Die Welt als Klassenraum
Wie Freiwilligenarbeit besser anerkannt und etwa im Berufsleben weiterhelfen kann, darüber haben sich heute in Bozen Freiwilligenorganisationen, Bildungseinrichtungen, Behörden, sowie Unternehmen ausgetauscht.
Sie unterstützen und begleiten Krebskranke, Menschen mit Behinderung, Senioren, helfen in der Pflege oder bei der Freizeitgestaltung mit, sie unterstützen Obdachlose, Einwanderer, kurz gesagt: sie packen an, wo Not am Mann oder der Frau ist. Die Rede ist von den unzähligen Freiwilligen, die tagtäglich im Einsatz sind.
Laut Erhebungen stellen etwa 150.000 Südtiroler/innen allein in den verschiedenen Vereinen und Organisationen Zeit und Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung. Sie übernehmen dabei sehr anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgaben. Und automatisch lernen sie dabei auch sehr viel, oder müssen sich spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen, denn die Arbeit mit Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, erfordert Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen, Zuverlässigkeit, Kontinuität.
„Freiwillige lernen Verantwortung zu übernehmen, im Team zu arbeiten, Flexibilität, Respekt und Toleranz gegenüber den anderen. Allessamt nachhaltig wirksame Schlüsselkompetenzen, die auch in der Arbeitswelt sehr geschätzt sind und bei einer Bewerbung den Ausschlag geben können“, betonte etwa der Präsident der Jungunternehmer Südtirols Thomas Moriggl heute auf einer vom Dachverband für Soziales und Gesundheit organisierten Tagung in Bozen.
„Das Ziel ist eine breite Anerkennung für non-formale Bildungsleistungen schaffen“, sagte Dachverband-Geschäftsführer Georg Leimstädtner: „Bisher wird das Potential der Freiwilligenarbeit noch zu wenig wahrgenommen. Uns ist es wichtig dass die Freiwilligenarbeit als Ort des Lernens anerkannt und sichtbar gemacht wird“, so Leimstädtner. Hierfür hat der Dachverband in Südtirol schon vor elf Jahren einen eigenen Ehrenamtsnachweis eingeführt.
Der Direktor der Landesabteilung Sozialwesen Luca Critelli hingegen wies auf die große Aktualität des Themas hin, weil eine EU-Verordnung alle Mitgliedsstaaten dazu aufruft, solche außerhalb der Schule erworbene Kompetenzen besser anzuerkennen. Er ließ aber keinen Zweifel, dass dies gerade für ein Land wie Italien eine besondere Herausforderung ist, da die Zugänge zu Berufen sehr formalisiert sind.
Netzwerke sollen also entstehen, Freiwilligenerfahrungen honoriert werden. Als Partner sind Unternehmen, Kammern, Bildungseinrichtungen wie Schulen, Hoch-, Fach- und Berufsschulen angesprochen. Die Tagung brachte heute die verschiedenen Akteure erstmals an einen gemeinsamen Tisch. Es wurden vor Ort, als auch in Videokonferenzen, Best-Practice-Projekte und Beispiele aus Südtirol, Belluno, Mailand, Innsbruck und Mainz vorgestellt.