Politics | Eiertreter*in

The Bros

Plötzlich und unerwartet sind Michl und Toni Ebner von uns gegangen. Ein Nachruf.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Goggel Totsch

Heute möchte ich einen Coccodrillo schreiben. Im italienischen Journalismus ist ein Coccodrillo ein auf Vorrat geschriebener Nachruf auf bekannte Persönlichkeiten, um im Fall des plötzlichen Ablebens von konkurrierenden Medien keinen „Buco“ zu bekommen. In unserem schnelllebigen Informationszeitalter*in, wo man sich rühmt, mit einer Nachricht 2:35 Minuten schneller online gewesen zu sein als die Konkurrenz, ist schlicht keine Zeit, sich im Archiv durch die Vita des Verstorbenen zu wühlen. In den Südtiroler Redaktionen lagern sicher zum Luis (santo subito), Riz oder Bischof (ein Egger, der sie mit seinen jugendlichen 68 Jahren, 3 Monaten und 3 Tagen kalt erwischt hat, passiert ihnen kein zweites Mal) entsprechende Coccodrilli - der Ausdruck kommt vermutlich von den Krokodilstränen, die über den Dahingeschiedenen vergossen werden.
Da ich nicht weiß, ob dieses Newsportal unter der Wahrnehmungsgrenze einen Nachruf auf das bekannteste Südtiroler Brüderpaar auf Halde hat, hinterlege ich mal meine Version - auch um den zwei hundertseitigen Sonderausgaben (eine für die Lobhudeleien, die zweite für die Todesanzeigen) der Verlagskrake etwas entgegensetzen zu können.

Für einen Nachruf gilt dabei das eherne Gesetz „De mortuis nil nisi bene“. Für alle, die nicht so versierte Lateiner wie der Sottoscritto sind, könnte man es sehr frei mit „Über Tote nur Gutes“ übersetzen.

Mit On. Dr. Michl Ebner und Dr. Toni Ebner jun. verlassen zwei Akteure, ja zwei Hauptdarsteller die politische Bühne Südtirols; plötzlich und unerwartet, dahingerafft von dieser schrecklichen Seuche, vor der sie als die Ersten eindringlich und dann beharrlich gewarnt; eine behutsame Lockerung des Lockdowns angemahnt haben. [Die Todesursache hier ist nur ein Platzhalter. Die ganz Faulen kopieren am besten bei den Todesursachen für Trump, Johnson oder Bolsonaro].
Wenn die Geschichte später als Kritikerin auf die gespielten Stücke zurückblicken wird - gehässigen Menschen fallen ungestrafter Weise sicher Synonyme wie Schmierentheater oder Trauerspiel ein - wird sie das Wirken des Brüderpaares als ein Großes würdigen. Der Anteil, über die Jahrzehnte herauf, Südtirol aus einer bäuerlichen Realität hinüber geführt zu haben, in einen weltoffenen, modern-laizistischen Flecken Erde, kann nicht ausreichend honoriert werden.

