Politics | Flughafen

"Da gibt es nichts mehr zu rütteln"

Er war einer der drei SVP-Flughafen-Gegner im Landtag. Seine Gemeinde ist zum zweiten Mal Nummer 1 bei den Nein-Stimmen. Und was sagt Oswald Schiefer nun seiner Partei?

Herr Schiefer, steht der Prosecco schon bereit?
Oswald Schiefer: Das kommt mir noch zu früh vor. Nicht, dass das Ergebnis nicht klar genug ist. Aber mit so einem klaren Nein haben auch wir nicht gerechnet, das muss erst einmal verdaut werden.

Womit haben Sie gerechnet?
Ich habe auf 60 % gehofft und dabei bin ich mir schon eher kühn vorgekommen.  Mit über 70 % hätte ich wirklich nicht gerechnet. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt und total überrascht, dass landesweit so viel Solidarität da ist. Da sieht man einfach, dass die Leute sehr wohl aufstehen, wenn es um bestimmte Sachen geht. Und ich bin auch nicht der Meinung, dass es hier nur um eine Bauchentscheidung gegangen ist. Bei dieser Entscheidung war nicht nur der Bauch dabei, da waren auch Herz und Seele mit im Spiel. Die Volksseele hat so entschieden...

Und der Kopf blieb außen vor?
Nein keineswegs. Hinter all dem stand natürlich eine rationale  Entscheidung. Die meisten haben gesagt, jetzt krebsen die seit 20 Jahren mit dem Flughafen herum und es nie etwas Gescheites daraus geworden. Was soll sich nun daran ändern? Und es ist einfach eine Tatsache, dass die große Mehrheit der Bevölkerung keinen richtigen Sinn in einem eigenen Flughafen sieht.

Ihre Gemeinde Kurtatsch ist mit über 93 % Nein-Stimmen landesweite Nummer Eins. Überrascht?
Nein, das habe ich schon kommen sehen. Wir waren bereits 2009, als ich noch Bürgermeister von Kurtatsch war,  Nummer Eins bei Wahlbeteiligung und Anzahl der Nein-Stimmen, und das ist diesmal genauso. Übrigens dicht gefolgt von Tramin, das nun genauso wie 2009 landesweite Nummer Zwei ist. Wir sind zwar nicht so direkt vom Flughafen betroffen wie andere Anrainergemeinden. Doch bei uns gab es auch politisch immer eine einheitliche Linie in der Frage, die nach mir auch mein Nachfolger Martin Fischer fortgesetzt hat. Dasselbe war auch in Tramin zu beobachten. Wenn Bürgermeister, Gemeinderat und die SVP-Ortsobleute alle an einem Strang ziehen, wissen die Leute genau, was zu tun ist.

Das heißt, das klare Nein wurde von oben vorgegeben?
Nein, das nicht. Da waren schon schon Kopf und Herz jedes einzelnen ausschlaggebend. Doch man sieht auch, dass man kein Problem hat, dass einem die Leute grundsätzlich folgen, wenn ein Vorschlag vernünftig ist. Ich glaube es ist einfach wichtig, in solchen Fragen eine einheitliche Linie zu vertreten und das haben wir getan.

Für die Unterlander Gemeinden mag das stimmen, für Ihre Partei gilt das nicht. Was heißt dieser klare Sieg des Neins für eine Partei, die mehrheitlich klar für ein Ja war.
Gar nichts heißt das, ich würde das nicht überbewerten. Die Partei wird weiterleben, sie muss jetzt nur vielleicht die Antennen ein bissl anders ausrichten.

Tatsache ist, dass die Leute dem Landeshauptmann gefolgt sind.... 
Das klappt eben nur, wenn das Thema und die Ausrichtung auch passen. Und das war hier eben nicht der Fall. Auch wenn sich der Landeshauptmann da persönlich voll ins Zeug  gelegt hat, beim Thema Flughafen haben  die elementaren Grundvoraussetzungen gefehlt.

Ist das Thema öffentlich finanzierter Flughafen Ihrer Meinung nach nun endgültig ad acta gelegt?
Wir gehen davon aus. Wir  haben das Quorum bei weitem überschritten, mehr als zwei Drittel haben sich für ein Nein ausgesprochen. Da gibt es meines Erachtens nichts mehr zu rütteln. Da mag ich jemand einen Plan B oder Plan C ausdenken: Ich kann mir nicht vorstellen, dass man gegen einen so klaren Willen des Volkes noch mit Tricks vorgehen kann und darf. Und ich denke, dass Landeshauptmann Kompatscher aus der ganzen Geschichte auch noch als Sieger hervorgehen kann: Wenn er diese Entscheidung nun klar durch- und umsetzt.