Politics | Hotelbranche

Es ist ja nicht alles schlecht...

Federalberghi und HGV wehren sich: Es wird ihnen verboten, online günstigere Buchungsbedingungen anzubieten. Pinzger: "Der Markt verlangt das."

„Rufen Sie Ihr Hotel doch einfach direkt an, anstatt auf einem Portal zu buchen“. Mit dieser Aufforderung an seine Mitglieder reagiert der gesamtstaatliche Verband für Beherbergungsbetriebe „Federalberghi“ auf ein Urteil, das den Gastbetrieben untersagt, bessere Buchungsbedingungen auf ihrer eigenen Hotel-Website als auf den Buchungsportalen anzubieten.

Mit einer nationalen Kampagne ruft die Federalberghi, nach dem Motto „Seien sie schlau“, alle Gäste auf, wieder den direkten Kontakt mit ihrem möglichen Urlaubshotel aufzunehmen: per E-Mail oder mit einem Anruf solle man die besten Konditionen abfragen. Denn, so schließt Federalberghi: Wenn Hotels schon nicht ihre Zimmer mit günstigeren Preisen auf der Website promoten dürfen, dürfen sie dennoch die Konditionen mit den Gästen verhandeln. Dafür hat der nationale Tourismusverband einen Informationsflyer drucken lassen. Und damit den auch gleiche alle verstehen, erscheint der in vier verschiedenen Sprachen: deutsch, italienisch, englisch und französisch.

HGV: Wir brauchen internationale Sichtbarkeit

Auch der Südtiroler Hoteliers- und Gastwirteverband unterstützt diese Aktion. Offenbar brauchen Hoteliere mehr Beinfreiheit, als sie von den internationalen Buchungsportalen online bekommen. „Die Aktion der Federalberghi geht auf das Bestreben der europäischen Hotelverbände zurück, für mehr Transparenz in den großen Buchungsportalen zu sorgen und den Gastwirten die Preishoheit wieder einzuräumen“, weiß HGV-Präsident Manfred Pinzger, selbst Mitglied im Ausschuss der Federalberghi. „Wir Verbände haben uns gegen die grossen Onlineportale zusammengetan. Diese Niedrig-Preis-Bedingungen haben die Portale festgelegt. Wir wehren uns jetzt dagegen.“

Es ist nicht alles schlecht, was die internationalen Portale anbieten, sagt HGV-Präsident Pinzger

Laut dem HGV-Präsidenten Pinzger brauchen die Südtiroler Hoteliere die großen Internet-Buchungs-Portale dennoch, nicht zuletzt, um internationale Sichtbarkeit zu erlangen und salonfähig zu bleiben. Er meint zu salto.bz: "Es ist nicht alles schlecht, was die internationalen Portale anbieten." Es müsse dennoch möglich sein, "spontan auf Nachfragen reagieren zu können, und sich flexibel dem Markt anzupassen," so Pinzger. Denn wenn das Online-Booking-Portal den Mindestpreis bestimme, sei den Hotelieren viel an Freiheit und Autonomie genommen. Der Markt verlangt längst auch im Tourismus Spontanität.

Der HGV greift daher seinen Mitgliedsbetrieben unter die Arme: Wer einen niedrigeren Preis für seine Zimmer verlangt, kann diesen im HGV-eigenen Buchungsportal anbieten. Auf Booking Südtirol können die Hoteliere ihre Preise spontan und auf eigene Faust festlegen und verwalten. Damit umgeht der Hotel- und Gastwirteverband gewieft das nationale Urteil: Denn niemand ändert so seine Preise auf der eigenen Homepage. 

Aktuell bieten sich bereits an die 1.700 Beherbergungsbetriebe auf Booking-Südtirol ihren Gästen an.