Der Eintrag in einem Online-Lexikon vermag nur eine unvollständige, ja bruchstückhafte Vita mit einigen biographischen Eckdaten wiedergeben, aber nie das Agieren und Wirken der Brüder in seiner Gesamtheit beschreiben. Trotzdem sei hier ein kleines Exzerpt wiedergegeben:
Michl Ebner wurde am 20. September 1952 als Sohn des Politikers und Journalisten Toni Ebner sen. in ein großbürgerliches Bozen geboren. [Hier bestätigt sich wieder einmal die Fehlerhaftigkeit des Internetz, denn unzweifelhaft muss es sich beim Geburtsort doch um eine von Ochs und Esel umrahmte Krippe, irgendwo im Nahen Osten handeln]. Seine Mutter Martha Flies war eine Nichte und Sekretärin des Priesters und Journalisten Kanonikus Michael Gamper. Sein kleinerer Bruder Toni - von seiner Mutter auch als Erwachsener liebevoll 's Tonele genannt - erblickte am 21. Mai 1957 ebenfalls in Bozen das Licht der Welt. Schon in jungen Jahren schlägt der Ältere mit dem Eintritt in die Junge Generation (JG) der Südtiroler Volkspartei 1973 eine politische Karriere ein (allzu leicht lässt sich der geneigte Leser hier aufs Glatteis führen. Die Südtiroler Blumenkinder tarnten sich damals mit der Bezeichnung „Unterm Edelweis“, was Michl Ebner zu einem Spät-68er machte - der einzige schwarze Fleck in einer ansonsten lupenreinen, werte-konservativen Karriere), die ihn später in die römische Abgeordnetenkammer und das Europaparlament führen wird. Sein Bruder Toni sammelte derweil journalistische Arbeitserfahrung bei der Austria Presse Agentur, den Salzburger Nachrichten und der hauseigenen Zett - dem sonntäglichen Leitmedium des Verlagshauses Athesia, dem die Funktion zukommt, durch anspruchsvolle Inhalte gesellschaftliche Kommunikation und Öffentlichkeit zu gestalten und zu prägen.

Dolomiten

Die im höchsten Maße funktionale Aufgabenteilung mit zwei Speerspitzen in die selbe Stoßrichtung, fand sich auch in der Führung der Holding Verlagsanstalt Athesia AG wieder, mit Michl als Präsident des Verwaltungsrates und Geschäftsführer. Sein Bruder Toni als Chefredakteur des Flaggschiffs der Druckerzeugnisse: Die Dolomiten - Das Tagblatt der Südtiroler (das von schändlichen, anonymen Nestbeschmutzern despektierlich mit „Kasblatt“ tituliert wird).
Einzig dem Wohl der Südtirolerinnen und Südtiroler verpflichtet und allenfalls um alternative Fakten bemüht, muss jedes Ansinnen von links-linken Querulanten zurückgewiesen werden, welche in eben dieser Zeitung ein Instrument der Machtausübung durch die Gebrüder Ebner sahen. Der Gedanke, die Südtiroler Gesellschaft sei durch ein Medium in Geiselhaft genommen worden, entspringt kranken, weltfremden Gehirnen. Nie war die Medienvielfalt mit Dolomiten, Zett, Katholisches Sonntagsblatt, Die Südtiroler Frau, Der Schlern, Radius, Alto Adige, Trentino, L‘Adige, Bazar, QuiMedia; den Beziksblättern Vinschger, Plus, Wir, Baz, Puschtra oder den Newsportalen Stol.it, SüdtirolNews.it, SportNews.bz; den Radiobeteiligungen, Kalenderverlagen, gestützt durch Buch- und Papierhandel und der hauseigenen Werbeverwertungsgesellschaft, größer.

Wahr ist, was Toni Ebner zu 25 Jahren Chefredakteur des Tagblatts Dolomiten im Morgenspräch des Staatsfunks Ende Februar 2020 auf die Frage antwortete, ob man Kampagnenjournalismus betreibe: „Wir sind auf der Seite der Leser" und man hätte sich stets für die Schwächeren engagiert. Dies galt für das Schaf und gegen den Wolf ebenso, wie gegen gewalttätige, albanische Diskothekenschläger. Man stellte sich auf die Seite der Heimatschützer, als ein Rotzhuder-schwingender Möchtegern-Alpinist sich das geschichtsträchtige, kulturhistorische Erbe des „Los-von-Trient!“ unter den Nagel riss. (Und erntete dafür von den Ewig-Gestrigen mit ihrer „rückwärtsbetrachtenden Romantik“ Jahre später nur Undank, als man im von Abwanderung betroffenen Schnalstal mit der Aussichtsplattform des „Iceman Ötzi Peak“ auf der Grawandspitze innovative Impulse für einen nachhaltigen Tourismus setzen wollte).
Die Zeitung kämpfte gänzlich uneigennützig an der Seite der Seilbahnbetrieber auf die Plose, gegen fortschrittsfeindliche Anrainer, die sich dem gottgegebenen Überflugsrecht mit einer sündteueren Volksbefragung in den Weg stellten. Man schlug sich für eine resourcenschonende, familienfreundliche Nahversorgung mit lokalen und regionalen Lieferketten unter den Bozner Lauben, gegen ausländische Heuschrecken, mit ihren Plänen für ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese des Bozner Bahnhofsparks.

