Society | Schule

Betreute Ferien

Schulschluss bedeutet für viele Kinder nicht nur das Ende eines straff organisierten Schuljahres, sondern der Beginn eines straff organisierten Sommers. Warum der Segen Sommerbetreuung auch seine Schattenseiten hat.
Maurizio Bosatra
Foto: Salto.bz

Endlich Ferien heißt es heute bzw. morgen für 88.000 Schul- und Kindergartenkinder im ganzen Land.  Jetzt geht der Stress erst richtig los, dagegen für viele berufstätige Eltern, für die die  elfeinhalb schulfreien Wochen bis zum 5. September der reinste organisatorische Balanceakt sind. Der Rettungsanker, um die unterschiedlichen Rhythmen von Schule und der Arbeitswelt auszugleichen? Das Sommerbetreuungsangebot. 244 Projekte mit insgesamt 38.500 Betreuungsplätzen  werden in diesem Jahr von privaten Trägern, Gemeinden oder Schulen angeboten. Zusätzlich halten 29 der insgesamt 260 Kindergärten ihre Tore zumindest einen Teil des Sommers offen.

Ein Angebot, das sich laut dem Direktor des Amtes für Schulfürsorge Richard Paulmichl, bereits seit drei Jahren mehr oder weniger auf diesem Niveau bewegt. Fast vier Millionen Euro stellt sein Amt für die Sommerbetreuung bereit. Pro Woche erhalten die Veranstalter von Kursen je acht Kinder 600 Euro. Voraussetzung für die öffentliche Bezuschuss ist jedoch eine Teilnehmerzahl von zehn Kinder und eine Dauer von zwei Wochen. Auch müssen die Kurse allen offen stehen – ein Grund, das der Preis für so manche Sommercamps von manchen Vereinen weit über dem Durchschnittspreis von 40 bis 70 Euro pro Woche liegt. Eine durchgehende Sommerbetreuung ist für viele Familien deshalb allein aus finazieller Hinsicht ein Problem. "Ich höre regelmäßig von Familien, dass sie sich die Kurse einfach nicht leisten können", sagt die Koordinatorin der Allianz für Familien Christa Ladurner. 

Doch auch die Auswahl und die Abstimmung des breiten Angebotes zwischen Tanzwochen, Computercamps oder Sprachenlernen bringt so mache Familien an den Rande der Überforderung. Hier gibt es laut Richard Paulmichl allerdings noch ein starkes Gefälle zwischen Städten und großen Gemeinden und den Dörfern, wo statt des Überflüsses oft der Mangel an Angeboten besteht. Obwohl sich auch hier das Leben zunehmend einem städtischen Standard annähere und viele Kinder nicht mehr einfach unbeaufsichtigt im Freien spielen können, werde das Angebot von einzelnen Trägern dort noch zu wenig angenommen. In einem Teil der Gemeinden funktioniere aber auch die Koordination zu wenig. „Oft will jeder örtliche Verein sein eigenes Angebot durchziehen, doch gerade in kleinen Gemeinden könnten hier mehr Synergien genutzt werden“, sagt Paulmichl.

Auch von den Eltern selbst wünscht er sich oft mehr Initiative und vor allem Verbindlichkeit. „Denn einerseits wird vielfach erwartet, dass es vom ersten bis zum letzten Ferientag ein Angebot gibt, andererseits passiert es dann auch oft, dass angemeldete Kinder nicht einmal zu den Kursen kommen.“