Politics | Bozen
„Natürlich eckt man auch an“
Foto: Othmar Seehauser
Salto.bz: Herr Seehauser, Sie haben am Dienstag beim Generalsekretär der Gemeinde Bozen schriftlich Ihren Rücktritt als SVP-Gemeinderat eingereicht. Enttäuscht von der Bozner Gemeindepolitik und von der Politik im Allgemeinen?
Sebastian Seehauser: Nein, so kann man das nicht sagen. Es ist eine Entscheidung, die auf private und berufliche Gründe beruht. Ich habe mich entschlossen, meine Energie auf diese beiden Bereiche zu konzentrieren. Dadurch habe ich einfach nicht mehr jene Zeit, die notwendig ist, die Stadtpolitik zu betreiben.
Sie sind vor fünf Jahren als junger Hoffnungsträger für die Bozner SVP angetreten und waren vier Jahre lang auch Fraktionssprecher Ihrer Partei im Gemeinderat. Die Hoffnung und Liebe zur Volkspartei ist anscheinend verblüht?
(lacht) Nochmals nein. Ich werde mich auch weiterhin in der SVP lokal einsetzen. Konkret ich werde bei den anstehenden Ortsausschusswahlen kandidieren. Das heißt: Ich bleibe der SVP erhalten. Aber innerhalb der Parteistrukturen und nicht im Gemeinderat.
Hat dieser Schritt auch damit zu tun, dass Sie bei den letzten Gemeinderatswahlen 2020 nicht so abgeschnitten haben, wie sie erhofft haben?
Nein überhaupt nicht. Es ist im Wesentlichen auf den Zeitaufwand zurückzuführen, der für die Arbeit in einer Gemeinderatsfraktion notwendig ist. Was man oft unterschätzt: Es gibt extrem viele Sitzungen, sei es Gemeinderatssitzungen, Kommissionssitzungen, Fraktionssitzungen oder Mehrheitssitzungen als auch Sitzungen innerhalb der Parteigremien. Das alles ist mit einem Beruf nur schwer vereinbar.
Mir wurde auch in meiner Partei immer wieder nachgesagt: „Der Seehauser ist grüner wie die Grünen und linker wie die Linken“
Sie sind kein klassischer Volksparteiler, sondern eher ein Freigeist. Ist für solchen Typen unter Edelweiß 2021 kein Platz mehr?
Das Tolle an der Volkspartei ist, dass sie eine Sammelpartei ist. Natürlich eckt man auch an, wenn man ein Freigeist ist und auch bestimmte Positionen vertritt. Mir wurde auch in meiner Partei immer wieder nachgesagt: „Der Seehauser ist grüner wie die Grünen und linker wie die Linken“. Aber auch dafür muss Platz in einer Sammelpartei sei. Ich habe mich dort immer gut aufgehoben gefühlt und werde das auch weiterhin tun.
Es ist Usus in der Südtiroler Regierungspartei, dass man auch unbequeme Parteikollegen kurzerhand wegbefördert. Sie wurden jetzt Leiter des Fahrsicherheitszentrums des Landes in Pfatten. Eine Beförderung von SVP-Gnaden?
Überhaupt nicht. Das mache ich jetzt schon seit längerer Zeit und das hat rein gar nichts mit einer parteipolitischen Couleur oder mit sonst was in der Politik zu tun. Das sind zwei Dinge, die völlig getrennt gehören.
Wird man Sebastian Seehauser irgendwann in der Mandatspolitik wiedersehen?
Was die Zukunft bringt, wird man sehen. Derzeit habe ich andere Prioritäten und möchte mich auf den Beruf und das Privatleben konzentrieren. Was morgen ist, da schließe ich nichts aus. Aber auf dem Plan habe momentan nichts.
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Immer häufiger (siehe auch
Immer häufiger (siehe auch das Interview mit Katharina Zeller) scheint es junge SVPler zu geben, die linker als die Linken und grüner als die Grünen sind. Welche wirtschaftlichen/persönlichen Interessen sie dennoch dazu bewogen haben, der SVP beizutreten, wird ihr Geheimnis bleiben.
In reply to Immer häufiger (siehe auch by Johannes A.
Ist eigentlich gar kein
Ist eigentlich gar kein Geheimnis, oder? Als Nicht-Svp-ler wird man nicht Leiter des Fahrsicherheitszentrum.
Noch Fragen?