Das Russendenkmal
„Mein Name ist Hans von Rosenvoll, ich entstamme einem alten deutsch-russischen Adelsgeschlecht!“ Der Mann, der gestern einen seiner beiden Füße selbstbewusst in den Spaltbreit meiner Haustür stellte, sprach freundlich und mit feinem Akzent. Er zeigte auf einen Akt, mit kyrillischer Aufschrift: „Das ist ihr Geheimakt aus Moskau. Er wurde vor einigen Jahren angelegt.“
„Aber ich war ja noch nie in Russland!“ entgegnete ich, „wie - zum Putin -, sind sie auf diese, meine Unterlagen gestoßen? Kommen sie herein! In fünf Minuten beginnt das Eröffnungsmatch. Ich habe Bier kalt gestellt.“
Es gibt Wichtigeres!
Herr von Rosenvoll betrat das Wohnzimmer, begutachtete die Perserteppiche an der Wand, die Meißner-Porzellan-Vitrine und die samtseidenen sündteuren Vorhänge. „Was führt sie zu mir?“ fragte ich, während ich die Bierflaschen, und er "meinen" Akt öffnete.
„Vor rund 10 Jahren kam es in Zusammenhang mit diesem Russen-Denkmal in Tallin zu Cyber-Angriffen auf die estnische Regierung.“ sagte von Rosenvoll vorwurfsvoll: „Der Kreml wollte damals ihnen diese Angriffe zuschreiben.“
Es stimmte, ich war damals in Tallin gewesen und hatte den russischen Bronzesoldaten abgelichtet. Aber das war doch kein Angriff!
Ich sprach mit dem russischen Geheimagenten über die seltene Affäre und sein Rentnerdasein. Die Zeit verstrich und wir vergaßen uns das Spiel anzusehen, wohl stets im Bewusstsein: Es gibt Wichtigeres!
Nachdem Genosse Rosenvoll gegangen war, holte ich zum Spaß meinen Lederball aus dem Mahagoni-Schrank, dribbelte in mein luxuriöses Marmorbad und machte dort noch bis tief in die Nacht eine Menge palleggi.
Ich genoss das Bad in der Menge.
[Special Salto Return #150618]