten ihre Partnerinnen.“ (Esther Ausserhofer, human & human). Dies bestätigen auch zwei Väter beim „Männerbetrieb“ Raffin GmbH, welche die 4 Tage Woche eingeführt hat.

„Ich war zuerst bei einer Firma mit einer 50-h-Woche, noch dazu in Bozen mit zusätzlichen Anfahrtszeiten. Ich habe dann hierher gewechselt, weil ich mehr Freizeit wollte. Ich habe zwei Kinder und da kommt mir die 4-Tage-Woche sehr entgegen. Natürlich, die Einteilung von den Arbeiten auf den Baustellen muss man halt gut organisieren. (…) Vor allem habe ich mehr Zeit für meine Kinder, die sind 6 und 11 Jahre alt. Meine Frau und ich können uns den Haushalt besser aufteilen, sie wird logisch auch entlastet.“ (Andreas Nagler)

 

 

„Ich habe auch noch kleine Kinder, meine sind 4 und 7 Jahre alt. Und vor allem über den Sommer, wenn die Partnerin auch bei der Arbeit ist, hat man wirklich einen Tag mehr Zeit mit den Kindern. Man braucht keinen Urlaub zu nehmen, braucht niemanden suchen, der auf die Kinder aufpasst. Das ist wirklich einer von den großen Pluspunkten.“ (Johannes Reichegger)

 

Wunsch gleicher Rollenverteilung in Südtirol & Maßnahmen zum Abbau von Stereotypen

 

Über 65% der Männer in Südtirol würden gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. 75 - 80% aller Paare lehnen ein Allein-Verdiener Modell ab und planen daher vor der Geburt des ersten Kindes sich die Familien- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich zu teilen. Aber nur ein Drittel schafft es, diesen Plan auch zu realisieren. Es ist also noch viel zu tun, neben einer anderen Betriebs- und Führungskultur ist die Veränderung traditioneller Rollenbilder ein wichtiger Baustein. Der Veränderung von Rollenstereotypen widmet sich sowohl eine Arbeitsgruppe des Gleichstellungsaktionsplan als auch die diesjährige Mutternacht, bei beiden wirkt „väter aktiv“ mit Expertise und Testimonials mit. In der Arbeitsgruppe für das Handlungsfeld 7 „Rollenstereotype“ haben wir verschiedene Maßnahmen als Vorschläge eingebracht: erlebnispädagogische Workshops für Jugendliche zur Reflexion von Rollenbildern und Vorbereitung auf eine aktive Vaterschaft, flächendeckend Vätermodule bei allen Geburtsvorbereitungskursen, die Aktion „Vätergeschichten“ auch in Unternehmen, ein Podcast über Vaterschaft mit Vätern als Testimonials sowie eine jährliche, reichweitenstarke Sensibilisierungskampagne zur Veränderung von Rollenbildern, fairer Verteilung von Familien- und Erwerbsarbeit und aktiver Vaterschaft.

 

Unterstützung durch „väter aktiv“

 

In den letzten 10 Jahren hat „väter aktiv“ das Bild von Vaterschaft (mit)geprägt und war für Väter ein wichtiger Ankerpunkt. Zahlreiche Besuche auf unserer Homepage und Social-Media-Kanälen, wo es viele Informationen über Vaterschaft, Vereinbarkeit, Erziehung und natürlich über unsere Angebote und Aktivitäten gab, wurden verzeichnet. Knapp tausend Väter wurden in Geburtsvorbereitungskursen informiert, haben in Vater-Kind Veranstaltungen ihre Beziehung zu ihren Kindern gestärkt bzw. wurden in Krisenberatungen begleitet, damit die Familie erhalten bleibt. Über 1.000 Mitarbeiter:innen der verschiedensten Dienste und Berufe haben mehr Verständnis über die Wichtigkeit der Vaterschaft und praktische Anregungen zur Einbeziehung der Ressourcen von Vätern erhalten. Väter sind keine Helfer oder „Mammas“. Sie sind vollwertige Bezugspersonen für die Kinder, eine starke Entlastung für die Mütter und ein wichtiger Baustein für eine faire Gesellschaft.