Frontalangriff auf Steger
Wussten Sie, dass unser Direktor bei dem seit Jahrzehnten wichtigsten Gesetz für unsere Handelsordnung beim Heliskiing in Amerika war... und deshalb alles versucht hat, die Verabschiedung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben? Wussten Sie, dass unser Direktor nichts gegen die „Lex Benko“ unternommen hat und gegen viele Familienbetriebe in Bozen und Umgebung sehr merkwürdig ist? Wussten Sie, dass Direktor Steger dauernd auf SVP Parteiveranstaltungen ist und kaum auf den eigenen, und das mit unserem Dienstauto?
Insgesamt neun solcher „Wussten-Sie- Fragen“ zu hds-Direktor Dieter Steger umfasst das anonyme Schreiben, das am heutigen Mittwoch nicht nur Kaufleuten, sondern auch einigen Handwerkern und anderen Kleinunternehmern im ganzen Land mit der Post ins Haus flatterte. So manch einer von ihnen mag gerade in die Lektüre eines Dolomiten-Artikels vertieft gewesen sein, in dem Steger von Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann und SVP-Wirtschaftschef Gerhard Brandstätter vorgeworfen wird, Widmann „auf niederstem Niveau mies zu machen“ bzw. ihn unberechtigt anzugreifen – da folgte bereits weit deftigeres Futter.
Stegers „Nettogehalt von 10.000 Euro“, Stegers Position „als Chefideologe des Arbeitnehmer Sozialtisches“, der Vorwurf, dass sich der hds als einziger Verband zwei Direktoren leiste, obwohl Steger ausschließlich in eigener Sache unterwegs sei: All das wird in dem Schreiben – in streckenweise mangelhaftem Deutsch – unter dem Logo des Verbandes abgehandelt. Mit der abschließenden Feststellung: „Das wollen wir uns nicht weiter leisten – einige Mitglieder.“
"Niederträchtige Wahlattacke"
Beim Verband für Kaufleute und Dienstleister, bei dem am Vormittag die ersten Mitteilungen von Mitgliedern über das Schreiben eingetroffen waren, reagiert man am Dienstag umgehend. In einer Mail an alle Mitglieder stellten Präsident Walter Amort, sein Vize Dado Duzzi sowie die Bezirkspräsidenten klar, dass das Schreiben nicht vom Verband stamme, auf gefälschtem Briefpapier verfasst worden sei und „eine von Einzelpersonen inszenierte niederträchtige Wahlattacke gegen unseren Direktor Dieter Steger" sei. Vor allem aber weist die Verbandsführung die Beschuldigungen auch inhaltlich als haltlos zurück. Einige Beispiele, mit denen diese widerlegt werden: Steger habe gar keinen Dienstwagen, die Vertagung der Verabschiedung des Handelsgesetzes sei damals aus strategischen Gründen angestrebt worden, und das Engagement der hds-Direktors gegen die Lex Benko sei anhand unzähliger Gespräche, öffentlicher Aussagen und Dokumente nachweisbar.
Rechtliche Schritte
Der Verbandsdirektor selbst zeigte sich gegenüber salto.bz als „total konsterniert“. Bereits am Morgen hatte er die medialen Vorwürfe von Landesrat Widmann als haltlos zurückgewiesen – dann musste er sich mit der laut seinen Aussagen „Rufmordkampagne übelster Art“ auseinandersetzen. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass von allen Fronten gleichzeitig die Angriffe kommen“, meinte er. Wer hinter der anonymen Brief-Aktion stehe, sei jedoch vollkommen offen. „Wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass sie nicht aus dem Verband kommt – und angesichts der Aggressivität muss sie von Leuten kommen, denen ich mit meiner Kandidatur brutal auf die Füße steige“, meinte er.
Angesichts strafrechtlich relevanter Tatbestände wie Rufschädigung oder auch der Fälschung des Verbands-Logos seien nun auch rechtliche Schritte zu überlegen. Darüber werde aber erst in den kommenden Tagen entschieden. „Jetzt wird es das Beste sein, erst einmal eine oder mehrere Nächte darüber zu schlafen“, meinte Steger, „denn tief durchschnaufen muss man nach so einem Angriff schon einmal.“