Society | Genossenschaften

"Soziales mit Wirtschaftlichem vereinen"

Marion Pallhuber versteht es in der sozialgenossenschaftlichen Gärtnerei Grünes und Co. die Rollen einer Geschäftsführerin, Floristin und Mutter in Einklang zu bringen.
Note: This article was written in collaboration with the partner and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.
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Foto: Grünes und Co.

Seit 2020 ist „Grünes und Co.“ ein hervorragendes Beispiel dafür, dass eine Gärtnerei nicht nur Raum der Entfaltung für Pflanzen ist, sondern auch für die Menschen, die in ihr arbeiten. Die Sozialgenossenschaft befasst sich neben der Floristik und Gärtnerei nämlich auch mit Arbeitsintegration. Das bedeutet, dass Menschen, die aufgrund diverser Situationen oder Problemlagen nicht mehr den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht werden können, hier einen geschützten Arbeitsplatz bekommen, der auf ihre Fertigkeiten, Bedürfnisse und Potenziale angepasst ist. Durch die Förderung ihrer beruflichen, persönlichen und sozialen Entwicklung soll nach Abschluss der Integrationsprojekte wieder eine Anstellung auf dem freien Arbeitsmarkt möglich sein. Das Anliegen von Grünes und Co. ist es sowohl einen individuellen als auch einen gesellschaftlichen Beitrag in Sachen Inklusion und Nachhaltigkeit zu leisten, was bis dato zu gelingen scheint. Neben den fünf laufenden Integrationsprojekten, bemüht sich Grünes und Co. um plastikfreie Produkte, biologische Behandlungsmethoden und lokale Produktion.

 

Alles andere als ein Zuckerschlecken!

 

Die Umstellung des herkömmlichen Gärtnereibetriebes auf die Alltagspraxis einer Sozialgenossenschaft war und ist jedoch alles andere als ein Zuckerschlecken, schildert die Floristin und derzeitige Geschäftsführerin Marion Pallhuber. Als Gründungsmitglied der Sozialgenossenschaft im Jahre 2019, ist Pallhuber seit der Eröffnung der Gärtnerei im Jahre 2020 im Management des Betriebes tätig, erlebte die Engpässe der Pandemiejahre mit und hat mittlerweile Erfahrung damit, als Geschäftsführerin, Floristin und Mutter, sowohl Menschen als auch Pflanzen in ihrer Entfaltung zu fördern. Im Gespräch schildert sie, worauf es beim erfolgreichen Management der Sozialgenossenschaft ankommt, worin ihre Herausforderungen des Alltags bestehen und wie verschiedene Rollenanforderungen zu meistern sind.

 

 

Könnten Sie ihre Tätigkeiten bei Grünes und Co. ausführen?

Als Geschäftsführerin von Grünes und Co. versuche ich täglich, die Werte der Genossenschaft zu leben. Dazu gehören Gleichberechtigung, Selbstorganisation, die gemeinsame und solidarische Gestaltung des Arbeitstages sowie die Gewährleistung unserer betrieblichen Marktwirtschaftlichkeit. Es obliegt mir, die Gärtnerei zu führen und dabei hat für mich die Wahrung eines demokratischen Führungsstils oberste Priorität. Wir legen großen Wert auf Mitspracherecht, gemeinsame Entscheidungen und Lösungsprozesse.

Erinnern Sie sich noch welche Erfahrungen oder Eindrücke für Sie zu Beginn von Grünes und Co. prägend waren?

Die Umstellung meiner Tätigkeit als angestellte Floristin in der Privatwirtschaft zur Führungskraft innerhalb einer Sozialgenossenschaft war schon eine beträchtliche Neuerung. Die Einarbeitungsphase bzw. das Kennenlernen der Sozialgenossenschaft war etwas Besonderes. Ich empfand es als starke Entwicklung, dass bei uns nicht mehr die Pflanze im Mittelpunkt stand, sondern der Mensch. Dabei entwickelten wir uns nämlich über die rohe Tätigkeit als FloristInnen oder GärtnerInnen hinaus und lernten was es bedeutet den Menschen jene Wertschätzung entgegenzubringen, um dem Ideal einer Sozialgenossenschaft gerecht zu werden. Bis heute lehrt uns der Alltag, wie man etwa Werte, wie Inklusion oder Fairness am Arbeitsplatz, im Arbeitsalltag bestmöglich anwenden, gestalten, erhalten und leben kann.

 

Man lernt, wie richtiges Handeln in diversen Situationen aussieht, also wann es gilt einzulenken oder wo Freiraum für Entwicklung notwendig ist.