An Absurdität nicht zu unterbieten, ist schließlich der Anwurf, über den Verlag die Politik in diesem zweigeteilten Land gesteuert zu haben. Das Bonmot „Anderswo haben Parteien eine Zeitung, in Südtirol hält sich eine Zeitung eine Partei“ bleibt was es immer war - ein sinnfremdes Aperçu. Wollte man einen Sinnspruch mit „Partei“ konstruieren dann wohl nur: „Zu keiner Zeit hat man Partei ergriffen - man hatte stets nur das Wohl der Südtirolerinnen und Südtiroler im Auge“. Als die Athesia 2015 mit dem Alto Adige, das Flaggschiff der Italianità übernahm, zitierte das Südtiroler Wochenmagazin ff den ehemaligen SVP-PD Senator Francesco Palermo mit den Worten: "Niemand will die Italiener demütigen, vom Todesmarsch der Italiener zu reden, ist nicht angebracht. Es ist eine Frage der Macht. Und Macht und Geld sind postethnisch.“
In der Rückschau muss man sagen, die Familie Ebner war bereits „postethnisch“ als dieses Wort noch gar nicht erfunden war. Es ging nie um die Frage, ob ein Franz Pahl einen würdigen EU-Abgeordneten abgegeben hätte! Ob es auf weiter Flur nach der 14-jährigen Ära Benedikt Gramm einen besseren Nachfolger als Handeskammerpräsidenten Michl Ebner geben könnte? Das Konstrukt: Nominierung von Michl Ebner für die 6er-Kommission durch die Lega, um im Gegenzug durch eine gefällige Presse, dieser zum Bürgermeister in der Landeshauptstadt zu verhelfen war schlicht und ergreifend: Fake News!
Es ging einzig um die gesunde, wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens und der damit verknüpften Arbeitsplätze - um knapp 2.000 festangestellten und freien Mitarbeitern und deren Familien in Brot und Arbeit zu halten. Die Unternehmensgruppe zählt heute zu den „größeren und traditionsreichsten Arbeitgebern unseres Landes“ und ist „eng mit Südtirols Familien, aber auch mit den christlich-sozialen Traditionen und Werten Südtirols verbunden. Nach 125 Jahren Firmengeschichte, zwischen Tradition und Innovation, legt das Unternehmen nach wie vor großen Wert darauf, dass die Vielfalt in den verschiedenen Geschäftsbereichen mit dem Auftrag der Gründungsväter, sich rund um unser Volk und unsere Heimat einzusetzen, im Einklang steht“ fasst man den Auftrag auf der eigenen Website zusammen.
Und wenn das Präsidium der Regionalregierung im Amtsblatt Nr. 17 vom 26.04.2017 bei der  Veröffentlichung der Vermögenslage von Inhabern leitender Ämter, die von der Region ernannt werden, bekannt gab: „... dass der Präsident der Handels-, Industrie-, Handwerks- und Landwirtschaftskammer Bozen mit Schreiben vom 29. November 2016, Prot. Nr. 17722/Pres - 30.11.2016 aufgefordert wurde, seinen Pflichten gemäß dem oben genannten Regionalgesetz Nr. 4/1983 nachzukommen“ ... sich also Michl Ebner sträubte seine Vermögenslage offenzulegen, so geschah dies sicher immer im Interesse seiner Arbeiterschaft - geboren aus der Bescheidenheit und dem hehren Gedanken folgend, der Südtiroler Neidgesellschaft nicht weiter Vorschub zu leisten. Denn was viele nicht wissen ist, dass der Vorzeigeunternehmer Michl Ebner laut seiner Steuererklärung 2019 bei einem Gesamteinkommen von 1.080.436 Euro nicht weniger als 413.860 Euro in das Steuersäckl eingezahlt hat. Mit dem Dahinscheiden eines der größten Südtiroler Steuerzahler, wird es im Land einige Feuerwehrautos weniger geben.

