Politics | Pflegeeinstufung

Werbung in eigener Sache

Landesrätin Waltraud Deeg macht einen Videoaustausch mit Mitarbeiterinnen und verkauft das Ganze als Belangsendung für ihre Politik. Das Fußvolk kommt nicht zu Wort.
Altenpflege
Foto: upi
Man muss die eigene Arbeit auch verkaufen. Vor allem in der Politik.
Wie man aus einer durchaus wichtigen Arbeitsbesprechung eine PR-Nachricht in eigener Sache machen kann, ohne inhaltlich auch nur eine Information oder Neuigkeit zu vermitteln, macht jetzt Waltraud Deeg vor.
Die Soziallandesrätin hat „vor Kurzem“ (wie es in der entsprechenden Pressemitteilung heißt) zu einem Videoaustausch geladen, um praktische Inputs zu den geplanten Änderungen in Sachen Pflegeeinstufungen einzuholen. „Die Mitarbeitenden des Dienstes für Pflegeeinstufung und der Einstufungsteams berichteten über ihre bisherigen Erfahrungen und teilten die Grundausrichtung der Änderungen“, heißt es gleich einleitend in der Aussendung.
 

Das Pflegegeld

 
Wer in Südtirol pflegebedürftig ist oder wird, kann um Pflegegeld ansuchen. Dieses ist auf den Pflegegrad ausgerichtet, der in vier Pflegestufen unterschieden wird. Der Pflege- und Betreuungsbedarf wird von den Einstufungsteams ermittelt, die sich aus Fachkräften aus der Krankenpflege und der Sozialbetreuung zusammensetzen. Die Einstufung durch das Team ist bisher nötig, um das Pflegegeld monatlich beziehen zu können. In den vergangenen Monaten wurde diese Tätigkeit allerdings erschwert: „In der Hochphase der Pandemie waren viele Fachkräfte zur Unterstützung in anderen Diensten wie Seniorenwohnheimen oder in den Krankenhäusern eingesetzt. Sie haben damals geholfen, dass die Menschen in diesen Einrichtungen trotz widriger Umstände gut betreut und begleitet wurden. Dafür und für ihren Einsatz bei der Pflegeeinstufung gilt ihnen mein großer persönlicher Dank", betonte Landesrätin Deeg - laut Presseaussendung beim Treffen.
 

Wartezeiten verkürzen

 
Die Personalsituation und die pandemiebedingten zeitweiligen Umstrukturierungen führten zu teils großen zeitlichen Verzögerungen bei der Einstufung, was wiederum für viele pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen eine große Belastung darstellt. Der Dienst für Pflegeeinstufung in der Landesabteilung Soziales ist darum dabei, Änderungen und Vereinfachungen am bestehenden Procedere auszuarbeiten. Auch für Soziallandesrätin Deeg steht fest: "Die Einstufungsteams arbeiten gut und zielorientiert. Es muss uns jedoch gelingen, die Wartezeiten zu verkürzen, um den Pflegebedürftigen möglichst schnell das Pflegegeld zur Verfügung stellen zu können."
 
 
Es folgen dann weitere Aussagen der Landeshauptmannstellvertreterin zum „Meilenstein“ Pflegegeld. „Wir wollen dies und die dahinterstehenden Mechanismen weiter verbessern, wofür die Erfahrungen der Praktikerinnen wichtige Inputs darstellen. Denn diejenigen, die täglich diese Arbeit leisten, wissen am besten, welche Instrumente es braucht, um gut zu arbeiten. Darum gehen wir diesen Weg konsequent und überzeugt weiter", unterstreicht Landesrätin Deeg.
 

Vergessenes Personal

 
An den Details werde nun im Dienst für Pflegeeinstufung gearbeitet, damit sich die Landesregierung zeitnah damit befassen kann“, heißt es lapidar am Ende der Aussendung. Kein Wort wie die Reform aussehen soll, in welche Richtung diese gehen soll und welche Inputs von jenen kommen, die in der Pflegeeinstufung arbeiten.
Selbstredend erfährt man kein Wort über die Zustimmung, die Kritik oder auch nur die Situationsanalyse derjenigen, die dort täglich ihre Arbeit verrichten.
In der Presseaussendung redet ausschließlich die Landesrätin. Von den gut ein Dutzend Gesprächspartnerinnen und -partnern in der Videokonferenz kommt niemand zu Wort. Selbstredend erfährt man kein Wort über die Zustimmung, die Kritik oder auch nur die Situationsanalyse derjenigen, die dort täglich ihre Arbeit verrichten.
Die Videokonferenz wird als alleinige Belangsendung der Landesrätin medial verkauft.
Auch so kann man Politik machen.