Abschied von Günter Grass
Auch der Tod eines Literaturnobelpreisträgers kommt im Jahr 2015 erst einmal als Twitter-Nachricht daher. „Im Alter von 87 Jahren ist heute morgen der Literaturpreisträger Günter Grass in einer Lübecker Klinik gestorben“, twitterte der Steidl-Verlag am Montag Vormittag. Ein Nachricht, die umgehend von allen großen Online-Zeitungen übernommen wurde. Schließlich hatte sich Grass seit dem Erscheinen seines Romans "Die Blechtrommel" im Jahr 1959 den Status erarbeitet, zu den wichtigsten Autoren der Welt zu zählen.
1999 hatte der gebürtige Danziger den Literaturnobelpreis erhalten. Ein roter Faden seines Werks ist das „Schreiben gegen das Vergessen“, das sich vor allem rund um das Thema Nationalsozialismus und das Handeln der Deutschen vor seinem Hintergrund dreht. Er hat „in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet“, begründete das Komitee für den Nobelpreis 1999 seine Ehrung. Angekratzt wurde das Image als "moralische Instanz" insbesondere in der Debatte um Grass' Mitgliedschaft in der Waffen-SS, die er in einem Kapitel seines Buches "Beim Häuten der Zwiebel" aus dem Jahr 2006 bekannt hat. Er habe erst eine literarische Form finden müssen, um all die "verkapselten" Erlebnisse aufbrechen und erzählen zu können, hatte der Autor, Bildhauer, Maler und Grafiker selbst seine späte Beichte entschuldigt.