Environment | Daniza

Trentiner Bäromanie

Protestkundgebungen, Anzeigen und Rücktrittsüberlegungen vom Landeshauptmann: Die tote Bärin Daniza hält das Trentino fest im Griff.

Stolpert der Trentiner Landeshauptmann über eine tote Bärin?  „Wenn bei der Untersuchung strafrechtlich relevante Versäumnisse aufgezeigt werden, lege ich mein Amt nieder“, lautet die Antwort von Ugo Rossi auf die massiven Rücktrittsforderungen von Umweltaktivisten im ganzen Land. Obwohl gegen ihn und Umweltminister Gian Luca Galletti mitterweile eine Anzeige von Umweltschützern eingereicht wurde, sieht Ugo Rossi bislang keinen Grund für solch drastische Folgen des verunglückten Einfangversuchs der Bärin. In der Causa sei nur eine Sache schief gelaufen: „Die Betäubungsmittel hatten eine tödliche Wirkung.“

Ein einmaliger Unfall, der völlig transparent gehandhabt worden sei, erklärte Rossi gegenüber dem Sender Radio 24. Und: Wie das Trentiner Landespresseamt am Freitag klar stellte: Von einer Überdosis könne keine Rede sein: Die 106 Kilogramm schwere Bärin habe eine Dosis für ein Tier von 80 Kilo verabreicht bekommen. Auf mehr Klarheit über den tödlichen Ausgang der Aktion muss die aufgebrachte Öffentlichkeit in jedem Fall warten. Denn die Ergebnisse der Autopsie, die laut der Provinz von einem unabhängigen Institut durchgeführt werden, sind erst in einigen Tagen zu erwarten. Parallel dazu will auch die Staatsanwaltschaft in der kommenden Woche alle Verantwortlichen einberufen, um mehr Licht in die Sache zu bringen.

Lav: Schutz vor weiteren Exekutionen

Keineswegs zufrieden gibt sich damit die Tierschutzorganisation Lav. Bei einer Pressekonferenz in Trient forderten die Aktivisten am Samstag Vormittag die sofortige Beschlagnahmung des Tierkadavers, um die Autopsie - weit weg von der Provinz Trentino - vom veterinärmedizinischem Labor des Umweltministeriums durchführen zu lassen. Umweltminister Galetti wurde von den TierschützerInnen nicht nur zur Befassung des Parlaments mit der Causa aufgefordert. Darüber hinaus sei es unerlässlich, nicht nur die Überwachung der beiden Jungen von Daniza, sondern die Führung des gesamten Programms  der staatlichen Forstbehörde zu übergeben, um „weitere Exekutionen zu verhindern“.

„Giustizia per Daniza“ wird am heutigen Samstag seit 10.30 Uhr auch bei einer ganztätigen Kundgebung in Trient gefordert - wie mit dieser liegenden Protestaktion auf der Piazza Duomo.  Am Sonntag steht ab 15 Uhr ein Demonstrationszug durch die 3000-Seelen-Gemeinde Pinzolo auf dem Programm. 

Weiterer Bärenkadaver in den Abruzzen  

Indes wurde in Pettorano sul Gizio in den Abruzzen ein weiterer Bärenkadaver gefunden. Bislang ist unklar, woran das Tier gesorben ist. Als mögliche Ursache wird eine Vergiftung nicht ausgeschlossen, nachdem am Vortag ein Bauer in der Nähe des Fundortes das Eindringen eines Bären in einen Hühnerstall  gemeldet hatte. Sicher ist für Legaambiente-Verantwortlichen Antonio Nicoletti, dass eine fehlende politische Strategie zum Schutz dieser Tiere zu solche delikaten Situationen beitrage, die nur mit besonderer Kompetenz und Behutsamkeit bewältigt werden könnten. Wie die aufgeheizte Stimmung dieser Tage einmal mehr belegt, scheint es jedoch genau daran zu mangeln.