Achammers Werte
Wahlrede war das keine.
Man merkt an diesem Vormittag im Meraner Kursaal, dass Philipp Achammer keinen Gegenkandidaten bei der Wahl zum SVP-Obmann hat.
Der SVP-Obmann tritt bescheiden auf. Und er sagt fast am Ende seiner Rede einen Satz, der wie ein Witz klingt: “Ich bin bereit, meinen bescheidenen Beitrag weiterhin zu leisten”, kündigt der SVP-Obmann seine zweite Amtszeit an. So als ginge es um die Wahl zum Ortsobmann von Unterwielenbach und nicht zum Chef der Südtiroler Regierungspartei.
Der Applaus am Ende seiner knapp 20minütigen Rede gibt ihm Recht. Philipp Achammer kann auf der SVP-Landesversammlung sogar seine Hochzeit ankündigen - was er auch getan hat - die SVP ist in ihren Obmann verliebt. Man verzeiht ihm jeden jugendlichen Ausrutscher.
Das wird auch auf dieser Landesversammlung wieder einmal deutlich.
Patrioten, Bizzo & Brennergrenze
Philipp Achammer illustriert in seiner Rede das Wertekorsett seiner Partei. Dabei teilt der SVP-Obmann auch ordentliche Seitenhiebe auf politische Freunde und Feinde aus.
Achammer geißelt die patriotische Volkstumsfront als Ewiggestrige im Autonomiekonvent. “Bitte, lasen wir uns nicht von dieser angsterfüllten Rückwärtsgewandtheit treiben”, appelliert er an seine Partei. Auch die Manipulation der Online-Umfragen adressiert er eindeutig in diese Ecke.
Philipp Achammer spricht aber auch die spannendste politische Frage an: Das Bündnis mit dem PD. Eine enge Beziehung, die innerhalb der SVP immer deutlicher und massiver von gewissen Kräften torpediert wird.
Und Achammer schwindelt sich gekonnt durch. Er bekennt sich zu den “klaren Bündnissen”, um dann die Kurve zu kratzen: “Bündnisse haben aber auch Grenzen und das heißt nicht, dass man uns auf der Nase herumtanzen kann”.
Dann watscht er Roberto Bizzo und dessen Verhalten in der Toponomastikfrage ab. “Das können wir so nicht akzeptieren” ruft er in den Saal. Was die SVP konkret tun will gegen den amtierenden Landtagspräsidenten, sagt er nicht. Dennoch ist dem SVP-Obmann der Applaus im Saal sicher.
Philipp Achammer spricht in seiner Rede auch die Zuwanderung und die Flüchtlingsproblematik an (Schutzsuchende ja, aber klare Regeln). Dabei zeigt er mit dem Zeigefinger auf alle jene Kräfte in Österreich, Deutschland und in Europa, die immer wieder eine Schließung der Brennergrenze fordern. Achammer: “Das ist ein Schlag in die Magengrube der Südtiroler”.
Kompatscher über alles
Am auffälligsten ist an diesem Vormittag in der Rede von Philipp Achammer aber eines: Die bewusst zur Schau gestellte Einigkeit und Zusammenarbeit mit Arno Kompatscher.
SVP-intern wurde dem Obmann schon öfters vorgehalten, dass er sich in vielen Sachfragen zu sehr zurückhält und in manchen Bereichen sogar einen leisen Dissens zum Landeshauptmann praktiziert. Davon ist 16 Monate vor den Landtagswahlen nichts mehr zu spüren.
Philipp Achammer zelebriert in Meran den Schulterschluss mit Arno Kompatscher. Ingesamt viermal in seiner Rede betont er demonstrativ die Zusammenarbeit und die gute Arbeit des Landeshauptmannes. Hier stehen zwei zusammen. Die Botschaft kommt an. Kompatscher wird später in seiner Rede die Blumen an den SVP-Obmann zurückgeben.
Als Philipp Achammer in seiner Rede die Wiederkandidatur Kompatschers anspricht und salopp meint: “Wir konnten uns auch nichts anderes vorstellen”, brandet im Saal minutenlanger Applaus auf.
Auch das Wahlkampfteam steht bereits. “Lieber Arno, wir werden mit dir als Spitzenkandidat unser Ziel erreichen und die Landtagswahl 2018 gewinnen”, ist sich der SVP-Obmann sicher.
Und so landet Philipp Achammer an diesem Samstag in Meran am Ende doch im Wahlkampf.