Christian Tommasini kann über die Nachfrage von Salto.bz herzhaft lachen. "Ich habe es bewusst vermieden diese Sache an die große Glocke zu hängen", meint der ehemalige PD-Politiker, "auch weil ich nach meinem Ausscheiden eine Art Neustart gemacht habe und dazu gehört auch, dass ich nicht mehr in der Öffentlichkeit zu stehen brauche."

Der heute 45jährige Leiferer Familienvater kann auf eine Karriere zurückblicken, die nicht alltäglich ist. Jetzt hat er aber einen Schritt getan, den nur ganz wenige machen würden.
Der ehemalige Landeshauptmannstellvertreter ist in "sein Landhaus" in der Kanonikus Michael Gamperstraße am Bozner Boden zurückgekehrt. Diesmal aber nicht als Politiker oder in einer leitenden Funktion, sondern als einfacher Beamter.

Christian Tommasini war von 2008 bis 2018 Landesrat für die italienische Schule und Kultur, sowie für den Wohnbau. Vor seinen Sprung in die Politik, der ihn zuerst in den Stadtrat seiner Heimatgemeinde Leifers und dann in den Landtag und die Landesregierung führte, war der studierte Politikwissenschaftler Tommasini öffentlicher Angestellter. Zuerst im Renteninstitut INSP, dann im Arbeitsamt und schließlich als Bediensteter in der Bozner Stadtbibliothek, wo er in der Außenstelle in Oberau tätig war. 2006 nahm er dann den "politischen Wartestand" in Anspruch und kehrte erst Anfang 2019 wieder an seinen eigentlichen Arbeitsplatz zurück. "Ich mache diese Arbeit gerne", sagt er damals.

Inzwischen hat sich in der Arbeitswelt von Christian Tommasini aber einiges geändert. Anfang des Jahres hat sich der ehemalige Politiker an einem Wettbewerb des Landes beteiligt und diesen bestanden. "Ich habe dafür wirklich ordentlich lernen müssen", gesteht Tommasini. Vor drei Wochen  trat er dann eine Stelle als Sachbearbeiter in der Agentur für Wohnbauaufsicht an.

Die Agentur ist ein Hilfskörperschaft des Landes und gehört zur Abteilung Wohnbau. Sie hat die Aufsicht über die Einhaltung der Vorschriften zur Sozialbindung für den geförderten Wohnbau inne. Christian Tommasini untersteht demnach politisch seiner Nachfolgerin Waltraud Deeg. "Da wir eine Kontrollfunktion haben, sind wir eine recht autonome Körperschaft", beschreibt Christian Tommasini seine neue Arbeitsstelle. Der ehemalige Landesrat hat sich auf der anderen Seite der Verwaltung bestens eingelebt. "Mir gefällt die Arbeit und meine Kollegen und Vorgesetzen behandeln mich wie jeden anderen", sagt der ehemalige Landesrat zu Salto.bz.

Vor einigen Jahrzehnen hat schon einmal ein Landesrat eine ähnliche Erfahrung gemacht. Auch Erich Achmüller gehörte 12 Jahre lang der Südtiroler Landesregierung an. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik kehrte der SVP-Politiker 1999 ebenfalls in den Landesdienst zurück.