Politics | Landtag

Frauenpower

Der Landtag wird am Dienstag Paula Maria Ladstätter zur neuen Jugendanwältin und Vera Tronti Harpf zur neuen Volksanwältin wählen. Die Hintergründe.

Die Methode hat sich bewährt. Zuerst Anhörung der Kandidatinnen und Kandidaten und dann der Versuch einer gemeinsamen Konsensfindung. Am Dienstagnachmittag stehen auf der Tagesordnung des Landtages sowohl die Wahl des neuen Kinder- und Jugendanwaltes, wie auch die Wahl der neuen Südtiroler Volksanwältin.
„Wir wollen wenn möglich beide Wahlen im ersten Wahlgang entscheiden“, heißt es in der SVP-Fraktion. Zu gut ist auch in der Volkspartei noch die Blamage bei der Wahl von Burgi Volgger zur Volksanwältin in Erinnerung. Zuerst gegen den Willen der politischen Minderheit ernannt, dann die Wahl vom Verwaltungsgericht annulliert und am Ende eine fast nicht mehr enden wollende Zitterpartie bei der Wiederbestätigung.
Damit sich das nicht mehr wiederholt und auch weil es zur Wahl in den ersten Wahlgängen eine Zwei-Drittelmehrheit braucht, sucht die Mehrheit eine Einigung mit der Opposition. Auf einer Sitzung am vergangenen Freitag wurden die Weichen für die Ernennungen gestellt. 

Barbianer Jugendanwältin

21 Bewerber und Bewerberinnen wurden zu den Anhörungen für die Kinder- und Jugendanwaltschaft zugelassen. Am Freitag bekam eine Kandidatin aber eine klare Mehrheit: Paula Maria Ladstätter.

Die 47jährige Barbianerin hat neben einem abgeschlossenen Jus-Studium auch einen Abschluss in Sozialpädagogik. Dazu ist sie ausgebildete Mediatorin und Coach für gewaltfreie Kommunikation. Ladstätter leitete jahrelang die Flüchtlingsberatung der Caritas. Derzeit ist sie als Trainerin und Mediatorin freiberuflich tätig. Nicht nur vom Profil her hat Ladstätter die Mehrheit der Landtagsabgeordneten überzeugt, auch bei der Anhörung hat sie eine äußerst gute Figur gemacht. Paula Maria Ladstätter dürfte am Dienstag im ersten Wahlgang zur neuen Kinder- und Jugendanwältin bestellt werden.

Widmanns Kandidat

Etwas offener ist das Rennen hingegen um die Südtiroler Volksanwaltschaft. Insgesamt 31 Bewerberinnen und Bewerber gab es. Am vergangenen Freitag war davon noch ein Dreiervorschlag übriggeblieben. Zwei Frauen und ein Mann.
Der männliche Kandidat ist Manfred Mussner. Der 41jährige Jurist und Direktor des staatlichen Flugssicherheitsbehörde ENAC am Bozner Flughafen hat bei der Anhörung im Landtag durchaus beeindruckt. Teile der SVP setzen deshalb auf ihn. Energischen Widerstand gibt es aber von der Opposition. Vor allem die persönliche Nähe Mussners zum früheren Mobilitätslandesrat und amtierenden Landtagspräsidenten Thomas Widmann wird von der Opposition kritisiert. Damit dürfte Mussner seit Freitag aus dem Rennen sein.
So spitzt sich alles auf einen weiblichen Zweikampf zu.

Die Vizegeneralsekretärin

Die Juristin Gabriele Morandell ist Vizegeneralsekretärin der Stadtgemeinde Brixen. Aus diesem Landesteil kommen dann auch ihre größten Unterstützer. Die ehemalige Brixner-Stadträtin Magdalena Amhof rührt in der SVP seit Wochen die Werbetrommel für Morandell.

Zudem kann die Gemeindesekretärin auch auf die Unterstützung der Freiheitlichen hoffen. Die Blauen haben den langjährigen Brixner Gemeinderat Walter Blaas mit der Aufgabe der Volksanwaltschafts-Besetzung beauftragt. Weil Blaas Morandell aus seiner Tätigkeit als Gemeinderat kennt und schätzt, will er seine Fraktion auf die Brixner Anwärterin einschwören.
Aber auch eine andere Prominente rührt die Werbetrommel für Gabriele Morandell. Die amtierende Volksanwältin Burgi Volgger macht bei den Landtagsabgeordneten offen für die Brixner Vize-Gemeindesekretärin Stimmung. Dieses Lobbying hat auch einen persönlichen Hintergrund. Volgger will unbedingt verhindern, dass ihre stärkste Kritikerin innerhalb der Volksanwaltschaft jetzt auch ihre Nachfolgerin wird.

Die Favoritin

Als Favoritin in den Zweikampf geht Vera Tronti Harpf. Die 46jährige Juristin hat nach ihrem Studium in Florenz noch postuniversitäre Ausbildungen in Privat-, Verwaltungs- und Strafrecht in Rom gemacht. Nach mehreren Jahren im Landesdienst wechselte Tronti Harpf bereits 2001 als Expertin im Verwaltungsbereich zur Volksanwaltschaft. Es gibt kaum jemand, der die Geschichte, aber auch die Arbeit des Südtiroler Ombuds-Institutes besser kennt als sie.


Gerade dieses Wissen und diese Praxis hatten in den vergangenen Jahren zu latenten Spannungen mit Volksanwältin Burgi Volgger geführt. Die Anti-Werbung durch die amtierende Volksanwältin ist vor diesem Hintergrund deshalb kaum eine Überraschung.
Dafür hat Vera Tronti-Harpf einen anderen gewichtigen Fürsprecher. Werner Palla, vor Volgger über ein Jahrzehnt lang Volksanwalt, hat jahrelang mit der Bozner Juristin zusammengearbeitet. Er rührt jetzt die politische Werbetrommel für sie.
Weil Vera Tronti Harpf auch das Vertrauen der meisten Oppositionsparteien genießt, dürfte sie sich am Dienstag im Landtag durchsetzen.