Society | LGBTQ

„Keine Toleranz der Intoleranz“

LGBTQ-Aktivist*innen haben in einem offenen Brief homo- und transfeindliche Artikel in der Dolomiten kritisiert. Chefredakteur Toni Ebner antwortet darauf unbeeindruckt.
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Foto: Sara Rampazzo / Unsplash
Eine Gruppe junger Südtiroler*innen und der Chefredakteur der Dolomiten, Toni Ebner, liefern sich einen Schlagabtausch: Die Gruppe namens „HomophobieIstKeineMeinung“ hat sich kürzlich in einem offenen Brief an Ebner gewandt, um drei homo- und transfeindliche Artikel anzukreiden, die letztes Jahr in dem „Tagblatt der Südtiroler“ veröffentlicht wurden.
„Sie, als meistgelesene deutschsprachige Tageszeitung Südtirols, haben eine große Verantwortung und das Veröffentlichen solcher Artikel hat einen starken negativen Effekt für LGBTQ-Personen in Südtirol. Für viele Personen ist diese Zeitung eine der wenigen Quellen aus denen sie etwas über solche Themen erfahren und die Tatsache, dass ihnen dabei Hass und Hetze vermittelt wird, sorgt für mehr Diskriminierung von LGBTQ-Personen als diese sowieso schon erleben müssen“, schreibt die Initiativgruppe in einem offenen Brief, der von 325 Menschen unterschrieben wurde.
Ebner reagiert darauf wenig beeindruckt: „Bei den Beiträgen unseres freien Mitarbeiters handelt es sich um Meinungsäußerungen, die nicht zwingend der Meinung der Redaktion entsprechen. Wir drucken seit jeher verschiedene Perspektiven aus dem gesamten demokratischen politischen Spektrum ab, und die Aussagen von Herrn Stumfall sind in diesem Kontext zu lesen. Es handelt sich um Positionen, die von der Meinungsfreiheit voll gedeckt sind, und denen selbstverständlich im Sinne einer gesunden demokratischen Diskussionskultur widersprochen werden darf. Dieser Widerspruch findet öfters auch auf den Seiten der ‚Dolomiten‘ statt, womit hoffentlich jeder Leserin und jedem Leser klar werden dürfte, dass wir weder trans- noch homophobe Positionen vertreten.“
 
 

Antwort an Ebner

 
Für die Aktivist*innen von „HomophobieIstKeineMeinung“ greift das Argument der Meinungsfreiheit zu kurz: „Im Fall der ‚Dolomiten‘ auf Meinungsfreiheit zu beharren, ist, deren Machtposition zu leugnen. Durch ihre Reichweite und Ansehen verbreitet solch eine Zeitung Ideen an tausende von Menschen. Und Ideen bringen Taten mit sich – wie Diskriminierung und Hassverbrechen“, teilen sie auf Instagram mit. „Keine Toleranz der Intoleranz – auf diesem Ansatz ruhen Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Und das ist Demokratie.“
Centaurus, ein Verein für LGBTI+ Menschen in Südtirol, stellt sich hinter die Aktivist*innen: „Als erstes möchten wir uns für eure Analyse- und Kommunikationsarbeit der Instagram-Gruppe bedanken. Als Centaurus stehen wir hinter eurem Schreiben und sind (natürlich) nicht damit einverstanden, dass diskriminierende Inhalte dieser Art veröffentlicht werden. Wir fordern mehr Fingerspitzengefühl bei der Wortwahl und insbesondere bei der Auswahl derjenigen, die diese Nachrichten schreiben und / oder sich mit diesen Themen befassen. Damit dem Leser und der Leserin keine irreführende Werbung und / oder Aufstachelung zum Hass gegeben wird.“