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Fahler auf der Burg

Das Nein zum Athesia-Museums auf dem Fahlburg kommt für die Betreiber überraschend. Denn Michl Ebner hatte die Museumsgründung generalstabsmäßig vorbreitet.
Fahlburg
Foto: upi
Michl Ebner ist es nicht gewohnt, dass man zu ihm Nein sagt.
Vor allem dann, wenn es um das historisch-geistige Erbe der Familie Ebner geht. „Er sieht diese Entscheidung als Foul des Landeshauptmannes und ist fuchsteufelswild“, beschreibt einer seiner Mitstreiter die derzeitige Gemütslage am Bozner Weinbergweg.
Am 25. Mai 2021 hatte sich der Museumbeirat der Landesregierung mit einem ehrgeizigen Projekt aus dem Hause Athesia beschäftigt: Die Schaffung eines eigenen Museums für Zeitgeschichte auf der Fahlburg in Prissian, das Kanonikus Michael Gamper gewidmet sein soll. Nach einer ausführlichen Diskussion hat der Beirat, die geplante Beteiligung und Finanzierung durch das Land einstimmig abgelehnt.
Es ist eine Entscheidung, die man sich so im Hause Ebner nicht erwartet hat. Auch deshalb wurde der Leiter der Athesia-Kommunikationsabteilung und ehemalige SVP-Landesrat Elmar Pichler-Rolle in den vergangenen Wochen bei mehreren Mitgliedern des Beirates vorstellig, um die genauen Gründe für das negative Gutachten zu erfahren.
 
 
 
Wie groß die Angst vor dem Machblock Athesia in diesem Land immer noch ist, zeigt sich an einem Detail. Es ist Usus, dass die Mitglieder des Beirates ein provisorisches Sitzungsprotokoll erhalten, bei dem sie noch Änderungen anbringen können. Beim Protokoll der letzten Sitzung war genau das der Fall. Im provisorischen Sitzungsprotokoll waren die Gegenargumente zweier Beiratsmitglieder in der Diskussion namentlich angeführt worden. Im endgültigen Sitzungsprotokoll ließ man jetzt diese beiden Namen streichen.
Damit bleibt nur noch ein Name im Protokoll übrig. Jener von Landeshauptmann Arno Kompatscher, der die Diskussion im Beirat am Ende zusammengefasst und kommentiert hatte.
Auf Kompatscher konzentriert sich jetzt auch der Zorn aus dem Weinbergweg.


Das Projekt

 
Michl Ebner hat das familiär-unternehmerische Museumsprojekt drei Jahre lang penibel vorbereitet.
Im Konzept, das dem Museumsbeirat vorgelegt wurde, wird die Geschichte der Renaissance-Villa in Prissian ausführlich beschrieben. Dann heißt es:
 
„Jetzt soll ein nächster Meilenstein in der Geschichte der Fahlburg gesetzt werden, mit der von Jakob Graf Brandis mit der Gemeinde Tisens und Vertretern des Landes Südtirol entwickelten Idee der Einrichtung eines Museums für Option und Migration, mit besonderer Berücksichtigung der Rolle der Minderheiten und Medien.
Der für die jüngere Südtiroler Geschichte wesentliche Zeitabschnitt mit dem Südtiroler Schicksalsjahr 1939 soll dokumentiert und illustriert werden: Migration, Widerstandskampf für die deutsche Volksgruppe, Einsatz für die Erhaltung des Deutschtums, Katakombenschule, Kampf der deutschen Presse (Tiroler, Landmann, Dolomiten, Volksbote) gegen die Zwangsitalianisierung Südtirols, Option 1939, Migration, neue Südtirolersiedlungen im deutschen Reich, Opposition gegen die nationalsozialistische Ideologie, Herz-Jesu-Prozession durch Bozen 1946, Pariser Vertrag als Grundlage für das heutige moderne Südtirol. Dabei sollte auch Kanonikus Michael Gamper, ein gebürtiger Prissianer und als Priester und führender Journalist prägende Persönlichkeit der jüngeren Geschichte Südtirols, ab dem Ende des Ersten Weltkriegs, vor allem der Optionszeit bis in die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg entsprechende Berücksichtigung finden.“
 