Der unternehmerische Erfolg findet seit einigen Jahren sogar Niederschlag im Bericht der staatlichen Aufsichtsbehörde für das Kommunikationswesen AGCOM (Autoritè per le garanzie nelle communicazioni). Im Konvolut für das Jahr 2019 widmete man den Verlegern auf Seite 134 gar eine eigene Fussnote mit lobenden Worten für die wirtschaftliche Tatkaft: „Con particolare riferimento ai quotidiani, in Trentino-Alto Adige uno stesso editore raggruppa le quattro testate più diffuse nella Regione arrivando così a detenere la leadership assoluta nei quotidiani e più in generale una posizione di primazia nell’informazione locale.“ Nicht verschwiegen werden soll dabei, dass von Nörglern meist völlig aus dem Zusammenhang gerissen eine andere Textstelle des Berichtes zitiert wird: „...più rilevante e, in alcuni casi problematico, l’emergere in alcune regioni (in particolare, Trentino-Alto Adige, Sardegna, Puglia, Molise e Sicilia) di posizioni di forza informativa di alcuni soggetti privati“, um daraus eine Monopolstellung des Verlagshauses zu konstruieren.
Ein gänzlich abstruses Gedankenmodell, bietet das Haus doch wie oben erwähnt, einen breiten Fächer an gänzlich unterschiedlichen Druckerzeugnissen, zugeschnitten auf genaue Zielgruppen, die für völlig verschiedene, ja konträre Standpunkte stehen.

Athesia

Der Geist des Medienhauses war, von den bescheidenen Anfängen bis herauf in unsere Tage, geprägt von Strebsamkeit - mit Sinn für einen geradezu biblischen Auftrag, der ihnen von niemand Geringerem als dem Kanonikus himself, in die Wiege gelegt worden sein muss. Genesis 1:28: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch Untertan“. Ausgehend von der durch ihrer ehrlicher Hände Arbeit ererbten Zeitung und einer umsichtigen Akquise des breit gestreuten Aktienpaketes, ist es den Brüdern gelungen - von nicht einmal 20 Prozent im Jahr 2006 - den ehemaligen Mehrheitseigner, die Diözese Bozen-Brixen in die Rolle des Juniorpartners zu drängen. Auch die Aufteilung in privilegierte und Stammaktien, wobei nur letztere die Fahrtrichtung vorgeben und die über hundert Kleinaktionäre zwar Dividende, aber keine reale Stimme haben, half. Noch mehr half vermutlich, sich über Jahre zu weigern die Liste der Athesia-Aktionäre, wie vom Gesetz vorgeschrieben, bei der Handelskammer zu hinterlegen. Was in der Nachschau betrachtet der einzig richtige unternehmerische Instinkt war, denn Kleinaktionäre (das Wort selbst beinhaltet es bereits) denken im Kleinen. Nie würde ihnen eine kühne Expansion nach Norden und eine Übernahme der Moser Holding und damit der Tiroler Tageszeitung in den Sinn gekommen sein. Den Ausflug über die Grenze beschriebt ORF Tirol auf seiner Homepage am 31. Januar 2007 folgendermaßen: „Die Medienachse Nord-Südtirol ist Geschichte. Nach dreijähriger Partnerschaft mit der Athesia Druck GmbH geht die Moser Medien-Treuhand GmbH wieder eigene Wege und kauft die 50%-Anteile vom Südtiroler Partner zurück“ und unterschlägt, dass man bei diesem transfrontalieren Abenteuer zwar einige Freundschaften und Weggefährten einbüßte, aber mit einem satten Gewinn abschloss.

