Berufstätigkeit versus Familie - wer killt wen?
Die Dolomiten hat am Montag, 11.08.14 ein Interview mit dem Familienseelsorger Fiung zum Thema Partnerschaft veröffentlicht. Bereits die Wahl des Titels „Beziehungskiller Berufstätigkeit“ lässt auf den Tenor des Artikels schließen: Es werden Zusammenhänge zwischen Berufstätigkeit und Partnerschaft hergestellt und suggeriert, dass Paare, bei denen ein Partner nicht berufstätig ist, glücklicher sind.
Im Artikel selbst wird es nochmals ganz klar formuliert: „Wenn ein Paar es sich leisten kann, dass einer von beiden daheim bleiben kann, dann ist das eine große Stütze“. Auch wenn nicht ausdrücklich von der Frau gesprochen wird, die daheim bleiben „kann“, legt die gelebte Realität diesen Schluss nahe.
Statistiken sprechen eine klare Sprache: Es sind hauptsächlich Frauen, die ihren Beruf aufgeben und sich hauptberuflich um die Erziehung der Kinder kümmern. Und genau an diesem Punkt muss man(n)/frau sich fragen, welchen Preis die Entscheidung hat, nicht berufstätig zu sein? Keiner bezahlten Tätigkeit nachzugehen, bedeutet u. a. ökonomische Abhängigkeit (förderlich für eine gleichberechtigte Partnerschaft?), Unterbrechung der beruflichen Laufbahn und ein erhöhtes Risiko von Altersarmut betroffen zu sein. Dies sind nur einige Aspekte, die häufig Folge der Entscheidung sind, daheim zu bleiben.
Ist dies wirklich für eine „moderne“ Gesellschaft erstrebenswert? Bedeutet dies nicht, dass ein wesentlicher Teil der Gesellschaft einen zu hohen Preis dafür zahlt? Dies soll nicht den Schluss zulassen, dass die Entscheidung, einer nicht bezahlten Tätigkeit nachzugehen, für Männer und Frauen grundsätzlich zu verwerfen ist. Sondern bedeutet ausschließlich, dass, unter den aktuellen Bedingungen, das weibliche Geschlecht immer noch einen zu hohen Preis für diese „Familienentscheidung“ zahlt. Es ist also nicht ein Problem der Frau, sondern ein gesellschaftliches Problem.
Es scheint immer noch leichter zu sein, die Lösung für die steigende Scheidungsquote in der Rückkehr zu traditionellen Rollenmustern zu suchen, anstatt sich konstruktiv damit auseinander zu setzen, welche gesellschaftspolitischen Strukturen geschaffen werden müssen, um berufstätige Frauen und Männer oder jene, die sich entscheiden, sich hauptberuflich der Familien zu widmen, zu unterstützen.
Es scheint immer noch leichter zu sein, die Lösung für die steigende Scheidungsquote in der Rückkehr zu traditionellen Rollenmustern zu suchen.
Diese Unterstützungsmöglichkeiten reichen von flexiblen Arbeits(zeit)modellen, über Kinderbetreuungsangebote, bis hin zur Anerkennung der Betreuungszeit als Arbeitszeit. Jedoch darf Eines dabei nicht vergessen werden: Gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen wandeln sich häufig in Folge von veränderten Denkmustern von Frauen und Männer. Ist es dann nicht an der Zeit, traditionelle Rollenmuster kritisch zu überdenken?
Dazu Brigitte Ederer, eine
Dazu Brigitte Ederer, eine der (Zitat) "erfolgreichsten Wirtschaftslenkerinnen Europas": http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-08/interview-brigitte-ederer-fra…