 
Das Grundkonzept für den Umbau der Fahlburg wurde von Architekt Zeno Bampi und dem ehemaligen Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes und Architekten Klaus Ausserhofer ausgearbeitet. Die Museumsgestaltung sollte die Bozner „Gruppe Gut“ übernehmen.
Dabei sollte nicht die gesamte Fahlburg zum Museum werden. Die Ausstellungsräume sollten sich vor allem auf den mehrstöckigen Dachstuhl beschränken, während die wunderschönen Salons und Zimmer im ersten und zweiten Stock für Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Buchverkauf, Mediathek und „Historians in Residence“, also Historiker, die zum Forschen kommen, verwendet werden sollen.
Dabei sollte nicht die gesamte Fahlburg zum Museum werden. Die Ausstellungsräume sollten sich vor allem auf den mehrstöckigen Dachstuhl beschränken.
Zudem soll das Gesindehaus gleich am Eingang, das sogenannte „Baumannhaus“ angekauft und als Bauernhaus aus dem Optionsjahr 1939 detailgetreu eingerichtet werden.
 

Der Kauf

 
Die Athesia AG hat bereits vor Jahren einen Kaufvorvertrag mit Schlossbesitzer Jakob Graf Brandis unterzeichnet. Der Kaufpreis für die Fahlburg 4,5 Millionen Euro. Das Baumannhaus ist dabei nicht inbegriffen. Der Vorvertrag enthält aber die Bedingung, dass er nur dann schlagend wird, wenn das geplante Museum zustande kommt.
Die Athesia würde dann nicht die gesamte Anlage – sondern wie es im Konzeptpapier heißt – „beträchtliche Teile der Fahlburg zu einem symbolischen Preis einer Stiftung zur vorgenannten Nutzung übertragen“.
Die Stiftung mit dem Namen „Wider des Vergessens“ soll dafür gegründet werden. Laut Satzungsentwurf vom 19. Mai 2021 sollen dieser Stiftung die Athesia AG, das Land Südtirol sowie die Gemeinde Tisens angehören. Wer dabei aber das Sagen hat, wird allein aus der geplanten Zusammensetzung des Stiftungsrates deutlich. Von den 5 Stiftungsräten sollte zwei die Athesia AG stellen und einen die Familie Ebner.
 
 
 
Für die Restaurierung sowie Adaptierung der Fahlburg für die museale Nutzung werden 6.344.850 Euro und für die Planung und Gestaltung der musealen Ausstellung 541.200 Euro veranschlagt. Plus Ankauf kommt man damit auf eine Gesamtsumme von 11.386.050.
Von Seiten der Athesia wurde auch eine Beitragssimulation erarbeitet, die dem Museumsbeirat als Vorschlag vorgelegt wurde. Das Landesamt für Museen und museale Forschung sollte 1.998.800 Euro (1.018.800 Euro als Investitionsbeitrag und 98.000 Euro über zehn Jahre lang als Führungsbeitrag) beisteuern. Zudem erwartet man sich 1.018.571,60 Euro an Beiträgen für die Restaurierung durch das Landesdenkmalamt.
Macht eine öffentliche Finanzierung von insgesamt 3.017.371,60 Euro.
 

Perfekte Vorbereitung

 
Michl Ebner hat die Museumsgründung perfekt vorbereitet und sich dabei im Vorfeld einige Verbündete gesucht. Unter anderem den Bürgermeister von Tisens Christoph Matscher und die Historikerin und emeritierte Hochschulprofessorin Brigitte Mazohl.
Bereits am 5. Februar 2021 stellten Ebner, Matscher & Co das Grobkonzept für die Fahlburg Kompatschers Ressortdirektor Ulrich Stofner vor. Genau einen Monat später wurde dann eine Videokonferenz organisiert, in der das Museumsprojekt in einer größeren Rund präsentiert wurde.
 
