Bei Kratzern hilft nur Ringelblume

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Meine Katze Dora möchte es sich auf meinem Schoß – genauer gesagt in der warmen Kuhle meines Schneidersitzes – bequem machen. Wie jeden
Tag. Und wie jeden Tag beginnt das Ritual mit einem zarten, rhythmischen Treteln, das sie mit ihren kleinen, aber unfassbar spitzen Krallen ausführt. Natürlich vollster Zuneigung – aber trotzdem schmerzhaft. Als gute Katzenmutti halte ich das selbstverständlich wortlos aus, unterdrücke
mein „Autsch!“ heldenhaft und überlasse ihr die Bühne für ihr gefühlt tausendstes Nickerchen des Tages. Wenn die zärtlich verursachten
Stichverletzungen später brennen, greife ich zu meiner Geheimwaffe: Ringelblumensalbe. Sie heilt, was Katze Dora hinterlässt. Und sie hat
noch viel mehr drauf! -
Die Ringelblume – Sonnenkraft aus dem Beet
Die Ringelblume (Calendula officinalis) ist mehr als nur ein hübscher Farbtupfer im Garten. Sie gehört zur Familie der Korbblütler und ist mit
Gänseblümchen, Arnika und Kamille verwandt. Mit ihren leuchtend-orangen Blütenblättern öffnet sie sich der Sonne – oft schon im frühen Frühling und bis weit in den Herbst. Sie ist eine der wenigen Heilpflanzen, die man fast das ganze Jahr über antreffen kann, denn sie liebt es, immer wieder neue Knospen zu bilden. -
Warum heißt sie „Ringel“-blume?
Der Name kommt nicht etwa von ringelnden Blättern oder ihrer Vorliebe für Kreise, sondern von den ringelförmig eingerollten Samen, die sie
nach der Blüte bildet. Botanisch korrekt heißt sie Calendula, abgeleitet vom lateinischen calendae, den „Kalenden“ – den ersten Tagen eines
Monats. Man sagte, sie blühe an so vielen Tagen im Jahr, dass sie ein Kalender der Natur sei. Das klingt poetisch und erklärt auch, warum sie früher in vielen Bauernkalendern als Wetteranzeiger galt: Blieb ihre Blüte morgens geschlossen, erwartete man Regen. -
Inhaltsstoffe – das steckt im Blütengold
Die Heilkraft der Ringelblume steckt vor allem in ihren Blüten. Sie enthalten:
- lavonoide – entzündungshemmend und antioxidativ
- Saponine – schleimlösend und antimikrobiell
- Ätherische Öle – hautpflegend, leicht keimtötend
- Carotinoide – das sind die Farbstoffe, die zellschützend wirken
- Polysaccharide – fördern die Wundheilung und das Immunsystem
- Triterpene – entzündungshemmend und schmerzlindernd
Das macht sie zu einer regelrechten Wundpflanze. Im wahrsten Sinne des Wortes.
- lavonoide – entzündungshemmend und antioxidativ
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Ringelblume – Heilerin mit Geschichte
Schon im Mittelalter war die Ringelblume ein fester Bestandteil der Klostergärten. Hildegard von Bingen lobte ihre Wundheilung, und auch
Paracelsus empfahl sie für Geschwüre, Quetschungen und Hautleiden. In der Volksmedizin wurde sie bei Frauenleiden, Verdauungsbeschwerden,
Leberleiden und sogar Hexenschuss eingesetzt. Manche Hausrezepte empfehlen sie auch innerlich als Tee bei Magenentzündungen oder äußerlich als Spülung bei Zahnfleischproblemen. Sogar als „Zauberpflanze“ galt sie: Legte man Blüten unter das Kopfkissen, sollten sie prophetische Träume bringen. Wer sie im Kleid bei sich trug, konnte angeblich Lügen erkennen – quasi ein natürlicher Lügendetektor! -
Verwendung heute – von Salbe bis Salat
Ringelblumen sind Allrounder:
• In der Naturkosmetik steckt sie in Cremes, Lippenbalsam und Shampoos für empfindliche Haut.
• In der Hausapotheke kommt sie als Salbe, Tinktur oder Öl zum Einsatz.
• In der Küche machen ihre Blütenblätter als „falscher Safran“ (ohne Geschmack, aber mit Farbe) Reis oder Butter hübsch.
• Im Garten wird sie als Gründüngung und Nützlingsmagnet geschätzt – Blattläuse und Fadenwürmer hält sie fern, Bienen liebt sie dafür umso
mehr.
Heilkräfte auf einen Blick
• Fördert die Wundheilung
• Wirkt entzündungshemmend
• Lindert Hautreizungen und Ekzeme
• Beruhigt bei Sonnenbrand
• Pflegt trockene und rissige Haut
• Unterstützt die Heilung bei Schürfwunden, Schnitten und Insektenstichen -
Rezept: Ringelblumensalbe (ca. 100 ml)
Zutaten
• 2 Handvoll frische oder getrocknete Ringelblumenblüten
• 100 ml hochwertiges Pflanzenöl (z. B. Olivenöl oder Mandelöl)
• 10 g Bienenwachs
• Optional: ein paar Tropfen ätherisches LavendelölZubereitung
1. Die Blüten in ein Glas geben und mit dem Öl bedecken.
2. Glas verschließen und 10–14 Tage an einem warmen Ort ziehen lassen – täglich schütteln!Alternativ: Öl mit den Blüten 1 Stunde im Wasserbad sanft erwärmen (nicht über 70 °C).
3. Das Öl durch ein Tuch abseihen.
4. Bienenwachs im Wasserbad schmelzen, das Blütenöl einrühren.
5. Alles gut verrühren, in kleine, saubere Tiegel füllen.
6. Fest werden lassen und kühl lagern – hält mehrere Monate. -
Ob für Katzenkratzer, Gärtnerhände oder als Kräutergeschenk: Die Ringelblumensalbe gehört in jeden Haushalt. Und während Signora Dora wieder auf meinem Schoß schnurrt, bin ich froh, dass Mutter Natur an sowas wie spitze Katzenkrallen gedacht hat – und gleich das passende Gegengift mitgeliefert hat.
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