Wind in tilt

Was macht der Homo digitalis, wenn weder Smartphone noch Internet funktionieren? Antworten eines schwarzen Freitags für alle Wind- und Infostrada-Kunden.

Schwarzer Freitag für alle Wind und Infostrada-Kunden: Kein Internet, kein Festnetz, kein Mobiltelefon – und das vom späten Vormittag an bis etwas 16 Uhr. „Wie viele Liebesgeschichten sind heute wegen ‪#WindDown in die Brüche gegangen? Meine war nahe daran, kann ich Euch versichern“: Einer der unzähligen ironischen wie empörten Tweets, die das beispielslose Blackout des drittgrößten Mobilfunkanbieters des Landes unter den Hashtags #WindDown und #infostradadown begleiteten. Dort fanden sich zumindest für alle jene, die den Segen eines digitalen Zugangs hatten, weit mehr Trost und Informationen als sie der Verursacher selbst zu bieten hatte. Anfänglich versuchte das Unternehmen die aufgebrachte Kundschaft noch mit den üblichen Floskeln zu vertrösten – später dann das knappe Eingeständnis einer „eccezionale anomalia“. Darüber hinaus weder während des Ausfalls noch danach eine Verständigung der KundInnen. Auch über die genauen Ursachen des digitalen Fiaskos war bis zum Abend nichts zu erfahren.

Umso ausführlicher die Kommentare all jener, die für Stunden auf dem Trockenen saßen – und das sind allein bei Wind immerhin ein knappes Viertel aller italienischen Mobilfunknutzer. Wer auch noch das Pech hat, Internet und Festnetz über eine Infostrada-Linie zu benutzen, war buchstäblich von der Außenwelt abgeschnitten. „Ein spezielles Sommerangebot“, so ein Tweet, „per farvi vivere l'estate, sciocchi“. Doch das ist für den Homo digitalis ohne das übliche Rüstzeug alles andere als einfach, bezeugten zahlreiche Tweets: „Il ‪#WindDown oggi ha dimostrato che: si può sopravvivere anche 10 giorni senza mangiare, ma nemmeno 4 ore senza 3G!“.

Codacons: Automatische Entschädigung aller KundInnen oder kollektive Aktion gegen das Unternehmen

Das wohl prominenteste Opfer von #WindDown war Beppe Grillo. Sein Blog blieb ebenfalls mehrere Stunden blockiert. Ob prominent oder nicht: Italiens Konsumentenschützer forderten bereits am Freitag Entschädigungen für die massiven Beeinträchtigungen der Wind- und Infostrada-Kunden durch das Blackout. „Das Unternehmen hat unverzüglich eine automatische Entschädigung an all seine Kunden zu entrichten“, forderte der Verein Codacons. Sollte dem nicht Folge geleistet werden, kündigten die Konsumentenschützer bereits eine kollektive Aktion gegen Wind-Infostrada an, der sich alle Kunden des Anbieters anschließen könnten. PD-Politikerin Lorenza Bonaccorsi, Mitglied der Kommission für Telekommunikation  verlangte dagegen eine Einschaltung der Telekommunikationsbehörde Agcom sowie der Antitrust-Behörde. Ob Arbeiter, Freiberufler, Unternehmer oder Familien: Sie alle seien von Wind-Infostrada für Stunden sich selbst überlassen worden. „Es ist angebracht, dass die Überwachungsbehörden nun überprüfen, was passiert ist und wer dafür die Verantwortung zu tragen hat.“