Athesia Gruppe

Einen Kernsatz der Marktwirtschaft: „Wenn du deinen Konkurrenten nicht besiegen kannst, kaufe ihn“, konnte von niemandem so exemplarisch vorgelebt werden wie dem Hause Athesia: Druckerei Ferrari-Auer, Tappeiner Verlag (mit einem genialen Schachzug zuerst über eine Schweizer Briefkastenfirma und dann, wie die Beteiligung an Südtirol1 und Radio Tirol, über einen Innsbrucker Treuhänder übernommen), hotKNOTT.com, second-hand.it, kultur.bz.it, meinhandwerker.lvh.it, shopping.st oder die App „Wos geat haint?“.
Die Strategie des Aufkaufens fand ihre Meisterschaft in der Übernahme der Brennercom vom Mehrheitseigentümer Öffentliche Hand. Durch den Kauf der Innsbrucker KM Invest des Brennercom-Geschäftsführers Karl Manfredi - vormals persönlicher Referent und Ressortdirektor von Alois Kofler (einst Landesrat für Bauten und Informationstechnik und später Senator in Rom) - und die Übernahme eines Aktienpaketes des Landes im November 2008 steigt man mit 48,34% Prozent zum größten Aktionär auf. Den Versuch des Landes, mit den verbliebenen Kleinaktionären eine NewCo zu gründen, kann man nur als unlautere Machenschaft geißeln, dem der Verwaltungsrat unter Präsident Ferdinand Willeit und Mitglied Michl Ebner nicht anders begegnen konnte, als die Landes-Anteile für erloschen zu erklären. Letzten Endes konnte das Geschäft mit einem Verkauf der Brennercom an die Mailänder Retelit für 65 Millionen Euro doch in trockene Tücher gebracht werden. Vor allem eingedenk der Tatsache, das der Schätzwert der Landesregierung aus dem Jahre 2016 - also vor der Abtrennung des Breitbandsegmentes, das in die landeseigene Infranet AG überführt wurde - bei 36,16 Millionen Euro lag. Energisch muss man Nachtretern wie dem Team K entgegentreten, die auf einer Pressekonferenz am 31. Januar 2020 die Geschichte aus ihrer völlig verzerrten Perspektive nachzeichneten und dazu kommentierten: „Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel, wie das Land zunächst eigenen Landesbesitz durch jahrelange Investition aufbaut, um ihn dann an Private zu ‚verschenken‘“.

Immer wieder mussten die Gebrüder Ebener der Öffentlichkeit vor Augen führen, wie schlecht die Verwaltung mit dem Steuergeld ihrer Bürger umging. Exemplarisch ist sicher der Kauf - gemeinsam mit Partnern aus der Hotelbranche - des Thermenhotels in Meran im Jahr 2011, mit welchem dem Land Südtirol ein bodenloser Passivposten abgenommen wurde. Für 41,5 Millionen Euro Baukosten (ohne Zinsen und Ausgaben für Baugrund) viel zu teuer gebaut, mit einen Kubaturbonus als Appetithappen ausgestattet, der vorsah zu den bestehenden 45.347 m³ noch einmal 17.678 m³ dazubauen zu können, hätte es rechnerisch für 51 Millionen Euro veräußert werden müssen. Die 30,6 Millionen, welche die neuen Besitzer auf den Tisch legten, spiegelten den eigentlichen Wert des Projektes wieder. Eine wahnwitzige Verschleuderung von 20 Millionen Steuergeld. „Schuster bleib bei deinen Leisten“, möchte man der Landesregierung zurufen.
Man wünscht sich die Familie mit ihrer wirtschaftlichen Expertise hätte ihre Philantropie auch auf andere Millionengräber ausgedehnt: Das Bohrloch für das "jahrmillionenalte Schwefelwasser“ in Sinich beispielsweise. 11,2 Millionen Euro hatte man für die Bohrung und Wasserleitung Sinich-Thermen buchstäblich in den Burggräfler Sand gesetzt, rechneten die Grünen in einer Aussendung 2009 vor. Das 70 Milliarden Lire teure Kompostwerk in Bozen-Süd fällt einem ein. Nach vier Jahren pannenreichem Betrieb und ohne verwertbaren Kompost zu produzieren, wurde es 1995 nach Ho-Chi-Minh-Stadt verschenkt. Der Verladebahnhof für den Kombiverkehr, kurz RoLa, in Bozens Klein-Sibirien - heute Parkplatz für die Reisebusse der Christkindelmarkttouristen. Schlammleitung, Flughafen, Solland Silicon, … [Ich schweife ab]