 

Könnte man sagen, dass Sie mit dieser Entwicklung mitgewachsen sind?

Dadurch das ich die Führungsposition übernommen habe, habe ich stets das Gefühl, dass ich ein immer stärker werdendes Feingefühl für die Bedürfnisse meiner KollegInnen bzw. MitarbeiterInnen ausbilde. Trotz der Aufgaben im Management, beteilige ich mich selbst noch kreativ als Floristin und bin dabei umso mehr Zeugin persönlicher Entwicklungen der Menschen in meinem Umfeld. Diese Entwicklungen können positiv, wie negativ sein, wobei es dann gilt, richtig zu handeln oder bessergesagt immer dazu zu lernen, wie richtiges Handeln in diversen Situationen aussieht, also wann es gilt einzulenken oder wo Freiraum für Entwicklung notwendig ist.

Sie haben bereits angeschnitten, dass bei der sozialgenossenschaftlichen Gärtnerei Grünes und Co. nicht nur die Pflanze, sondern der Mensch im Zentrum steht. Welche Rolle spielen Sie bei der Verfolgung dieses Ideals?

Als Geschäftsführerin übernehme ich mehrere Rollen. Ich bin Managerin, habe eine Vorbildfunktion, bin Vorgesetzte und zudem Mama, tja, das spielt auch mit rein. Sicher, oft ist es eine Herausforderung alles zu vereinbaren, aber man prägt als Mutter schlicht ein stärkeres Feingefühl und Verständnis aus, was im Umgang mit Menschen bzw. dabei auf Menschen einzugehen, eine große Hilfe ist. In meinem Alltag versuche ich die verschiedenen Rollen einfach zuzulassen, was aber nicht immer einfach ist. Dabei braucht es Kreativität, eine Eigenschaft, die zu meinen Stärken gehört! Daher auch die Liebe zu meinem Beruf der Floristik und Gärtnerei. Auf dem Boden der Tatsachen, haben wir aber auch schlicht mit dem allgemein herrschenden Personalmangel zu kämpfen. Die Realität fordert einen dazu auf überall mit anzupacken, wo es nötig ist und dazu noch zwischen den Tätigkeiten ein Gleichgewicht zu halten. Gehe ich von mir aus, kann ich nur sagen, dass mir meine Sozialkompetenz und mein fachliches Wissen stets dabei von Vorteil waren, den Arbeitsprozess in der Gärtnerei zu organisieren, Aufgaben zu delegieren und gleichzeitig Verständnis für meine MitarbeiterInnen zu haben. Ich lasse mich gern von meinen MitarbeiterInnen beraten und gehe weitestmöglich flexibel auf die Anregungen ein. Dazu benötige ich aber auch viel Zeit, die mir manchmal fehlt, weshalb ich es nicht immer schaffe, für alle da zu sein. Im Allgemeinen glaube ich, dass für Frau in einer Führungsposition, ist Dominanz weniger wichtig, dafür aber eine gewisse Hartnäckigkeit, Selbstbewusstsein und Einfühlungsvermögen.

Welcher Aufgabenbereich steht dabei für dich im Vordergrund?

Keine leichte Frage, denn in der Tat ist es eine tägliche Herausforderung alles in Einklang bzw. in ein Gleichgewicht bringen zu können. Es muss genügend Zeit dafür vorhanden sein, auf jeden bzw. jede einzelne/n MitarbeiterIn einzugehen, mit jeder/m mitzuarbeiten, sie in ihren Entwicklungen zu unterstützen und Ziele zu erreichen, aber bis zum Schluss müssen auch die Zahlen stimmen.

 

In meiner persönlichen Herangehensweise der Prozessorientierung sehe ich den Mehrwert

 

Was würden Sie sagen ist der Mehrwert, den Sie zu Grünes und Co. beitragen?

Diesbezüglich würde ich gerne von mir als Frau sprechen. Denn als Frau ist man häufig prozessorientiert und dafür gilt es auch die Sichtweisen der MitarbeiterInnen miteinzubeziehen. Gelingt ihr dies, ist das sehr motivierend und bringt ihr Wertschätzung entgegen. Genau diese Wertschätzung erfahre ich in meinem Alltag und diesbezüglich sehe ich in meiner persönlichen Herangehensweise der Prozessorientierung den Mehrwert, den ich beitrage. Mit Prozessorientierung meine ich, wie ich bereits geschildert habe, die Vereinbarung der verschiedenen Rollen, die man zu bewältigen hat, sowie die Festigung und Ausbalancierung unserer beiden Grundpfeiler: des Sozialen und Betriebswirtschaftlichen. So ist der Alltag gestrickt!

Ein Beitrag von David Orru