Politics | Nachruf

Abschied von einem frühen Freund der Selbstbestimmung

Mit Fritz Molden hat Österreich am vergangenen Wochenende eine seiner heraussagenden Persönlichkeiten verloren. Historiker Leopold Steurer erinnert daran, welch schwergewichtige Rolle der Wiener Verleger und Widerstandskämpfer zumindest kurzfristig auch in Südtirol spielte.

Fritz P. Molden (1924-2014) entstammte einer österreichisch-patriotischen, antinazistischen Familie des Wiener Bildungsbürgertums. Sein Vater war Chefredakteur des wichtigsten liberalen Presseorgans (Neue Freie Presse) gewesen, seine Mutter die Verfasserin des Textes der aktuellen österreichischen Nationalhymne. Politischer Einsatz für Südtirol wie sein Aufstieg zum „österreichischen Pressezar“ der 50er und 60er Jahre waren damit dem jungen Molden quasi in die Wiege gelegt.

Bereits im Widerstand gegen das NS-Regime knüpfte er Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst in der Schweiz, heiratete nach 1945 die Tochter des CIA-Chefs Allen Dulles und wurde damit zu einem der wichtigsten Vertreter der US-Außenpolitik in Wien während der Periode des Kalten Krieges.

Über seine Freunde (Wolfgang Pfaundler, Gerd Bacher) kam Molden 1957 in Kontakt mit dem in Süd- wie Nordtirol entstehenden Befreiungs-Ausschuss Südtirol (BAS). Mit Hilfe der publizistischen und finanziellen Unterstützung Moldens (ca. 6 Mio Schilling!) sollte der BAS zu einer für den „Guerillakampf“ einsatzbereiten Organisation zur „Befreiung Südtirols“ nach dem Vorbild der EOKA Zyperns auf- und ausgebaut werden.

So wie viele andere führende BAS-Vertreter dürfte Molden von einer Befürwortung des Rechts auf Selbstbestimmung der Südtiroler durch die UNO überzeugt gewesen sein. Dies stellte sich als Illusion heraus, denn die UN-Resolution vom 31. Oktober 1960 verpflichtete Rom und Wien zu bilateralen Verhandlungen über eine erweiterte Autonomie auf der Basis des Pariser Abkommens vom 5. September 1946 und versperrte damit den Weg einer Grenzänderung zwischen dem NATO-Mitglied Italien und dem neutralen Österreich. Dies entsprach auch vollkommen der politischen Logik der US-Außenpolitik auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges im geteilten Europa.

Molden zog sich deshalb im Dezember 1960 von jeglicher weiteren aktiven Unterstützung des BAS zurück. Dem Versuch des bewaffneten „Freiheitskampfes“ in der „Feuernacht“ im Juni 1961 und dessen späterem, immer stärkeren Abdriften in die rechtsextremistische Szene Österreichs und Deutschlands stand Molden mit Distanz gegenüber.

Moldens wahrscheinlich wichtigstes und nachhaltigstes Verdienst war seine politische und finanzielle Hilfestellung bei der Gründung der links-liberalen Tageszeitung Der Standard im Jahre 1988.

Leopold Steurer

 

Mehr zu Fritz Molden und Südtirol in einem Spiegel-Artikel aus dem fernen Jahr 1960.