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Amtliches Kopfgeld

Der Sanitätsbetrieb gibt seinen Angestellten eine Prämie von 400 bzw. 800 Euro, wenn sie neue Mitarbeiterinnen anwerben. Eine Werbeaktion, die Kritik hervorruft.
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Foto: Othmar Seehauser
Maria Elisabeth Rieder weiß, wovon sie redet.
Die Landtagsabgeordnete des Team K ist im bürgerlichen Leben Angestellte des Südtiroler Sanitätsbetriebes. „Auf der einen Seite fehlt anscheinend das Geld, um den Mitarbeitern, das zu geben, was ihnen zusteht und dann macht man solche Aktionen“, ärgert sich Rieder.
Die Ahrntaler Politikerin bezieht sich auf eine Rundmail, die am Mittwochvormittag an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen der Südtiroler Sanität gegangen ist.
Absender des Rundschreibens sind der Direktor der Abteilung für die Personalentwicklung Martin Matscher und die Direktorin des Amtes für die Rekrutierung und das Engagement des Personals Silvia Manzini. Unter dem Betreff „Projekte und Maßnahmen zur Förderung der Personalrekrutierung“ läutet der Südtiroler Sanitätsbetrieb eine neue Ära ein.
 

„In die Suche einbinden“

 
Denn ab sofort gilt ein System, das bei kommerziellen Unternehmen inzwischen immer aggressiver eingesetzt wird: Die aktive Werbung von Mitarbeitern, die finanziell großzügig abgegolten wird.
In dem Schreiben der Personalabteilung heißt es:
 
Sehr geehrte Mitarbeiterinnen, sehr geehrte Mitarbeiter,

in den kommenden fünf Jahren werden viele Mitarbeiter/-innen der Pflege-, Reha- und medizintechnischen Berufe das Pensionsalter erreichen und aus unserem Gesundheitsbetrieb ausscheiden.
Die Betriebsdirektion hat bereits Projekte und Maßnahmen zur Förderung der Personalrekrutierung, sowie spezifische Weiterbildungen für zukünftige Führungskräfte durchgeführt.
Jetzt möchten wir auch Sie um Ihren wertvollen Beitrag bitten, und zwar indem wir Sie direkt in die Suche nach neuen potenziellen Kolleginnen und Kollegen einbeziehen. Es handelt sich dabei um eine Art Werbekampagne, die darauf abzielt, jene Mitarbeitenden zu belohnen, welche aktiv im Rekrutierungsprozess mitarbeiten.
 
 
Jene im Südtiroler Sanitätsbetrieb beschäftigten Krankenpfleger/-innen, die eine Kollegin bzw. einen Kollegen melden, welche/-r mit unserem Betrieb einen, auch zeitbefristeten, Arbeitsvertrag abschließt und seine Tätigkeit für Sabes für mindestens 12 Monate ausübt, erhalten eine zusätzliche Leistungsprämie in Höhe 400 Euro im Falle einer erfolgreichen Meldung und eine Prämie von 800 Euro im Falle von zwei erfolgreichen Meldungen.“
 
Jene, die sich diese Prämie anholen wollen, werden aufgefordert die Namen der potenziellen Mitarbeiter an eine eigene Mailadresse mit dem sinnigen Namen [email protected]. zu senden. Ebenso wird den Mitarbeitern empfohlen, die Broschüre „Ratgeber für Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger“ an die Interessierten zu verteilen.
 
„In der Hoffnung auf eine zahlreiche Mitarbeit und in der Überzeugung, dass Sie aktiv zur Verstärkung unserer Teams beitragen möchten, wünschen wir Ihnen eine gute Arbeit!“, verabschiedet sich die Personalabteilung im Schreiben dann freundlich.
 

Keine Geld mehr da?

 
Maria Elisabeth Rieder sieht diese Werbeaktion mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Rieder hat vergangene Woche in der aktuellen Fragestunde des Landtages auf einen anderen Missstand hingewiesen.
„2019 hat die Landesregierung Lohnerhöhungen für das Sanitätspersonal versprochen“, sagt die Landtagsabgeordnete, „doch passiert ist bisher wenig.“ Man hat zwar die Leistungslöhne der Angestellten der Landesverwaltung und des Sanitätsbetriebs für die Jahre 2019 und 2020 mit eigenem Teilabkommen um jeweils 62 Prozent erhöht. Doch damit ist es inzwischen schon wieder vorbei. Denn für das Jahr 2021 gab es kein Teilabkommen mehr und die Leistungslöhne sanken – zur Überraschung vieler ArbeitnehmerInnen – beträchtlich.
Auf die Landtagsanfrage antwortet vergangene Woche, der inzwischen für die Sanität zuständige, Arno Kompatscher.
 
 
Der Landeshauptmann schriebt in seiner schriftlichen Antwort:
 
In Folge der Umsetzung sämtlicher Maßnahmen durch den Abschluss des ersten und zweiten Teilvertrages blieben nicht genügend finanzielle Mittel, um auch für das Finanzjahr 2021 nochmals die Leistungsprämien zu erhöhen.
Konkret heißt das: Es ist kein Geld mehr da.
Dass man jetzt aber diese Werbeprämien verteilt, ist ein Schlag ins Gesicht dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, meint Maria Elisabeth Rieder.
Es wird sich zeigen, wie viele Kopfgeldjäger in den nächsten Monate durchs Land wandern werden, auf der Suche nach Sanitätspersonal.