Wie viel besser waren da die 6.180.000 Euro Steuergeld als Förderung für Minderheitenzeitungen für das Jahr 2018 durch das Ministerratspräsidium angelegt, um eine in ihrer Existenz bedrohte, sprachliche Minderheit objektiv und unvoreingenommen auf dem Laufenden zu halten. Gedankt wurde es stets nur mit Missgunst. Ereiferung sogar über die lächerlichen 208.000 Euro Medienförderung 2018 der Autonomen Provinz Bozen, an die drei größten Internetportale des Hauses, die in Zeiten von Auflagenschwund im Printbereich eine ausgewogene Online-Information der Bevölkerung garantieren. Zuweilen verbunden mit dem abstrusen Vorwurf des Clickbaiting: die Verlinkung zwischen den eignen Internetauftritten, wie beispielsweise von Stol.it nach SportNews.BZ mit dem Ziel doppelte Zugriffszahlen zu generieren und Tagesreichweiten künstlich in die Höhe zu treiben.

Tatsache war, dass die „Christlichen Brüder vom Weinbergweg“ - wie sie despektierlich von einem kraxelnden, egomanischen Nebenmenschen genannt wurden - schon seit langem eine Diversifizierung des Geschäftsmodells in andere Felder vornehmen mussten, um den defizitären Medienbetrieb querzufinanzieren: Schwerpunkt Tourismus. „Durch den Erwerb von Anteilen an der Tourdolomit GmbH fasst die Athesia Gruppe Fuß in der Tourismusbranche: Aus der Fusion des Incoming-Unternehmens Alpina und des Reisebüros Tourdolomit entsteht dann Alpina Tourdolomit.“ schreibt Athesia.com auf ihrer Webseite für das Jahr 1990. Zehn Jahre später wird man mit aveo tours Charterflüge vom heimischen Flughafen Bozen anbieten (weshalb es auch immer opportun war, dass sich Michl Ebner als Handelskammerpräsident für den Erhalt und Ausbau zwecks Wahrung seiner Geschäftsinteressen schlug). Das erwähnte Thermenhotel und der neueste Einkauf das Skigebiet Schnalstal, mit dem Caravan Park Schnalstal und dem Glacier Hotel Grawand samt Aussichtsplattform rundeten das Angebot ab.
Dazu kamen Engagement im Energiesektor mit Athesia Energy, die zwischen Photovoltaik und Biogas an „14 Standorten in Italien ungefährt 36.000 MWh grünen Strom produziert“. Wo bleibt der Applaus für das Talent auch Scheiße in Geld zu verwandeln?
Ein Jahresumsatz der Gruppe von 250 Millionen Euro muss nicht weiter kommentiert werden - wohl aber gewürdigt: Die Auszeichnung Michl Ebners mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol 2012 - just zusammen mit einem weiteren Wohltäter unseres Landes: Gerhard Brandstätter. Beide Freund der sanften Tonlage, sodaß ihnen der Nimbus des in sich ruhenden, zen-buddhistischen Eunuchen vorauseilt. Schlichtere Gemüter oder Star-War-Fans fühlen sich frappierend an Imperator Palpatine erinnern - aber hey, wie hieß es schon in „Highlander“: Es kann nur einen geben!
Und wenn diese beispiellose Karriere nicht mit einer Landeshauptmannschaft gekrönt wurde, so ist dies einem himmelschreienden Unrecht zuzuschreiben ... und mächtigen, bösartigen Seilschaften.  

