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Nachdenken über Suizid

Ein aktuelles Video ... anschauen und schreiben, wie es wirkt. Das ist das Konzept der Reihe „Screenshot – Videos We Like“. Heute: Cemetery Drive mit „A Father's Son“, die sich darin eines heiklen Themas annehmen, das immer wieder in den Hintergrund rückt.
Cemetery Drive: „A Father's Son“ (Screenshot)
Foto: Cemetery Drive / Alexander Thurner
  • Die Chance ist groß, dass sich viele von uns in derselben Situation befunden haben, über die Simon Feichter im neuen Cemetery Drive-Song „A Father's Son“ singt: Eine Begräbnis einer Person aus dem nahen oder näheren Umfeld, die sich das Leben genommen hat. Stand man dieser Person nahe, dann drängen sich unmittelbar dieselben Fragen auf, die sich auch Cemetery Drive stellen: Warum hat man nichts erkannt, nichts gesehen? Warum hat er (oder sie) nichts davon erzählt, wie es um ihn, um sie stand?

    Der Versuch einer möglichen Erklärung kommt in der zweiten Hälfte des Songs (der vollständige Text folgt etwas weiter unten): Die eigenen Gefühle sollten nicht unterdrückt werden, denn, wer kann schon sagen, was richtig ist und was falsch? Und niemand weiß wirklich, was im Inneren seines oder ihres Gegenüber vorgeht oder womit sie zu kämpfen haben.

    Um die Situation zu ändern wäre es wichtig, zuzuhören, offen zu sein und gerade auch dann da zu sein, wenn es schwierig wird, „when the times get rough“.

    Die letzten Zeilen sind dann deutlich und legen den Finger in die von Alpha-Männern geprägten (Südtiroler) Gesellschaft: „Fuck the patriarchy / We need to eradicate toxic masculinity.“

    Damit erhält auch der Titel des Songs eine fast schon unheimlich Bedeutung, denn er verweist darauf, dass das harte Patriarchat und damit letztlich die Gesellschaft, von Vätern wie Söhnen eine eindeutige, letztlich nicht diskutierbare Rolle abverlangt.

    Bei aller Klarheit dieser abschließenden Aussage, die zentrale Botschaft dieses Songs liegt zum darin, dass es immer ein Rätsel sein wird, wie es um wahren Zustand der Innenwelt der Menschen steht und, daß sich im Umgang zueinander etwas ändern muss.

    „A Father's Son“ ist ein guter Anlass, ein erneutes Mal über die Tragik nachzudenken, die hinter einem Suizid stecken mag. Das Rad der Zeit ist unerbittlich und vieles verschwindet allzu schnell im Nebel der Vergangenheit. Auch der Besuch eines Begräbnisses von jemandem, der uns nahe stand und „freiwillig“ aus dem Leben geschieden ist.

  • (c) Alexander Thurner

  • Für die bildliche Umsetzung der Thematik haben Cemetery Drive und Filmemacher Alexander Thurner (übrigens auch Frontmann von Dead Like Juliet) eine unaufdringliche und auf den zweiten Blick sehr wirkungsvolle Metapher gefunden: Die Band befindet sich in einem fensterlosen Container, der keinen Weg nach draußen vorsieht, und der Song entwickelt im Verlauf dann auch eine für Cemetery Drive ungewohnte Härte.

    Alles in allem ist die Umsetzung sehr gut gelungen: musikalisch, bildlich und textlich.

    Cemetery Drive sind demnächst auch live wieder zu sehen: Am Samstag, 29. Juni 2024 beispielsweise auf „Schlöss Prösels“ bei Völs, oder am Samstag, 27. Juli 2024 beim „Nordpark Festival“ in Sterzing.

  • Der geschlossene Container als Metapher für die Seele: Cemetery Drive und Videomaker Alexander Thurner haben die Thematik des Songs mit viel Fingerspitzengefühl umgesetzt. Foto: Cemetery Drive
  • „A Father's Son“: Die Lyrics

    I was at a funeral today
    He was only 28
    Men don't cry is what they say
    Until a father's son throws his life away

    All these questions that we ask
    Was it something from his past?
    Was there something we could have said? 
    How did it all go down so fast?
    Why did he keep it to himself?
    Why didn't he just ask for help?
    Was there something we could have done? 
    Was there anyone?

    I was at a funeral today
    He was only 28
    Men don't cry is what they say
    until a father's son throws his life away 
    They can't believe it, it's such a shame 
    How could he not have wanted to stay 
    in a world so beautiful and gray
    where it's not ok to be not okay

    How can it be so hard to see?
    Every feeling has its right to be
    In expressing them there should be no shame 
    when it's what helps us to stay sane
    You can't decide what's wrong or right
    for someone else to feel inside
    You never know what's on their mind
    or what they're trying to fight

    If we want things to change
    we can't just stay the same
    To hear is not enough
    We need to listen if we want the people to speak up 
    If we want things to change
    we can't just stay the same
    To ask is not enough
    We need to be there for each other when the times get rough

    If we want things to change
    we can't just stay the same
    Fuck the patriarchy
    We need to eradicate toxic masculinity

  • Erst vor wenigen Tagen erschienen: Das Cover zur neuen Single „A Father's Son“ von Cemetery Drive. Foto: Daniel „Archetype“ Hofer
  • Links:

  • Scheuen sich nicht, in ihren Texten auch über heikle Themen nachzudenken: Cemetery Drive aus Auer haben mit „A Father's Son“ eben erst einen neuen Song mit dazugehörigem Clip veröffentlicht. Foto: Thomas Monsorno