 
Mit dabei: Landeshauptmann Arno Kompatscher, Ressortdirektor Ulrich Stofner, Abteilungsdirektor Vito Zingerle, Landeskonservatorin Karin Dalla Torre, Graf Jakob Brandis, der Bürgermeister von Tisens Christoph Matscher, Architekt Zeno Bampi, die beiden Vertreter der Gruppe Gut, Alfonso Demetz und Uli Prugger, Professorin Brigitte Mazohl und Michl Ebner.
Der Ablauf der Präsentation wurde von Michl Ebner dabei so geplant, dass man die Vorstellung und Diskussion in einer Stunde abwickelt konnte.
Dass nach dieser Landschaftspflege am Ende ein Nein des Museumsbeirats herauskommt, hatte sich im Haus Athesia niemand erwartet. Deshalb ist man jetzt auch so entrüstet.
Formal muss der Landeshauptmann jetzt die Landesregierung über die Entscheidung informieren. Dort werden Ebners Fürsprecher noch einmal versuchen, die öffentlichen Gelder für das Athesia-Museum zu retten.

 

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S. Bernhard Mon, 06/14/2021 - 11:23

"Besonders von der Athesia-Presse und von dieser nahestehenden Autoren bzw. klerikalen und rechtskonservativen Kreisen wurde nach Gampers Tod dessen Wirken mythisch verklärt und dieser zum „getreuen Eckart des Südtiroler Volkes“ und zum „Mann von Tirol“ stilisiert.[16] Dagegen hat die neuere Forschung die teilweise widersprüchliche Haltung Gampers gegenüber den Diktaturen, seinen klerikalen Dominanzanspruch und die systematische Vermengung von Kirche und Politik herausgestellt.[17]"

Vielleicht hat der LH auch mal einen Blick auf Wikipedia geworfen und sich gedacht, die sollen ihre verfälschte Geschichte gefälligst in einem selbst bezahlten Museum präsentieren.

Mon, 06/14/2021 - 11:23 Permalink
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Sebastian Felderer Mon, 06/14/2021 - 11:48

Es ist wohl höchste Zeit, dass einem Konzern oder einem Familienclan endgültig klar gemacht wird, dass die Landesverwaltung keine Caritas-Funktion für wohlhabende Betriebe oder Familien hat. Ein Geschichtsmuseum zu Ehren Kanonikus Gamper dürfte für die Ebners ein "Huster" sein, wie man im Volksmund sagt. Also warum sollen da wieder Steuergelder in Millionenhöhe in dieses Projekt hineinfließen. Nur weil es die beiden Ebner-Söhne gewohnt sind, bloß an die Tür zu klopfen und schon ist das Geld auf dem Konto. Ich würde mich glatt schämen, mit den Kapazitäten dieser Kolosses eine solche Forderung zu stellen und dann noch beleidigt zu sein, wenn es nicht genehmigt wird.

Ich glaube, es wird auch dem Alt-Landeshauptmann wenig helfen, wenn er sich vor diesen Karren spannen lässt. Wenn die Landesregierung ihn bei seiner Fondangelegenheit im Stich lässt, dann ist dies eine politische Frage und keine Angelegenheit der Athesia. Kompatscher wird es zu verantworten und Durnwalder sich zu wehren wissen. Das werden wir spätestens im Herbst 2023 erleben, wenn nicht schon vorher.

Mon, 06/14/2021 - 11:48 Permalink
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Hartmuth Staffler Mon, 06/14/2021 - 15:21

Wenn die Stiftung tatsächlich den Namen „Wider des Vergessens“ erhalten sollte, dann wäre das schon sehr bedenklich. Der Kanonikus hat für die deutsche Sprache in Südtirol gekämpft, und seine Erben kämpfen für ihre Verhunzung.

Mon, 06/14/2021 - 15:21 Permalink