Wenn sich heute zu den jährlich 2.500 geschalteten Todesanzeigen in der hauseigenen Postille jene von On. Dr. Michl Ebner und Dr. Toni Ebner jun. einreiht, schließt sich ein Kreis und endet ein aufopferndes, soziales Engagement. Die Anzeige selbst legt auf wunderbare Weise Zeugnis ab, vom Einsatz des Bruderpaares für unsere allzuoft egozentrische Gesellschaft, denn wie sagte Toni Ebner 2011 in einem Interview mit Karl Hinterwaldner in der Wochenzeitung ff: „Wir sehen die Todesanzeigen nicht als Markt, sie sind eine Dienstleistung, die - und ich wiederhole mich - eine soziale Aufgabe erfüllt“. R.I.P

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Harry Dierstein Mon, 07/13/2020 - 19:59

Ein großartiger Text, Kompliment dafür!
Athesia/Ebner funktioniert natürlich auch nur deshalb so reibungslos, weil die Südtiroler Konsumenten so fleißig, kritik- und willenlos deren Produkte kaufen.

Doch wer "Forst" für ein Bier, "Österreich" für eine Schutzmacht und die "Dolomiten" für eine Zeitung hält, dem ist auch einfach nicht mehr zu helfen und der hat's auch nicht besser verdient.
Oder anders gesagt: Journalismus à la "Dolomiten", Pluralismus à la "Athesia"? Für Südtirol reicht's...

Mon, 07/13/2020 - 19:59 Permalink
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Harald Knoflach Tue, 07/14/2020 - 07:34

In reply to by Harry Dierstein

"weil die Südtiroler Konsumenten so fleißig, kritik- und willenlos deren Produkte kaufen."
Genau. Deshalb haben/hatten Leute wie Axel Springer, Hubert Burda, die Holtzbrincks, NSDAP-Mitglied Jakob Funke usw. in Deutschland überhaupt keinen politischen Einfluss und nagen am Hungertuch.
https://youtu.be/NLsu1OxHdwM?t=1659
https://youtu.be/hnH10TfhkOQ?t=2169

Tue, 07/14/2020 - 07:34 Permalink
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Lollo Rosso Tue, 07/14/2020 - 10:08

In reply to by Harald Knoflach

Herr Dierstein muss wieder einmal über die Südtiroler herziehen, das ist ja fast schon pathologisch. Was ich aber viel interessanter finde: Der Autor des Artikels hat offensichtlich viel Hintergrundwissen, ist ziemlich sicher ein Südtiroler Journalist, der aber nicht den Mumm hat, öffentlich Missstände aufzuzeigen. Das ist das eigentliche Thema: Wieso muss sich da einer verstecken? Wie viel ist diese Kritik dann noch wert? Wie viel Applaus sollte man jemandem spenden, der seiner Arbeit augenscheinlich nur unter einem Decknamen nachgeht? Sitzt wahrscheinlich in einer Institution und will sein Plätzchen nicht gefährden. Meine Bewunderung hält sich in Grenzen.

Tue, 07/14/2020 - 10:08 Permalink
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Franz Linter Tue, 07/14/2020 - 13:35

In reply to by Lollo Rosso

"Würde er Gesicht zeigen, würde sich eine öffentliche Diskussion ergeben"

Zu dieser Aussage bin ich selbst ein Gegenbeispiel. Ich schreibe mit Klarnamen, nenne Missstände und belege sie mit überprüfbaren Dokumenten. Was geschieht? Nichts.

Wenn man unlautere (um nicht zu sagen mafiöse) Verbindungen zwischen Ordinariat, Tourismusorganisationen und SVP thematisiert, kneifen Journalisten und schweigen die sonst wortreichen Kommentatoren.

Tue, 07/14/2020 - 13:35 Permalink
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Harry Dierstein Tue, 07/14/2020 - 13:32

In reply to by Harald Knoflach

Geschätzter Harald Knoflach:

Bei aller berechtigten Kritik an der deutschen Medienlandschaft (die ich übrigens vollinhaltlich teile) und bei aller Wertschätzung für Dietrich Krauß, Max Uthoff und Claus von Wagner, die zum Thema eine wirklich vorzügliche Aufklärungsarbeit leisteten, darf ich Ihnen doch entgegenhalten, dass die Situation in Südtirol leider NOCH schlimmer ist.

