„Ich kämpfe für Meran“

Salto.bz: Frau Strohmer, ist die Zeit reif, dass Meran erstmals eine deutsche Bürgermeisterin bekommt?
Gabi Strohmer: Das werde ich immer wieder gefragt. Ja. Ich glaube die Zeit ist reif, dass man dem Wunsch der Bevölkerung entgegenkommt. Die Menschen wollen eine neue Ausrichtung in der Politik.
Was ist für Sie eine neue Ausrichtung?
Die Politik muss Entscheidungen im Sinne der Menschen und der Bevölkerung in Meran treffen. Parteipolitische Entscheidungsgründe müssen endlich in den Hintergrund treten. Ich bin eine Quereinsteigerin und erst seit drei Jahren in der Politik. Das heißt, ich komme in eine gefestigte Struktur hinein. Allein das bedingt bereits Veränderungen und Neuerungen. Und das ist es, was die Menschen wollen.
Um Bürgermeisterin zu werden, müssen Sie sich Ende Jänner bei den SVP-Vorwahlen durchsetzen. Sie sind zuversichtlich?
Ja, absolut. Ich denke, ich habe alle Voraussetzungen, um gut abzuschneiden.
Mir ist natürlich bewusst, dass die Gruppe um Karl Zeller vor allem parteiintern ein sehr gefestigtes Netzwerk hat. Ich habe sicher nicht diese Seilschaften. Aber ich bekomme großen Zuspruch in der Bevölkerung und darauf setze ich.
Sie haben zwei starke männliche Konkurrenten. Eindeutiger Favorit ist Gerhard Gruber, ein Gewährsmann des mächtigen SVP-Senators und Bezirksobmannes Karl Zeller. Keine Angst vor dieser Übermacht?
Nein, wieso soll ich Angst haben? Mir ist natürlich bewusst, dass diese Gruppe vor allem parteiintern ein sehr gefestigtes Netzwerk hat. Das dürfte auch logisch sein, wenn man seit über 20 Jahren in der Politik ist. Ich bin erst drei Jahre in der Politik und habe sicher nicht diese Seilschaften. Aber ich bekomme großen Zuspruch in der Bevölkerung und darauf setze ich. Ich bin überzeugt, dass die Arbeit, die ich in den letzten drei Jahren als Stadträtin geleistet habe, eine meiner Stärken ist.
Ein weiblicher David gegen den Goliath?
(lacht) Nein, das haben wir alles schon gehabt. Ich glaube, ich bin einfach ein neues Gesicht und ich möchte meine Fähigkeiten und die Erfahrung einbringen, die ich jetzt als Stadträtin gemacht habe. Aber auch meine Liebe zu Meran. Ich bin den Menschen und der Stadt verpflichtet und niemand anderem. Ich kämpfe nicht gegen jemanden, sondern ich kämpfe für die Stadt.
Bei den SVP-Vorwahlen in Meran kann jeder wählen, der 5 Euro zahlt. Kann man sich damit nicht den Bürgermeistersessel erkaufen?
Nein, ich sehe das anders. Die 5 Euro sind festgesetzt worden, damit keine Spekulationen gemacht werden können. Damit nicht ein Kandidat Leute hingeschickt, die ihn dann durchwählen. Das soll eine Art Barriere sein, damit es mit rechten Dingen zugeht.
Ich bin den Menschen und der Stadt verpflichtet und niemand anderem.
Ein einfaches Beispiel: Ein Kandidat nimmt 10.000 Euro und gibt 1.000 Leuten 10 Euro, damit sie für ihn wählen gehen. Jeder der Wähler verdient 5 Euro und der Kandidat gewinnt die Vorwahlen.
Also ich werde ganz sicher nicht die Vorwahlen kaufen. Das ist genau die Politik, die ich als Bürgerin von Meran ablehne. Diese Gedanken kommen mir erst gar nicht. Ich sehe die Vorwahl als große Chance für die Bevölkerung. Denn zum ersten mal können in Meran auch Nicht-SVP-Mitglieder zur Vorwahl gehen und mitentscheiden, wen die Volkspartei ins Rennen schicken soll. Dieses Mitspracherecht ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Die Menschen können direkt entscheiden, in welche Richtung man gehen will.
Glauben Sie, dass Nicht-Parteimitglieder dieses Angebot annehmen?
Ja, ich hoffe schon. Die Rückmeldungen, die ich bekomme, sind sehr positiv. Die Menschen wollen nicht mehr, dass die Entscheidungen in den Parteizentralen fallen. Sie wollen mitentscheiden und das kann man Ende Jänner in Meran.