Society | Erhebung

Welche Medien dürfen’s sein?

Ein Drittel der Südtiroler liest (so gut wie) nie Zeitung, fast alle nutzen das Internet, noch mehr WhatsApp. Und Hass im Netz betrifft vor allem Jüngere.
Internet
Foto: NeONBRAND on Unsplash

Wir nutzen sie alle, aber nicht alle gleich. Die Rede ist von den Medien – traditionell, digital, analog, online. Wie sich die Südtiroler in der wachsenden und sich immer schneller verändernden Medienwelt zurechtfinden, hat das Landesstatistikinstitut ASTAT im März und April dieses Jahres erhoben. Eines schicken die Forscher voraus: “Der Zeitraum, in dem die Erhebung durchgeführt wurde, war von der dritten Welle der Covid-19-Pandemie und den restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie geprägt, die das Leben der Bürger regulierten, was die Ergebnisse der Erhebung beeinflusst haben könnte (Suche nach Nachrichten und Informationen, Homeoffice usw.).”

 

Ein Drittel liest (so gut wie) nie Zeitung

 

Der durchschnittliche Südtiroler verbringt jeden Tag 138 Minuten vor dem Fernseher und hört 100 Minuten lang Radio. Während der Fernsehkonsum seit 2017 deutlich gestiegen ist, ist der Radiokonsum leicht rückläufig. Nach wie vor am häufigsten werden TV- und Radio-Geräte eingeschaltet, um Nachrichten zu verfolgen: von 72 bzw. 64% der Südtiroler.

Anders hingegen das Bild bei den geschriebenen Nachrichten: Weniger als die Hälfte der Südtiroler ab 14 Jahren – 47% – lesen täglich oder fast täglich mindestens eine Tageszeitung (in Papierform oder online), 23% ein Mal oder mehrmals in der Woche und 30% – also fast ein Drittel – nie oder fast nie.

 

Das Vertrauen der Leser in den Nachrichten, die sie in den Tageszeitungen lesen, liegt auf einer Skala von 1 bis 5 knapp über 3. Die Leser vertrauen dabei eher den Papierzeitungen als den Online-Zeitungen. Noch weniger Vertrauen haben die Leser in die Nachrichten von Zeitschriften.

 

Je jünger desto online

 

Einen großen Teil der ASTAT-Erhebung nehmen die so genannten neuen Medien ein: Internet und soziale Plattformen. 80% der Südtiroler ab 14 surfen täglich oder fast täglich in ihrer Freizeit im Netz. 10% geben an, das Internet in ihrer Freizeit nie zu nutzen. Dabei gibt es Unterschiede je nach Altersklasse: Alle 14- bis 19-Jährigen nutzen das Internet täglich oder fast täglich. Von den 20- bis 34-Jährigen sind es etwas weniger (97%), von den 35- bis 39-Jährigen noch etwas weniger (95%). Auch bei den 50- bis 64-Jährigen ist der Anteil der täglichen Internetnutzer immer noch sehr hoch (85%), bricht dann aber bei den Über-64-Jährigen stark ein (40%). In dieser Altersklasse ist auch der Anteil jener, die nie Internet nutzen, am höchsten (40%). Bei den Unter-64-Jährigen hingegen ist er fast null.

Wer täglich Internet nutzt, verbringt im Schnitt jeden Tag 168 Minuten seiner Freizeit damit – bei den 14- bis 19-Jährigen sind es 290 Minuten.

 

Youtube schlägt Facebook – WhatsApp alle

 

Bei den sozialen Plattformen ist WhatsApp der absolute Favorit: 96% der Südtiroler Internetnutzer verwenden den Instant-Messaging-Dienst, der FB Messenger (38%), Skype (18%), Telegram (16%), Signal (5%), Viber (4%) und WeChat (1%) weit hinter sich lässt.

Das Social Network mit den meisten Nutzern in Südtirol ist YouTube (82% der Internetnutzer); es folgen Facebook (59%), Instagram (44%), Pinterest (24%), TripAdvisor (16%), Snapchat (15%), TikTok (12%), LinkedIn (9%), Twitter (6%), Twitch (5%), Tinder (2%).

 

Bei der Nutzung der sozialen Plattformen gibt es auffällige altersbedingte Unterschiede:

  • WhatsApp wird von fast allen 14- bis 64-jährigen Internetnutzern verwendet
  • die Beliebtheit von YouTube, Instagram und Pinterest sinkt mit zunehmendem Alter
  • Facebook, FB Messenger und Telegram werden vor allem von 20- bis 49-jährigen Nutzern verwendet
  • Snapchat und TikTok sind unter den 14- bis 19-Jährigen sehr (82% und 57%) und unter den 20- bis 34-Jährigen begrenzt (24% und 17%) verbreitet, werden von den Über-34-Jährigen hingegen kaum verwendet

 

Hass und Gewalt trifft vor allem Jüngere

 

Auch eine Schattenseite des Internets hat das ASTAT beleuchtet: den Hass und die Gewalt dort.

12% der Internetnutzer ab 14 Jahren begegnen häufig Hassbotschaften im Netz – Männer und Frauen in etwa gleich oft. Auf YouTube, vor allem aber auf Facebook und Instagram ist die Gefahr größer, Hassbotschaften zu begegnen.

 

13% der Südtiroler im Alter von 14 Jahren und mehr haben Bekannte, die Hassbotschaften über das Internet erhalten haben, 7% haben selbst einmal Hassbotschaften über das Internet empfangen. 4% geben an, dass über sie falsche oder beleidigende Textinhalte im Internet verbreitet wurden, und 3%, dass über sie peinliche oder beleidigende Fotos/Videos verbreitet wurden. Während es zwischen den Geschlechtern kaum Unterschiede gibt, fallen jene nach Alter hingegen mehr ins Gewicht:

Vor allem junge Menschen sind Opfer von Gewalt im Netz, insbesondere die 14- bis 19-Jährigen. Von letzteren erklären 22%, über Internet Hassbotschaften erhalten zu haben; 15% geben an, dass über sie falsche, beleidigende oder peinliche Textinhalte, Fotos oder Videos im Internet verbreitet wurden. Die Prozentanteile der 20- bis 34-Jährigen betragen jeweils 14% und 12%, jene der älteren Altersklassen tendieren gegen Null.

 

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Karl Trojer Thu, 07/15/2021 - 10:48

"Wer täglich Internet nutzt, verbringt im Schnitt jeden Tag 168 Minuten seiner Freizeit damit – bei den 14- bis 19-Jährigen sind es 290 Minuten." Das sind satte 5 Stunden täglich !!! Wieviel Platz bleibt da noch fürs konkrete Leben ? Verkümmern dabei die sozialen Beziehungen ? Steigen die Abhängigkeiten, die Zukunftsangst, das sich Alleinfühlen ? Hier sind Eltern, Schule und Freunde gefragt !

Thu, 07/15/2021 - 10:48 Permalink