Denn hier herrscht und manipuliert eine einzige Medienkrake, ein einzelner, unersättlicher Monopolist über 90 % der lokalen Informationsmacht, was man ja ansonsten nur von totalitären Staaten in der Dritten Welt kennt.

Insofern hinkt Ihr Vergleich leider sehr, bzw. müffelt stark nach „Whataboutism“.

Tue, 07/14/2020 - 13:32 Permalink
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Stefan S Tue, 07/14/2020 - 21:19

Diese sog. Realsatire ist in 2 Minuten im www recherchiert. Die Athesia Gruppe ist ja mittlerweile eine Holding. Eine in Europa weit verbreitete Unternehmensform welche vordergründig dazu dient Steuern einzusparen. Gleichzeitig ein ideales Geldkarusell um sich gegenseitig im Holding Verbund die Aufträge, Liegenschaften und verbrieften Wertpapiere mit fantasievollen Beträgen/Erträgen zukommen zulassen. Da wird dann schnell mal aus einer einfachen Powerpointpresenation eine buchhalterisch wertvolle Projektstudie.
Internationale Bedeutung kaum gegeben, regional betrachtet ein bedenkliches Kartell...

Tue, 07/14/2020 - 21:19 Permalink
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Hartmuth Staffler Tue, 07/14/2020 - 21:32

Der Beitrag ist gut recherchiert und hätte eigentlich nicht als Satire (das nimmt ihm ein wenig die Sachlichkeit), sondern als ganz normaler Beitrag veröffentlicht werden sollen.. Die Notwendigkeit der Anonymität des Autors verstehe ich vollkommen. Wie üblich vollkommen daneben ist dieser Harry Dierstein in seinem Kommentar, in dem er gegen die Schutzmachtfunktion Österreich losgeht. Auf solch geistig beschränkte Personen sollte man eigentlich gar nicht eingehen. Der Autor des Beitrages verdient hingegen Respekt und Anerkennung.

Tue, 07/14/2020 - 21:32 Permalink
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Hannes Obermair Tue, 07/14/2020 - 21:44

In reply to by Hartmuth Staffler

Verehrter Herr Staffler, Sie irren. Und zwar doppelt. Satire beeinträchtigt niemals die Sachlichkeit, sondern ist bestenfalls (wie bei Goggel Totsch stets) deren edle Steigerung. Und den genialen Harry Dierstein als "geistig beschränkte Person" zu bezeichnen, das richtet sich schlicht selbst und kann höchstens vor dem Hintergrund verstanden werden, dass Sie doch über Jahre "Dolomiten"-Redakteur und also von Athesia besoldet waren (mentaler double-bind-Interessenskonflikt). Wenn dies nicht stimmen sollte, nehme ich das natürlich zurück und Sie "verdienen Respekt und Anerkennung". Doch Sie haben hier das letzte Wort und klären uns gewiss diesbezüglich auf.

Tue, 07/14/2020 - 21:44 Permalink
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Hartmuth Staffler Wed, 07/15/2020 - 08:30

In reply to by Hannes Obermair

S.g. Herr Obermair, vielleicht ist es ihnen entgangen, dass ich, gewissermaßen als Insider, den Artikel von Goggl Totsch als gut recherchiert bezeichnet habe. Damit habe ich meine Anerkennung ausgedrückt. Ob Satire die Sachlichkeit steigert oder nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein. Wo die Sachlichkeit hingegen vollkommen fehlt, das ist der Kommentar der Herrn Dierstein, der ohne jeden Anlass und Zusammenhang einen offensichtlichen Unsinn in die Diskussion einbringt. Dass Österreich die Schutzmacht Südtirols ist, ist eine Tatsache, ob sie nun dem Herrn Dierstein gefällt oder nicht. Es liegt der erdacht nahe, dass er hier etwas nicht verstanden hat.

Wed, 07/15/2020 - 08:30 Permalink