Landesrätin Stocker: "Neuer Vertrag mit Hausärzten noch innerhalb 2014"
Frau Landesrätin, warum haben Südtirols Hausärzte mehr Patienten als die Hausärzte im übrigen Italien?
LR Martha Stocker: Wir haben bisher die Anzahl von 2.000 Patienten pro Hausarzt aufrecht erhalten, weil es vielfach der Wunsch der Patienten war, bei einem einmal gewählten Vertrauensarzt zu bleiben. Wir sind die letzte Provinz in Italien, die nun eine Lösung finden muss, um die Anzahl auf 1.500 zu senken. Natürlich ist das Kassationsgerichtsurteil auch für uns jetzt bindend, auch wenn ich damit nicht recht glücklich bin. Bis Ende 2014 werden wir einen neuen Vertrag mit den Hausärzten verhandeln.
Was passiert bis dahin, können die Patienten bei ihren Hausärzten bleiben?
Ja natürlich, in der Übergangszeit wird sich nichts vändern, und ich wünsche mir, dass es auch im neuen Vertrag eine Klausel gibt, mit der alle bisherigen Patienten bei ihren Hausärzten bleiben können. Sprich, dass man im neuen Vertrag zwar auf die 1.500-Marke Bezug nimmt, aber erst ab diesem Zeitpunkt. Am 28. Mai wird das Kassationsurteil an das Bozner Oberlandesgericht zurückverwiesen und bis dahin werden wir mit der Ärztekammer bzw. den Gewerkschaften vereinbaren, bis wann ein neuer Vertrag zustande kommen kann und wie die Rahmenbedingungen dazu aussehen.
Trotzdem wird es schwierig werden, mit einer immer kleiner werdenden Anzahl von Hausärzten eine immer größere Patientenzahl aufzufangen? Laut Ärztekammer gehen in den nächten Jahren etwa 100 von den derzeit praktizierenden 280 Allgmeinmediziner in Rente.
Wir wissen das und wir werden uns verstärkt um die Erhöhung der Ausbildungsplätze bemühen. In diesem Jahr schließt eine erste Tranche von 14 Allgemeinmedizinern ihre Ausbildung ab, und für die 2. Tranche der dreijährigen Ausbildung von 2014 bis 2017 haben sich bereits 12 Ärzte angemeldet.
Trotzdem wird das nicht reichen, haben Sie andere Modelle parat, um die Betreuung der Basismedizin zu gewährleisten?
Es gibt sehr wohl eine Reihe an Überlegungen wie wir die Ressourcen optimal einsetzen könnten, von den Zusammenlegungen der Praxen bis hin zur besseren Vernetzung mit den Krankenhäusern, aber die Tatsache ist klar: Wir brauchen mehr Leute, da ist nicht daran zu rütteln. Dass die Patientenanzahl jetzt gezwungenermaßen reduziert wurde, ist aber auch positiv zu betrachten. So kann sich ein Arzt, wenn er weniger Patienten betreuen muss, auch besser um diese kümmern. Und im neuen Vertrag werden wir auch Zusatzleistungen verankern, die sicherlich im Sinne der Gesamtausrichtung des Gesundheitswesens sind wie auch zum Wohle der Patienten.