Das spanische Trio Arbós hat bekannten KomponistInnen zeitgenössischer Musik darum gebeten, diese Musik- und Tanztradition zu reflektieren und neu zu interpretieren. Mittwochabend wurden im Lanserhaus in Eppan das Resultat präsentiert: Ein abwechslungsreiches Programm, denn obwohl sie alle denselben Auftrag hatten, hoben die KomponistInnen je ganz verschiedene Aspekte des Flamenco hervor. Aber wie unterschiedlich die Antworten der KomponistInnen auf die Frage "Was ist Flamenco" auch sind, manche Grundbausteine bleiben in allen Stücken enthalten und beigeistern in der meisterhaften Interpretation der spanischen InterpretInnen das Publikum.
Flamenco ist Rhythmus
In den modernsten Stücken, zum Beispiel De dentro afuera von Elena Mendoza, bleibt vom Flamenco vor allem der Rhythmus übrig. Auf Cello, Geige und Piano ratschen, schnarren, klopfen die MusikerInnen, dass man sich unvermittelt fragt, wie denn die Partitur aussehen mag, in die sie so konzentriert schauen, während sie ihre Instrumente im perfektem Timing zweckentfremden. Solche Meta-Reflexionen vergehen einem allerdings, als sich die Klänge verdichten und die unheimlichen Geräusche sich langsam zu fesselnden Rhythmen entwickeln.
Und auch in den Kompositionen, die näher am traditionellen Flamenco blieben, wie La tierra con los dientes von Thierry Pécou, trägt der Rhythmus. Perkussionistin ist auch die Tänzerin Concha Jareño: In ihren Händen flattern die Kastagnetten, an ihren Füßen klappern die Klackerschuhe unfassbar schnell über den Holzboden.
Flamenco ist Tanz
Wenn Jareño tanzt, zieht sie das Publikum in den Bann. Sie wirbelt Röcke und Schals um sich herum, jeder Muskel ihres Körpers ist angespannt und kontrolliert, bis hin zu den ernst und konzentriert zusammengezogenen Augenbrauen. Ihre Haare sind anfangs in einen strengen schwarzen Knoten zurückgesteckt, lösen sich aber, als sie sich immer schneller bewegt. Einer der schönsten Momente des Abends ist das Lächeln, Grinsen fast, der Violinistin Cecilia Bercovich, als sie zu diesem irren Tanz eine ebenso irre Solokadenz spielt. Die Freude an der Musik steckt an.
Flamenco ist Schmerz
„Wer hat ihm das angetan?“ - die Frage stellt sich fast automatisch, als Rafael de Utrera zu singen beginnt – „Maestro Rafael“ wie ihn der Pianist Juan Carlos Garvayo in seinem sympatisch spanisch eingefärbten Italienisch angekündigt hat. In der hohen, rauchigen, krächzenden Stimme des Flamencosängers liegt der Schmerz eines Verlassenen, eines Vaters, dem ein Kind gestorben ist. Sie geht unter die Haut.
Flamenco braucht keinen Kitsch
Und bei all dem Schmerz und der Leidenschaft driftet die Stimmung doch nie auch nur annähernd in Kitsch ab. Das Publikum ist begeistert.
Die KünstlerInnen
Neben den bereits gennanten KomponistInnen stammen die Stücke vom Osttiroler Bernhard Gander, von Jesús Torres und von Mauricio Sotelo, der schon in der Vergangenheit bei Transart zu Gast war, arrangiert vom Trio Arbós:
Juan Carlos Garvayo, Klavier; Cecilia Bercovich, Violine und José Miguel Gómez, Cello und den Flamenco-KünsterInnen Rafael de Utrera, Gesang und Concha Jareño, Tanz und Choreografie.