Economy | Arbeitsmarkt

Zeit für Erholung

Der jüngste Arbeitsmarkt-Halbjahresbericht weist ein Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf; im Vergleich zu 2019 beträgt das Wachstum hingegen 0,2 Prozent.
Achammer, luther
Foto: LPA/Fabio Brucculeri

Die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt hat den Arbeitsmarktbericht Südtirol 2021/22 vorgelegt. Für den Zeitraum von Mai bis Oktober 2021 konnte im Vergleich zum Vorjahr einen Rekordzuwachs von 4,3 Prozent an Beschäftigten festgestellt werden. Noch nie in den vorhergehenden 23 Sommerhalbjahren war die Zahl der Beschäftigten in nur einem Jahr stärker gewachsen. Vergleicht man die Werte allerdings mit dem Zeitraum vor der Pandemie Mai-Oktober 2019, so wächst die Beschäftigung um nur 0,2 Prozent an. Das Gastgewerbe verzeichnet gleichzeitig ein Minus von 3,3 Prozent.

Wie der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, erklärt, konnte im Sommerhalbjahr 2021 in fast allen Bereichen das Beschäftigungsniveau von 2019 erreicht werden. Der Zuwachs von 0,2 Prozent bei den abhängig Beschäftigten gegenüber 2019 liege jedoch unter dem langjährigen Schnitt und die Erholung erfolge zögerlicher als noch in den Jahren 2012 und 2013.

Die Arbeitsmarktdaten zeigen, dass die Auswirkungen der Pandemie vor allem von befristet Beschäftigten getragen werden. Im Vergleich zu 2019 hat die Anzahl der Befristungen um 4,5 Prozent abgenommen; bereinigt um Tourismus und Landwirtschaft um 1,5 Prozent. Landesrat Philipp Achammer, der die Daten gemeinsam mit dem Amtsdirektor präsentierte, verweist darauf, dass sich die Arbeitslosigkeit zwar fast auf dem Niveau von 2019 befindet, Problemgruppen jedoch nicht von der Arbeitskräftenachfrage profitiert haben: “Besonderes Augenmerk muss älteren Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen gelten sowie befristeten Arbeitnehmenden”, so Achammer. Letztere seien die Verlierer der Pandemiezeit.

Während die befristeten Arbeitsverträge zurückgegangen sind, stieg die Zahl der unbefristeten Verträge um 2 Prozent an (plus 3.129); eine Tatsache, die Luther auf das staatliche “decreto dignità” zurückführt, dessen Wirkung allerdings auslaufe.

 

Winterhalbjahr: Weiteres Wachstum erwartet

 

Die ersten Daten des Winterhalbjahres zeigen eine positive Situation für den Südtiroler Arbeitsmarkt. Das Beschäftigungsniveau liegt über jenem des Jahres 2019; dies gilt auch für die Beherbergung und die Gastronomie. “Die verlängerte Herbsturlaubssaison beschert beispielsweise allein dem Passeiertal im November über 150 Arbeitsplätze mehr als im Jahr 2019”, so Luther.

Dieses Wachstum bedeutet jedoch auch, dass sich die bekannten Herausforderungen neu stellen: Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit. In diesem Zusammenhang weist Luther darauf hin, dass bereits seit Jahren der Arbeitsplatzwechsel dynamischer geworden sei. Bisher lasse sich auf dem Arbeitsmarkt allerdings keine Intensivierung der Mobilität zwischen Sektoren feststellen. Allerdings konnte eine Verknappung des wohnhaften Arbeitskräftepotenzials festgestellt werden. “Die aktive Arbeitsmarktpolitik ist gefordert, Betriebe mit qualifizierten Arbeitskräften – auch aus dem Bestand der ehemals Arbeitslosen – ausreichend zu versorgen”, so Luther. Achammer wies diesbezüglich darauf hin, dass langfristig eine qualifizierte Zuwanderung nötig sei, um das Produktions- und Dienstleistungsniveau in Südtirol zu halten. Auch deshalb, weil die traditionelle Lehre im Vergleich zum Sommerhalbjahr 2019 einen Rückgang von 3,1 Prozent verzeichnet. Hier sei man jedoch bemüht - so Achammer - das System entscheidend zu stärken.

 

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